Adelsdorf: Schulsportplatz treibt Bürger auf die Barrikaden

25.3.2015, 16:00 Uhr
Adelsdorf: Schulsportplatz treibt Bürger auf die Barrikaden

© Foto: Panzer

Kämmerer Christian Jakobs erwähnte das höchst umstrittene Projekt als letzte einer ganzen Reihe von Maßnahmen, mit denen er Adelsdorf finanziell wieder handlungsfähig machen will. Nicht nur er will das: Der gesamte Gemeinderat habe dieses „Konsolidierungspaket“ Ende vergangenen Jahres verabschiedet, unterstrich Karsten Fischkal. „Wir können keine einzige Maßnahme aus dem Paket nehmen“, so der Adelsdorfer Bürgermeister. Bei der Abstimmung speziell übers Sportplatzprojekt stimmten in der jüngsten Gemeinderatssitzung unbenommen davon fünf Bürgervertreter dagegen.

"Anlage ist nicht sanierungsfähig"

Ebenso wie sein Finanzchef das Thema hinten anstellte, wollte es auch Fischkal nicht überbewertet haben: Schon 1984, gerade einmal zehn Jahre nach der Fertigstellung, wären Bauschäden an der Anlage zutage getreten. Mittlerweile ist sie aufgrund von Frostschäden gesperrt. Um sie wieder herzurichten, müsste der gesamte Unterbau erneuert werden. Die Drainage funktioniere weder an der Bahn noch auf dem Platz selbst. Kurzum, die Anlage sei kein Sanierungsfall, sondern nicht sanierungsfähig. Von der Bevölkerung sei sie zuletzt ohnehin kaum genutzt worden. Und wenn, dann nicht immer zweckmäßig, sondern beispielsweise zum Herumfahren mit Mofas.

Die Gemeinde habe das Gelände verwahrlosen lassen, ärgerte sich eine Anwohnerin, die für eine Erhaltung plädierte. Man sollte stolz auf sie sein, fügte sie hinzu. In diese Richtung tendierten viele andere, die sich an diesem langen Abend vor mehr als 100 Zuhörern zu Wort meldeten. Die Gegner eines Verkaufs behielten akustisch die Oberhand. „Junge Familien wollen wir, aber für die Nachwuchsförderung wollen wir nichts tun“, tönte es dem Bürgermeister entgegen.

Verärgerte Bewohner aus der Ringstraße fühlten sich vom Vorgehen der Gemeinde übergangen. Er stelle den Bebauungsplan doch nun vor, entgegnete der Bürgermeister. Überhaupt sei das Ganze ein ganz normales und transparentes Verfahren, bei dem die Pläne im Rathaus ausgelegt würden. „Aber sie haben es doch schon beschlossen“, empörte sich eine Frau aus den vorderen Reihen.

Willy Wahl, der mit seinem Neuhäuser Team seit Jahrzehnten dort die Leistungen zum Sportabzeichen abnimmt, bekundete nochmals seine Ablehnung. Die Gemeinde tue zwar viel für die Kitas, aber was danach komme, werde aber zu wenig bedacht. „Die Kinder werden immer dicker“, klagte der engagierte Läufer.

Fischkal hielt dem entgegen, dass man das Sportabzeichen auch ohne 400-Meterbahn ablegen könne. „Andere Kommunen machen es uns vor“ sagte er und erwähnte Gremsdorf und Heßdorf. Auch für den Schulsport habe die Anlage längst ausgedient, so Fischkal. Seitens der Grundschule bestehe überhaupt kein Interesse, schon alleine wegen der Entfernung.

Dagegen stellten die Sportvereine ihre Plätze zur Verfügung. Es gebe sogar vertragliche Abmachungen, fügte der Bürgermeister hinzu. Fischkal: „Es ist ja nicht so, dass wir keine Sportplätze hätten“. Auch an Spielplätzen und Möglichkeiten zum Austoben fehle es nicht, stellte der Rathauschef fest. Viel wichtiger als der alte Sportplatz sei ihm der Erhalt der Schwimmhalle.

Im anschließenden Pressegespräch resümierte Fischkal, dass der vermeintliche Verlust viel beklagt worden sei. Er habe aber keinen konstruktiven Vorschlag vernommen, wie die entgehenden Einnahmen kompensiert werden könnten. Laut Kämmerer erwartet die Verwaltung Verkaufserlöse von etwa 2,5 Millionen Euro.

Nach dem vorgelegten Planentwurf wird Platz für 35 Einzelhäuser und Doppelhaushälften geschaffen, außerdem entstünden 18 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern. Insgesamt könnten auf den rund 25.000 Quadratmetern um die 150 Menschen sesshaft werden. Fischkal will das Konsolidierungspaket erklärtermaßen zu „100 Prozent“ umsetzen. Ausnahmen will er nicht machen, das sei unfair gegenüber anderen, denen etwas abverlangt wird. Zum Beispiel den Mitarbeitern in der Verwaltung, wo Stellen gekürzt und Beförderungen verschoben würden, oder den Unternehmern, die sich auf sukzessive erhöhte Gewerbesteuerhebesätze gewöhnen müssten.

Das letzte Wort haben vielleicht die Wähler: Gegenwärtig wird von Verkaufsgegnern ein Bürgerbegehren angestrengt. Der Bürgermeister hält es für gut möglich, dass das nötige Quorum von zehn Prozent der Wahlberechtigten erreicht wird. Dann käme es zum Bürgerentscheid. Karsten Fischkal: „Das ist die beste und demokratischste Art der Entscheidungsfindung.“

Keine Kommentare