Ade, Alligators: Ein Mann ist mit sich im Reinen

21.3.2018, 18:13 Uhr
Ade, Alligators: Ein Mann ist mit sich im Reinen

© Foto: Helmut Hollfelder

Daniel Jun hingegen war noch hellwach und unter dem Adrenalin des entscheidenden Playoff-Halbfinals, das nach Verlängerung und packendem Penaltyschießen mit 3:2 an die Gäste vom EV Lindau gegangen war.

Seine letzte Pressekonferenz im VIP-Raum des HEC nach sieben überaus erfolgreichen Jahren unterstrich wieder einmal, welchen Glücksgriff der Sportliche Leiter Jörg Schobert 2011 getan hatte – nach einer Saison, in der die ambitionierten Alligators nach einer Chaos-Saison bis in die Landesliga abgestürzt waren.

Ade, Alligators: Ein Mann ist mit sich im Reinen

© Matthias Weber

Denn Chaos gab es fortan nicht mehr. Der gebürtige Tscheche Jun forderte Disziplin und Leidenschaft ein und lebte sie vor. Auch in seiner Abschiedssaison, die er im stolzen Alter von 40 Jahren in Angriff nahm, schonte er sich nie und ging kämpferisch voran. Zum Abschied zeigte er sich nochmals als Sportsmann, gratulierte dem Lindauer Funktionär Sebastian Schwarzbach aufrichtig und verschwendete keine Sentimentalität an den Gedanken, dass man auch das Finale hätte erreichen können. "Wir haben den Aufstieg in die Oberliga geschafft, das war das Wichtigste. Ich bin stolz auf die Mannschaft. Wenn man im dritten Spiel gegen eine solche starke Mannschaft wie Lindau nach Verlängerung und Penaltyschießen ausscheidet, kann man sich keine Vorwürfe machen. Sie hat alles gegeben."

"Du hast uns geprägt"

Stadionsprecher Markus Langosch, ein Urgestein des 1993 gegründeten Vereins, musste zum Ende der Pressekonferenz ein paar persönliche Worte in Richtung Daniel Jun loswerden: "Ich hätte es niemals für möglich gehalten, dass ein Trainer einmal sieben Jahre beim HEC schaffen könnte. Du hast uns geprägt und uns deinen Stempel aufgedrückt. Du hast Eishockey gelebt — dafür herzlichen Dank vom gesamten Verein."

Ade, Alligators: Ein Mann ist mit sich im Reinen

© Ralf Rödel

Und auch die Fans möchten dem Mann mit der Nummer 19, der in rund 250 Spielen für die Panzerechsen 562 Tore geschossen und sie zurück in die dritthöchste Klasse Deutschlands geführt hat, am liebsten ein Denkmal bauen. Oder zumindest das tun, was für Eishockeyspieler das Gleiche bedeutet: Das Trikot von Daniel Jun soll unters Hallendach gehängt werden. Das fordert der Fanclub "Fanatics" auf seiner Facebook-Seite.

Dort heißt es unter anderem: "Gekommen ist er 2011 als Hoffnungsträger. Hoffnungsträger war er deshalb, weil er als Spielertrainer den Verein in einer seiner schwersten Stunden übernahm. Es war die Saison nach dem Abstieg in die Landesliga. Doch schon damals sprach Daniel Jun von der Oberliga. Er wollte zurück in die Oberliga. Mit dem HEC! Und er brachte seine Philosophie und Einstellung vom Eishockey mit in den Aischgrund. 100 Prozent loyal gegenüber ,seinem‘ HEC. Eine Identitätsfigur, ein Vorbild, einer, der diesem Verein bis dato gefehlt hatte. Er formte eine Mannschaft, die sich mit dem Verein, den Fans und der Region identifizierte. Egal woher sie waren, sie waren ab jetzt Höchstadter. Und so spielten sie auch. Immer Vollgas für unseren HEC! Und so war es kein Wunder, dass der Aufstieg in die Oberliga gelang. Dank Daniel Jun herrscht nun wieder Euphorie im Aischgrund."

Und während sie bei den Alligators dem scheidenden Spielertrainer mehr als nur eine Träne nachweinen – man weiß ja nicht, ob auf sieben fette Jahre nicht sieben magere folgen –, ist dieser komplett entspannt.

Das liegt daran, "weil ich im Kopf schon vor der Saison klar war". Da hatte er dem Vorstand mitgeteilt, dass er im Trainerteam des Zweitligisten ESV Kaufbeuren eine neue Herausforderung sucht ("Ich weiß, was ich will und dass ich als Trainer noch besser werden muss") und seine Zeit in Höchstadt enden würde.

Jun: "Es waren wunderbare Jahre in Höchstadt, eine tolle Mannschaft, überragende Fans – und ich hoffe, dass das so bleibt." Schließlich hat er das Team ja nicht zum Spaß zurück in die Oberliga geführt.

Verwandte Themen


Keine Kommentare