Adebar ist schon startklar

23.8.2016, 11:32 Uhr
Adebar ist schon startklar

© Foto: Berny Meyer

15 Jungstörche haben in Höchstadt den Absprung vom Horst gewagt: Sie sind flügge und trainieren schon für die weite Reise in den Süden. „Sie bilden jetzt Zuggesellschaften“, sagt Edmund Lenz, der die Vögel im Aischgrund betreut. Das sei wie in der eigenen Kindheit: Man kennt sich unter Nachbarn, dann kommen andere hinzu und schon zieht man durch die Gegend – oder eben nach Afrika.

Fünf Storchenfamilien leben in Höchstadt, eine in Lonnerstadt, eine in Gremsdorf, zwei in Mailach und 17 in Uehlfeld. Hier kamen dieses Jahr vier neue Paare hinzu. Im Oberen Aischgrund kommt Edmund Lenz wegen der vielen Paare mit der Horstpflege kaum noch hinterher. Er reinigt regelmäßig die großen Nester, damit sie wasserdurchlässig bleiben.

Neue Kolonien

„Aufgrund vieler Neuansiedlungen kommen wir 2016 auf rund 415 Storchenpaare im Freistaat“, sagt Oda Wieding, die LBV-Projektleiterin des Weißstorchschutzprogrammes. Dabei wachsen nicht nur die bereits bestehenden Storchen-Kolonien weiter, sondern es bilden sich auch neue. „Ansiedlungswillige Paare lassen sich gerne in der Nähe bestehender Nester nieder“, erklärt die LBV-Biologin. Den Erwachsenen geht es also wie den Jungen: Sie freuen sich über gute Nachbarschaft.

Da die Unwetterfronten den Bruterfolg in Bayern 2016 weniger beeinflusst haben, als noch im späten Frühjahr befürchtet, verzeichnet der LBV beim bayerischen Storchennachwuchs für dieses Jahr zumindest eine durchschnittliche Bilanz. Auch Edmund Lenz ist „ganz zufrieden.“

Die Weißstorchpopulation im Freistaat wächst damit im elften Jahr in Folge. Im Aischgrund hat Lenz bereits Ende der 1970er Jahre angefangen, sich für Meister Adebar einzusetzen. Damals waren es zehn Brutpaare, um die er sich kümmerte, inzwischen gibt es 60. „Da in Bayern ein Großteil des Storchenbestandes über eine ungefährlichere westeuropäische Route in den Süden zieht, gibt es bei uns immer mehr Störche.“ Außerdem kommt es zu weiteren Koloniebildungen. „So ist zum Beispiel die Anzahl der Storchenpaare in Herzogenaurach von zwei auf fünf angewachsen“, sagt Oda Wieding.

Edmund Lenz betont, dass die Region auch von dem Engagement von Tierschützern im Elsass und der Schweiz profitiert, die es geschafft haben wieder Vögel anzusiedeln, die dann auch nach Deutschland kommen.

Beim Zug nach Süden böten die großen Maisfelder und die offenen Deponien in Spanien gute Futterquellen, die bald versiegen werden. Die EU hat eine derartige Müllentsorgung untersagt.

Bei den frisch geschlüpften bayerischen Störchen haben die Eisheiligen und die Schafskälte im Mai und Juni zwar für vereinzelte Verluste gesorgt, sich aber weit weniger schlimm ausgewirkt, als die durchziehenden Gewitterzonen mit starken Überschwemmungen befürchten ließen. „Durch die heftigen, aber kurzen und regional sehr begrenzten Schauer, konnten die Küken an den betroffenen Nestern meist nach wenigen Stunden wieder trocknen, und die Altstörche wieder zur Futtersuche fliegen“, erklärt die LBV-Storchenexpertin.

Die Hauptabflugzeit der Weißstörche geht von Ende Juli bis Mitte September. Die Jungtiere sind dabei meist etwa zwei Wochen früher dran als ihre Eltern. „Bis zu den Meerengen schaffen es die meisten“, meint Edmund Lenz. „Wer dann unter drei Kilo wiegt, wird den weiteren Weg wohl nicht überleben.“

Inzwischen gibt es im Aischgrund auch schon Jungstörche, die die gefährliche Reise nach Afrika gar nicht mehr antreten. Sie versuchen sich mit ihren Eltern, die auch oft bleiben, Zuhause durchzuschlagen. „In milden Wintern geht das“, sagt Lenz.

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