Alligators-Konkurrent Schönheide meldet Konkurs an

13.12.2016, 15:00 Uhr
Alligators-Konkurrent Schönheide meldet Konkurs an

© Foto: Ulrich Schuster

Die Pressemitteilung der Sachsen war sehr kurz gehalten. Als Begründung diente ein einziger Satz: „Die Verantwortlichen des Vereins reagieren damit auf die seit Saisonbeginn zunehmende finanzielle Schieflage des Vereins." Mehr Informationen gibt es aus Schönheide nicht. Denn Pressesprecher Markus Gläß erklärte gleichzeitig: „Ich möchte um Verständnis bitten, dass etwaige Presseanfragen vorerst nicht beantwortet werden.“

Kommunikativer als die Schönheider Funktionäre, die sich im Internet herben Vorwürfen ihrer Fans ausgesetzt sehen, zeigte sich der Deutsche Eishockey-Bund (DEB). Schon am Dienstagmittag waren die wichtigsten Fragen geklärt, wie die Eishockey-news auf ihrer Homepage vermelden. Alle bisherigen Ergebnisse der Wölfe haben unter Berufung auf Ligenleiter Oliver Seeliger Bestand, alle künftig angesetzten Partien werden mit 5:0 für den jeweiligen Gegner gewertet. Nur so könne der festgesetzte Modus der Oberliga Süd mit den Verzahnungsgruppen zur Bayernliga ab Mitte Januar funktionieren.

Seeliger gegenüber den Eishockeynews: „Wir haben die Nachricht von der Insolvenz mit großer Frustration aufgenommen. Gerade, nachdem wir die Oberliga Süd im Sommer aufstocken konnten auf zwölf Teams, ist diese Nachricht extrem traurig.“ Von so einem jähen Ende in Schönheide sei im Sommer nicht auszugehen gewesen. Mit den sportlich mageren Ergebnissen seien nun offenbar Zuschauer und Sponsoren ausgeblieben. Vor einer Woche sei ein „Hilferuf“ aus Schönheide beim Verband eingegangen – doch da standen die Zeiger wohl schon auf fünf vor zwölf, so Seeliger.

Bei den Höchstadter Alligators betrachtet man das Ausscheiden der Sachsen aus der ansonsten nur aus bayerischen Vereinen bestehenden Bayernliga als sehr bedauerlich. Sportvorstand Jörg Schobert: „Egal, welcher Verein aufgeben muss – das ist schade für den Eishockeysport. Zunächst für den Standort, die Spieler, die Fans. Aber dann im nächsten Schritt auch für die anderen Mannschaften in der betroffenen Liga.“

Wichtig ist für Schobert, dass der Verband so schnell geklärt hat, wie es weiter geht. Allerdings sei aus sportlichen Gründen keine andere Lösung denkbar gewesen. Denn dadurch, dass die Oberliga heuer intern noch in eine Nord- und eine Südgruppe aufgeteilt ist, in denen die Vereine gegen die Teams der eigenen Region zwei zusätzliche Spiele bestreiten, hätte eine reine Löschung der Schönheider Resultate zu einer starken Wettbewerbsverzerrung geführt.

Für die Alligators bedeutet der Rückzug der Wölfe zunächst zwei kampflose Siege, aber auch zwei Spielausfälle am 3. (auswärts) und 13. Januar (daheim), wodurch dem Verein auch Einnahmen entgehen. Demgegenüber stehen sechs leicht verdiente Punkte, die im Kampf um Platz acht entscheidend sein könnten.

Jörg Schobert mag solche Rechenspiele nicht: „Wir schauen auf uns und immer nur auf das nächste Spiel.“ Dass dieses just gegen den schärfsten Verfolger im Rennen um den letzten Play-off-Platz geht, ist besonders pikant. Mit dem EV Lindau kommt am Freitag der Bayernligameister von 2015 an die Aisch, der genau einen Punkt hinter dem HEC rangiert – und eben nicht mehr gegen Schönheide spielen würde. Marc Hindelang, Vereinschef am Bodensee und DEB-Vizepräsident, räumt ein, „dass dieser Partie unter den neuen Umständen eine noch größere Bedeutung zukommt als ohnehin schon“.

Das Erreichen von Platz acht würde die Teilnahme an einer weiteren Zwischenrunde und den Nichtabstieg bedeuten, die Plätze dahinter bergen einige Unwägbarkeiten. Aktuell gäbe es statt der erhofften Zwölfergruppe mit vier Ober- und acht Bayernligisten nur elf Teilnehmer, was auch hier zu einem Ungleichgewicht führen würde. Laut Hindelang habe man daher bereits die Bayernligisten kontaktieert, um eventuell auch den Neunten zur Teilnahme an dieser Runde zu gewinnen.

Doch möglicherweise ist der Rückzug der Schönheider nicht das Ende der Fahnenstange, denn seit Wochen geistern auch Konkurs-Gerüchte über den EV Landshut durch die Medien. Dort sieht Hindelang allerdings den Fall anders gelagert: Der aktuelle Spielbetrieb laufe kostendeckend, den Traditionsverein, immerhin zweifacher Deutscher Meister, plagten jedoch finanzielle Altlasten.

Im Sommer dachte man beim DEB, man hätte dank der Nachrücker aus Waldkraiburg, Lindau und Höchstadt die Oberliga Süd vor dem Ausbluten bewahrt, nun geschieht gerade der nächste Aderlass. Wie kann man die Liga aufstocken? Schon vor dieser Saison habe man die Fühler in Richtung EC Red Bull Salzburg II ausgestreckt – zunächst ohne Erfolg. Doch Hindelang betont, dass man an solchen internationalen Lösungen (in der Nordgruppe spielen sehr erfolgreich die Tilburg Trappers aus den Niederlanden mit) dran bleibe: Der DEB sei da für alles offen.

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