500 Flüchtlinge ziehen in alten Baumarkt

1.10.2015, 06:00 Uhr
500 Flüchtlinge ziehen in alten Baumarkt

© Ralf Rödel

Lange fackeln geht nicht. „Wir haben zu reagieren“, sagt Landrat Alexander Tritthart. Am Montagnachmittag hat er einen Mietvertrag für den Praktiker-Baumarkt unterschrieben. Inzwischen sind schon die Handwerker da. Das Gebäude wird fit gemacht, um 500 Asylbewerber, vermutlich aus über 20 Nationen, aufzunehmen. Herzogenaurach, die größte Stadt im Landkreis, wird damit — für mindestens ein Jahr — wieder eine Außenstelle der Erstaufnahmeeinrichtung in Zirndorf.

Das heißt: Flüchtlinge, die neu in Deutschland ankommen, werden dort erfasst und medizinisch untersucht. Nach etwa zwei bis sechs Wochen sollen sie dann weiterverteilt werden an dezentrale Unterkünfte. „Es ist wie Hemhofen, nur größer“, sagt Tritthart. Damit meint er natürlich nicht die ganze Gemeinde, sondern die Unterkunft in der dortigen Tennishalle, wo derzeit 180 Asylbewerber untergebracht sind. In der Halle sind auch eine Verpflegungsstation und sanitäre Einrichtungen zu finden.

So soll es auch im Praktiker organisiert sein. Weil Sanitärcontainer derzeit nur sehr eingeschränkt lieferbar sind, bauen die Handwerker sanitäre Anlagen ein. Außerdem werden Elektroleitungen verlegt. Auch einen W-Lan-Anschluss wird es geben, damit die Flüchtlinge eine Möglichkeit haben, Kontakt zu halten mit ihren Familien daheim.

Jürgen Seiermann, Geschäftsführer des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) Erlangen-Höchstadt, ist zuversichtlich, dass die Betreuung gut funktionieren wird. Der Sozialverband kümmert sich derzeit um 950 Asylbewerber in zwei Einrichtungen in der Stadt Erlangen, in Hemhofen und in Baiersdorf. In der Notunterkunft dort leben derzeit 120 Menschen. Diese Plätze werden nach Herzogenaurach verlegt. „Wir sind sehr dankbar, dass die Stadt Baiersdorf uns für die Vorbereitung noch etwas Zeit eingeräumt hat“, sagt Tritthart.

Um die Asylbewerber im Praktiker zu betreuen, stockt der ASB personell auf und beschäftigt dann an die 100 Personen in der Flüchtlingsbetreuung. „Wir wollen einen Ort schaffen, der nicht nur funktioniert, sondern den teils traumatisierten Menschen auch ein bisschen Geborgenheit und Schutz bietet“, meint Seiermann. „Das klappt sicher gut in Herzogenaurach“, meint Bürgermeister German Hacker. Der Helferkreis sei gut aufgestellt, die Nachbarn hilfsbereit und auch als das Berufsschulzentrum Notunterkunft war, habe es keine Probleme gegeben. Viele der großen Firmen seien sehr kooperativ: Sie helfen mit Sachspenden oder bei der Suche nach Dolmetschern in der eigenen Belegschaft. Hacker betont, Pläne für die Ansiedlung eines neuen Baumarkts im Praktiker-Gebäude seien nicht vom Tisch. Der Mietvertrag mit dem Landratsamt läuft vorerst für ein Jahr.

Eine Infoveranstaltung zum Thema findet am Dienstag, 6. Oktober, um 19.30 Uhr im Vereinshaus Herzogenaurach statt.

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