85 Kilometer zu Fuß für die Mutter Gottes

24.6.2016, 17:17 Uhr
85 Kilometer zu Fuß für die Mutter Gottes

© F.: Neudörfer

Seit 1738 gibt es die Fußwallfahrt nach Dettelbach. Sie lebte ab 1988 wieder auf, wie Organisator Helmut Fischer erläuterte. Er selbst plant diese seit 29 Jahren. Am Freitag um 4 Uhr ging es los auch mit dem örtlichen Pfarrer Helmut Hetzel und acht weiteren Gläubigen davon waren 18 Frauen dabei, die älteste Teilnehmerin ist Anna Fickert mit einem Alter von 85 Jahren. Stadtpfarrer Kilian Kemmer begrüßte die Pilger im Café Baier.

In der Spitalkirche hielten die Herzogenauracher Wallfahrer bei Gebet und Gesang inne, gedachten der verstorbenen Teilnehmer. Der Fußmarsch führte sie danach nach Weingartsgreuth zur Mittagspause ins Gasthaus Weichlein und in Geiselwind übernachteten sie. Am nächsten Tag war die 85 Kilometer lange Strecke zum Wallfahrtsort nach Dettelsdorf geschafft.

Rund 200 Christen aus der Aurachstadt bekennen mit dieser Wallfahrt ihren Glauben und tragen in der unterfränkischen Wallfahrtsbasilika „Maria im Sand“ ihre Sorgen und Fürbitten vor. Es ist die 278. Wallfahrt an der sich – wie seit Jahren – mehrere Gruppen beteiligen.

Eines aber ist neu: Die Einheit und Zusammengehörigkeit aller Teilnehmer stand in diesem Jahr im Mittelpunkt. „Es kann nicht sein, dass sich Fuß- oder Radwallfahrer, solche, die mit dem Bus oder Pkw nach Dettelbach kommen als Konkurrenten verstehen. Alle haben dasselbe Anliegen, und von daher muss dieses auch nach außen dargestellt werden“, so Helmut Fischer und Thomas Kotzer, dem neuen Wallfahrtsleiter. Und beide betonen „Wir müssen offen sein nach allen Seiten!“ Seit 1738 ziehen Herzogenauracher Gläubige ins Unterfränkische, um den Beistand der Gottesmutter zu erbitten. Über den Feiertag Maria Himmelfahrt (15. August) oder „nach der Schnitternte“, wie man früher formulierte, fand früher die viertägige Wallfahrt statt. Es ging an den ersten beiden Tagen ausschließlich zu Fuß über Höchstadt, Schlüsselfeld nach Geiselwind und von hier aus vorbei an Wiesentheid in Richtung Main.

In einem Wallfahrtsbüchlein von Pfarrer Johann Erhard Ammon aus dem Jahr 1757 ist genau festgelegt, welche Gebete gesprochen, welche Lieder gesungen werden und wo gerastet werden soll. Unterbrechungen der Wallfahrt gab es lediglich, als nach dem Zusammenbruch des Alten Reichs (nach 1800) Wallfahrten für kurze Zeit verboten worden waren. In Kriegs- und Notzeiten erfuhr die Pilgerschaft der Herzogenauracher jeweils starken Zulauf.

Hohe Teilnehmerzahl

In Unterlagen im Dettelbacher Franziskaner Kloster, der Anlaufstelle für alle Wallfahrer, findet sich der Hinweis, dass anlässlich der 50. Wallfahrt im Jahr 1788 der Herzogenauracher Pfarrer von 1000 Teilnehmern begleitet worden sein soll, die ihre Anliegen am Gnadenbild in der Basilika in Dettelbach vorgetragen haben.

Vieles hat sich seit 1900 geändert. Man nutzt für den Bittgang nach Dettelbach teilweise die Eisenbahn. Zu Fuß ging es nach Emskirchen, später nach Puschendorf. Von hier aus fuhr man nach Mainstockheim und dann wallte man wieder „per pedes“ zum Marienheiligtum. Mit zunehmender Motorisierung stieg man seit den 50er Jahren auch um auf den Bus oder den bequemeren Pkw.

Seit 1988, als sieben Mann aufbrachen, ist die Zahl der Fußwallfahrer ständig gestiegen und in diesem Jahr hat Fischer Anmeldungen von 18 Frauen und 34 Männern aus allen Herzogenauracher Pfarreien. „Selbst evangelische Gläubige haben sich seit einigen Jahren angeschlossen“, stellt Helmut Fischer stolz fest.

Zusammen mit Wallfahrtsleiter Thomas Kotzer freut sich die Truppe auch über die Teilnahme von 50 Fuß-/Buswallfahrern und über 50 reine Buswallfahrer. Unter Leitung von Thomas Matzick sind auch 30 Jugendliche mit dem Fahrrad auf der Wallfahrt. Zahlreiche Privatpersonen, die mit dem eigenen Auto nach Dettelbach kommen, schließen sich zum Hochamt am Sonntag um 9 Uhr an.

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