90 Jahre TSV: Vom Lamabuckl in die Sandwüste

2.7.2017, 06:00 Uhr
90 Jahre TSV: Vom Lamabuckl in die Sandwüste

© Quelle: TSV

Es war eine ganze Gruppe Fußballbegeisterter, die den Verein im Gasthaus Bräun mit Wölker zusammen gründeten. Offizieller Vereinszweck war zunächst die Leichtathletik, aber hauptsächlich spielten die Gründer Fußball – und rodeten und ebneten ihr Spielfeld auch selbst "in harter Arbeit", wie die Chronik berichtet. Die Gemeinde hatte dafür eine Gelände am "Kühtrieb" zur Verfügung gestellt, dessen Bodenbeschaffenheit der Volksmund mit "Lamabuckl" ausreichend beschreibt.

90 Jahre TSV: Vom Lamabuckl in die Sandwüste

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Der TSV spielte mehr schlecht als recht gegen Mannschaften der Nachbardörfer, zum Beispiel gegen den TSV Neuhaus, mit dem schon 1928 eine Patenschaft eingegangen wurde. Wenig später schloss sich der Verein dem Verband "Deutsche Jugendkraft" an, wurde also DJK. Vorher schon war man von Bräun ins Gasthaus Zur Eiche unter Ludwig Zenger umgezogen, jetzt wechselten die DJK-Fußballer in den Hirschen, später Gasthaus Keiner. Adam Kästner und Konrad Fuchs bildeten die Führung.

Gleichschaltung, Arisierung, also die Zerstörung des Vereinswesens in der Nazizeit, und der Zweite Weltkrieg waren das vorübergehende Ende. 1941 wurde der Spielbetrieb eingestellt. 15 Spieler des Vereins kehrten aus dem Krieg nicht zurück.

2:2 gegen Hemhofen

Allerdings gab es 1946 schon wieder eine komplette Elf, zusammengestellt von Ludwig Bittel und lizenzlos, also "schwarz" unterwegs. Ende 1947 bekam der TSV vom Landrat Valentin Fröhlich und der amerikanischen Militärverwaltung die Lizenz für einen ordentlichen Spielbetrieb. Gegner im ersten regulären Spiel nach dem Krieg war der TSV Hemhofen, und die Partie endete friedlich 2:2.

In der Zeit zog der TSV auch um – vom "Lamabuckl" in die "Sandwüste" am Lohmühlweg. Man schloss mit dem Mühlenbesitzer Johann Warter einen Pachtvertrag über einen Acker und die endgültige Heimat des TSV war gefunden, die der Verein heute freilich wieder in Pacht hat, von der Gemeinde Röttenbach. Auch das Vereinslokal wechselte wieder, diesmal zur Brauerei Sauer.

TuSpo nannte sich der Verein einige Jahre lang, aber trotz dieser Wechsel ging es fußballsportlich jetzt kontinuierlich bergauf. 1949 stieg die Mannschaft in die B-Klasse auf, im Spieljahr 1952/53 glückte der Aufstieg in die A-Klasse — immerhin in der Aufstiegsrunde gegen die Amateure der Spielvereinigung Fürth und die Forchheimer Germania. Längst hatte mit dem Hauptlehrer Schuster ein Fußballbegeisterter das Ruder in die Hand genommen. Sechs Jahre spielte der Verein, der sich jetzt endgültig TSV nannte, in der A-Klasse und stieg in der Saison 1958/59 schließlich in die Zweite Amateurliga auf. Es wuchs das Renommee und damit der Wunsch nach einer angemessenen Sportstätte. Letzteres packte 1965 eine Gruppe um den "Res" an. Gemeint ist Andreas Baumüller, der auch als Bürgermeister allsonntäglich als "Stadionsprecher" beim TSV fungierte. In Eigenarbeit entstand das erste Sportheim, 1966 auf hinzugekauftem Gelände das erste Rasenspielfeld. Zum 50. Geburtstag dann kam der Höhepunkt der TSV-Fußballgeschichte, der Aufstieg in die Landesliga 1978. Man blieb jahrelang dank "Sponsorship" sehr erfolgreich, dann folgte ein — ligatechnischer Niedergang — mit einem Zwischenhoch in der Bezirksliga, in die man 1999 aufstieg. Immerhin hat sich die Erste in der vergangenen Saison in der Kreisliga gut geschlagen, allerdings in der Rückrunde die Aufstiegschance verspielt.

In den 70er Jahren vergrößerte sich der Verein stetig und neue Abteilungen entstanden, wie die Turner, die inzwischen aber einen eigenständigen Verein, die TG, gegründet haben.

Im Tischtennis stellte der TSV Röttenbach in den 80er Jahren nicht nur zeitweise über 100 Mitglieder, sondern auch eine Damenmannschaft in der Zweiten Bundesliga und mit Markus Müller sogar einen Bayerischen Jugendmeister.

1981 gründete sich die Volleyball-Abteilung, die heute ihren Sport nicht mehr wettkampfmäßig ausübt, sondern als Freizeit-Ausgleich sowohl in der Halle als auch seit 2005 auf dem Beachfeld am Lohmühlweg.

Badminton wird beim TSV ebenfalls gespielt. Die Abteilung gründete sich 1987 zum 60. Vereinsgeburtstag und entwickelte sich rasant zu einer der stärksten in Mittelfranken. Zeitweise spielte die erste Mannschaft in der Badminton-Bayernliga. Insgesamt hat der Verein heute 403 Mitglieder. Davon sind 104 Kinder und Jugendliche.

Das heutige "sepp med-Stadion" — die Namensvergabe hat die Gemeinde ihrem Mieter überlassen — ist 2005 modernisiert und erweitert worden. Seitdem gibt es nicht nur ein Beachvolleyball-Feld, sondern auch zwei Rasenfußballfelder. Der A-Platz bekam Flutlicht und Rasensprenganlage, ein Kleinfeld und Trainingsplatz kam hinzu.

Seinen 90. Geburtstag begeht der TSV vom Freitag, 7. bis zum Sonntag, 9. Juli. Es gibt verschiedene Fußballturniere, Freundschaftsspiele, aber auch ein Beachvolleyball-Schnuppertraining (8. Juli ab 10 Uhr).

Und natürlich Festbetrieb mit Musik im Festzelt am Vereinsgelände. Am Sonntagnachmittag wird schließlich die Mannschaft des TSV für die kommende Fußball-Kreisligasaison vorgestellt.

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