Adelsdorf: Viel Interesse am Starkregen-Frühwarnsystem

20.6.2018, 17:37 Uhr
Adelsdorf: Viel Interesse am Starkregen-Frühwarnsystem

© Foto: News5/Oßwald

Wahrscheinlich wären die Schäden geringer ausgefallen, wenn sich das Unwetter ein paar Wochen später zugetragen hätte. Denn als es am 31. Mai in kurzer Zeit stellenweise mehr als 60 Liter Wasser pro Quadratmeter herunterschüttete, arbeitete das Frühwarnsystem noch im Probebetrieb. Es ist schon fast eine Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet in der heimgesuchten Gemeinde das erste Starkregenwarnsystem in Bayern gerade getestet wurde. Die Feuerwehr und das Rathaus waren an das Meldesystem angeschlossen, das an Fronleichnam um 18.47 Uhr die erste Warnstufe ankündigte.

Der Andrang in der Aischgrundhalle am Dienstag war riesengroß. Einige der rund 300 Zuhörer meldeten sich per Handy noch während der Veranstaltung an beim Frühwarndienst, so Bürgermeister Karsten Fischkal. Rund 100 Bürger taten das am folgenden Morgen in schriftlicher Form. Die Formulare lagen am Dienstagabend aus. Sie sind auch im Rathaus zu bekommen. Demnächst ist auch eine Online-Anmeldung möglich.

Das Alarmierungssystem habe am Unglückstag "die Feuertaufe bestanden", resümierte Reinhard Brodrecht. Er ist Chef des Herzogenauracher Fachbüros Spekter, welches das System in Adelsdorf implementiert. Schon zwölf Minuten nach Einsetzen der Niederschläge hätten die Empfänger die erste Warnung erhalten und so die Möglichkeit gehabt, zu reagieren. Die Warnungen kommen per E-Mail, SMS oder automatisiertem Telefonanruf. Darüber hinaus könne die Entwicklung aktuell im Internet verfolgt werden, erläuterte der Ingenieur.

Adelsdorf: Viel Interesse am Starkregen-Frühwarnsystem

© Foto: Karl-Heinz Panzer

Bei seiner Demonstration war die Karte der Gemeinde in vier Abschnitte unterteilt. Engmaschig verteilte Sensoren melden die Situation von verschiedenen Standorten ins System. An Fronleichnam habe sich wieder gezeigt, wie unterschiedlich betroffen die einzelnen Ortsteile sein können, so der Experte. Erfasst werden die Niederschlagsmenge, die Zustände in den Kanälen und die jeweiligen Pegelstände. Farblich gekennzeichnet wird bei vier Gefahrenstufen gewarnt.

Für die Zukunft wappnen

Die Bürger kostet die Teilnahme am Warnsystem gar nichts, betont der Bürgermeister. Die Gemeinde lässt den Service einrichten, der in Bayern als Pilotprojekt läuft und von der Regierung kräftig gefördert wird. Rund um die Veranstaltung waren Fachbetriebe präsent, die Technik und Dienstleistungen zur Schadensverhütung zur Schau stellten. Geräte zur Pflege und Wartung der Abwasserrohre, Rückschlagklappen, Kamera- und Reinigungstechniken. Der Bürgermeister ebenso wie die Vertreter von Spekter legten den Adelsdorfern nahe, sich zu wappnen. Starkregenereignisse nähmen zu. Es gelte, Dächer von oben dicht zu machen, in unteren Geschossen wasserdichte Fenster einzubauen, im Keller den Heizöltank zu sichern und Abflussrohre und Klappen regelmäßig zu prüfen.

Gegen Ende der Veranstaltung, als Bürger zu Wort kamen, wurde Kritik am Krisenmanagement laut. Es habe zu wenig Informationen gegeben, hieß es. Dem hielt Fischkal entgegen, dass die Gemeinde ständig das Rohr- und Kanalsystem überprüfe. Er wies Vorwürfe zurück, wonach die Erschließung des Baugebiets SeeSide zu einer Überlastung der Kanäle innerorts führe. Für das Neubaugebiet sei eigens ein "überdimensioniertes" Regenrückhaltebecken geschaffen worden, das beim Unwetter auch gut funktioniert habe.

Fischkal räumte ein, dass die Baustellensituation dort die Situation an Fronleichnam verschärft habe. Die Gemeinde habe umgehend für Abhilfe gesorgt, so Adelsdorfs Bürgermeister. Insgesamt sei der Versiegelungsgrad im SeeSide nicht höher als beim Aldi-Zentrallager, das dort zuvor gestanden habe. Nur habe es damals noch kein Regenrückhaltebecken und keinen Rückstaukanal gegeben.

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