Adelsdorfer haben Angst vor Starkregen

22.1.2019, 17:08 Uhr
Adelsdorfer haben Angst vor Starkregen

© Foto: Niko Spörlein

Die Erinnerungen sind noch frisch. Wassermassen waren Ende Mai und Anfang Juli 2018 vom Himmel gestürzt: Starkregen hat die Straßen und Keller vieler Adelsdorfer geflutet. Der Vorwurf der Betroffenen: Die Aufarbeitung lasse zu wünschen übrig, sie blieben im Regen stehen. "Letztlich ist man bis heute keinen Schritt weitergekommen", heißt es in dem Schreiben das Rainer Herzig, Jörg Galster, Carola Riedel und Hans-Josef Schmidt gestern dem Rathauschef überreicht haben.

Sie meinen, die Überflutungen ließen den Verdacht zu, "dass es bei der Entwässerungsplanung des Baugebiets Reuthsee schwerwiegende Versäumnisse gegeben hat." Es genüge nicht, ein Frühwarnalarmsystem einzusetzen und darüber hinaus den Bürgern die Verantwortung für die Folgen der aus ihrer Sicht mangelhaften Bauplanung zu übergeben.

"Wir werfen den Verantwortlichen der Gemeinde vor, dass sie vor dem Eintreten des ersten Ereignisses bereits ihre Aufsichtspflicht gegenüber dem Investor und ihre Fürsorgepflicht gegenüber ihren Bürgern vernachlässigt haben."

Adelsdorfer haben Angst vor Starkregen

© Foto: Eduard Weigert

Carola Riedel betonte, sie lebe seit 30 Jahren in einem Haus im Oberdorf und vor der Bebauung des Reuthsee-Areals (wo inzwischen rund 780 Neubürger wohnen – Anmerkung der Redaktion) habe es nie Probleme mit Hochwasser gegeben. Der Starkregen im vergangenen Jahr allerdings habe den Keller volllaufen lassen. Die Zufahrtsstraßen von der Bahnhofstraße zum Baugebiet Reuthsee hätten alle ein Gefälle zur Bahnhofstraße. "Deshalb wird es nicht abzuwenden zu sein, dass bei einem nächsten ähnlichen Ereignis zwangsläufig große Wassermassen unkontrolliert in Richtung Bahnhofstraße strömen", heißt es in dem Schreiben, das die Bürger überreicht haben.

Der Appell ist klar: "Schützen Sie die Bürger vor weiteren Hochwasserereignissen in Folge eines unkontrollierten Zuflusses von Oberflächenwasser aus dem Neubau- bzw. Wohngebiet Reuthsee." Maßnahmen sollten nach Willen der Unterzeichner jetzt ergriffen werden, "bevor das Baugebiet abgeschlossen ist und der Investor die Bühne verlässt." Der Investor soll für die Kosten der durchzuführenden Problemlösung in die Verantwortung genommen werden.

"Nehme das sehr ernst"

Bürgermeister Karsten Fischkal betonte, er nehme den offenen Brief "selbstverständlich sehr ernst". Deshalb habe er unter anderem auch Mitarbeiter Hans Schockel hinzu gebeten, der als technischer Betriebswirt mit Abwasserfragen fachlich vertraut ist. Seit zwei Jahren beschäftige sich die Gemeinde aktiv mit dem Thema. Sie habe das bayernweit erste Frühwarnalarmsystem bei Starkregen freigeschaltet und arbeite derzeit an einer Starkregengefahren-Karte. Der Investor habe bereits nachgebessert.

Fischkal hat außerdem jüngst ein Schreiben an den neuen bayerischen Umweltminister Thorsten Glauber geschickt, um Fördermöglichkeiten zur Einführung eines Starkregengefahren-Berater auszuloten. Ähnlich wie ein Energieberater soll ein externer Fachmann zu Interessierten nach Hause kommen, Schwachstellen ausloten und Schutzmaßnahmen empfehlen. Fischkal selbst habe zu Hause bereits Vorkehrungen getroffen.

"Das haben wir auch getan", sagte Rainer Herzig. "Trotzdem haben wir Angst." Weil das Kanalsystem dem vielen Oberflächenwasser nach der Verdichtung offensichtlich nicht gewachsen sei. Dem widersprach Fischkal. Er gehe davon aus, dass die Berechnungen stimmen. Dennoch werde er den Brief weiterleiten an die beiden Ingenieurbüros, die mit dem Thema betraut seien, und eine Stellungnahme einfordern.

Auch ans Landratsamt werde er das Schreiben weiterreichen und an alle betroffenen Institutionen, die im Vorfeld mit in die Planungen für das Baugebiet einbezogen worden seien.

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