Alligators siegen dank Köpfchen und Nerven

4.3.2018, 21:50 Uhr
Alligators siegen dank Köpfchen und Nerven

© Foto: Jürgen Hauke

3:1 steht es nun in der Serie zwischen dem Favoriten, der die Bayernliga-Hauptrunde und Verzahnungsrunde jeweils als Erster abgeschlossen hatte, und den Oberbayern, die dort als Sechste beziehungsweise Vierte gerade noch in die Playoffs gerutscht waren. Doch der TSV, der ausschließlich auf deutsche Akteure setzt, macht es den Alligators, die drei tschechische Kontingentspieler verpflichtet haben (zwei davon dürfen nur spielen, gestern bekam Ondrej Nedved wieder einmal den Vorzug vor Tomas Urban), denkbar schwer.

Und das, obwohl der Außenseiter in eigener Halle zwei Mal Zwei-Tore-Rückständen hinterher laufen muss. "Gladiatoren" geben eben nicht auf – aber Alligatoren sind eben auch zähe Biester.

Nach den harten ersten drei Duellen ist auch Match Nummer vier der Best-of-Seven-Serie wieder äußerst intensiv. So richtiger Spielfluss kommt angesichts von Strafzeiten auf beiden Seiten nicht auf, die kompakten Erdinger lassen die individuell stärkeren Höchstadter kaum zur Entfaltung kommen.

Chance nach Unterzahl

Die erste Chance für die Gäste entwickelt sich direkt nach einer überstandenen Strafzeit in der 4. Minute: Ales Kreuzer stürmt aus der Kühlbox aufs Eis, bekommt den Puck und läuft alleine auf TSV-Goalie Jonas Steinmann zu, kann diesen aber nicht überwinden.

Dann haben die Höchstadter ihrerseits den Vorteil einer sogar doppelten Überzahl, doch trotz aller Versuche will die Scheibe nicht ins Netz. Dann haben wieder die Erdinger zwei Mal in Folge einen Mann mehr auf dem Eis – und haben letztlich Erfolg. Ein abgefälschter Schuss von Marco Deubler schlüpft HEC-Torhüter Philipp Schnierstein durch die Beine (15.).

Bis zur Pause gelingt den Alligators nichts mehr, in der Kabine kommt noch die Hiobsbotschaft hinzu, dass Max Cejka sich verletzt hat und nicht mehr weiter spielen kann. Kapitän Martin Vojcak, der diesmal zunächst als Stürmer aufgeboten war, kehrt zurück in die Defensive, Thilo Grau nimmt seinen Platz in der dritten Sturmreihe ein.

Auch der zweite Durchgang beginnt mit Strafen auf beiden Seiten, doch diesmal können die Gäste das Handicap der Gladiators ausnutzen. Mit einem knallharten Schlagschuss überwindet Nedved in der 26. Minute Steinmann.

Und dann die bisher kurioseste Szene der gesamten Serie: Frei nach dem Motto des legendären Fußballprofis Horst Hrubesch vom Hamburger SV ("Manni Flanke, ich Kopf, Tor!") gehen die Höchstadter erstmals in diesem Spiel in Führung. Aus dem Powerplay heraus zieht Ales Kreuzer ab, doch eigentlich verunglückt ihm dieser deutlich und trifft JiÝi Mikesz am Helm. Der kann nichts dafür, aber irgendwie landet die Scheibe im Gehäuse – und der Spitzname "Kopfballungeheuer" wird ihm erst einmal bleiben.

Die Erdinger sind offenbar noch etwas frustriert, denn zwei Minuten später erhöht Michal Petrak auf 3:1 – es war der elfte Scorerpunkt für den Routinier in dieser Serie.

Blatt gewendet

Aber es hätte nicht zu diesem fränkisch-bayerischen Duell gepasst, wäre das eine Art Vorentscheidung gewesen. Wieder nur eine Minute später ist der TSV erneut auf einen Treffer dran, und vergibt kurz danach die große Chance zum Ausgleich. Aber immerhin hat der HEC das Blatt gewendet, in die zweite Pause geht er mit einer Führung.

Ein Foul an Petrak führt in letzter Konsequenz zum 4:2 (48.): Ein Erdinger muss zwei Minuten absitzen, in Höchstadter Überzahl zieht erneut Ales Kreuzer ab, diesmal fälscht Martin Vojcak – gewollt und mit dem Schläger – den Puck ins Tor ab.

Als die Höchstadter eine doppelte Unterzahl unbeschadet überstehen, hoffen die Fans, dass das Schlimmste überstanden ist. Aber sechs Minuten vor Schluss macht es Philipp Michl mit seinem zweiten Treffer wieder spannend. Kurz vor Schluss nimmt Erdings Trainer Thomas Vogl seinen Goalie vom Eis – und tatsächlich gelingt Daniel Krzizok der Ausgleich.

Petrak ist unbezahlbar

Die Verlängerung scheint nach einer Strafzeit gegen Markus Babinsky für den TSV zu laufen, doch Schnierstein und seine Vorderleute retten bravourös das Remis ins Penaltyschießen. Hier verschießen fünf von sechs Akteuren, nur einer trifft. Kein schweres Rätsel: Wer wohl? Michal Petrak macht alles klar und sorgt dafür, dass die Alligators am Freitag vor eigenem Publikum den Aufstieg in die Oberliga perfekt machen können.

Sportlicher Leiter Jörg Schobert ist hinterher erleichtert, wenn auch nervlich noch angegriffen: "Bei solchen Spielen bräuchte ich einen eigenen Sanitäter, so aufregend ist das. Aber letztlich spielt man die ganze Saison dafür, um solche Spiele zu bekommen. Beide Teams liefern sich eine hochklassige und harte, aber nicht unfaire Serie. Das ist Playoff-Eishockey, die Erding verteilen keine Geschenke und haben ihr System gegenüber der Vorrunde geändert und versuchen alles, um uns das Leben so schwer wie möglich zu machen. Und das gelingt ihnen."

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