Als der Club Weltstar Eusebio aufs Eis führte

16.11.2015, 18:57 Uhr
Als der Club Weltstar Eusebio aufs Eis führte

© Foto: Kurt Schmidtpeter

Der „Joe“, wie ihn die Einheimischen nennen und kennen, spielte von 1956 bis 1963 in der Oberliga Süd beim 1.FC Nürnberg und feierte 1961 mit dem Club die Deutsche Meisterschaft dank eines klaren 3:0-Sieges über Borussia Dortmund. Auch ein Jahr später stand er mit seiner Mannschaft im Endspiel, verlor aber gegen den 1.FC Köln deutlich mit 0:4.

Der Herzogenauracher feierte sein Debüt in der Noris am 19. August 1956 am Bornheimer Hang in Frankfurt gegen den dortigen FSV. Dauerläufer Joe Zenger agierte in der halblinken Verbindung im Angriff.

In der Saison 1956/57 wurden die Nürnberger Meister in der Oberliga Süd und Zenger schoss damals neun Tore in 19 Spielen. Neben ihm im Team stand ein ganz Großer: Max Morlock. Trainer war der österreichische Ex-Nationalspieler Franz „Bimbo“ Binder.

Siegtor in Köln

1961 und 1962 betreute der neue Trainer Herbert Widmayer den FCN, und wieder gewann die Mannschaft den Titel in der süddeutschen Oberliga, wobei natürlich die Deutsche Meisterschaft 1961 der absolute Höhepunkt war. Joe Zenger absolvierte alle sechs Gruppenspiele gegen Werder Bremen, Köln und Hertha BSC, wobei der Herzogenauracher am 14. Juni beim Auswärtserfolg am 14. Juni in Köln das 2:1-Siegtor schoss.

Das Finale fand am 24. Juni in Hannover statt, wo die Läuferreihe des Club den torgefährlichen Innensturm der Dortmunder mit Alfred Schmidt, Jürgen Schütz und Timo Konietzka lahm legte. Danach sammelte Joe Zenger auch Erfahrung im Europapokal. Vier Siege gab es gegen den Drumcondra FC und Fenerbahce Istanbul. Dann kam Titelverteidiger Benfica Lissabon. Auf Schneeboden gelang am 1. Februar 1962 ein überraschender 3:1-Sieg. Am 22. Februar ging man aber im Sturmwirbel in Lissabon mit 0:6 unter, wobei damals Benfica mit Eusebio den absoluten Star in seinen Reihen hatte.

Verletzungsbedingt und auch aufgrund von Differenzen mit Widmayers Nachfolger Jenö Csaknady löste Zenger seinen Vertrag in Nürnberg auf und schloss sich wieder seinem Heimatverein FC Herzogenaurach an, den er zur Saison 1964/65 übernahm und in die Landesliga führte. Das gleiche Kunststück gelang ihm auch mit dem ASV, den er später übernahm.

Joe Zenger erinnert sich noch gerne an das Jahr 1961 zurück, als der Club nach dem Meistertitel zur Mannschaft des Jahres gekürt wurde. Die Ehrung fand in Baden-Baden statt, Fritz Walter hielt die Laudatio. „Ein Traum“ waren für den untadeligen Sportsmann aus Herzogenaurach die eineinhalb Wochen, in denen sie in Nürnberg mit Fritz Walter „arbeiten“ durften.

Der gelernte Maurer und Speditionskaufmann absolvierte nach seinen Gastspielen als Trainer in der Aurachstadt noch die Stationen 1.FC Bamberg, TSV Hirschaid sowie die A-Junioren des 1.FC Nürnberg.

Überall, wo er Mannschaften trainierte, war er geachtet und beliebt. Völlig von den Socken war Zenger als er voriges Jahr eine Einladung nach Bamberg erhielt, wo ihn die Spieler von damals nach 42 Jahren wieder treffen wollten. „Für sie war ich ihr bester Trainer, haben sie mir gesagt“, erinnert er sich. Man verlebte einen schönen Tag, hat den Dom besichtigt war in einem Café und zum Abschluss im „Schlenkerla“.

Gäste aus Bamberg

An seinem heutigen Ehrentag kommen übrigens die Bamberger nach Herzogenaurach zum Gratulieren. Der „Joe“ hat sie eingeladen und will sich damit revanchieren für die schöne Geste im Vorjahr.

Und natürlich hat er auch seine ehemaligen Mannschaftskameraden aus glorreichen Club-Zeiten nicht vergessen. Die geben sich am kommenden Sonntag im Hotel Novina die Ehre. Zugesagt haben Heiner Müller, Horst „Leo“ Leupold, Heinz Ferschl, Tasso Wild, Heinz Kreisel, Steff Reisch, Richard Albrecht und auch Kurt Haseneder möchte aus dem fernen Pfronten anreisen, obwohl er noch unter den Nachwirkungen einer Operation leidet. Absagen musste aus privaten Gründen Gustl Flachenecker.

Mit seinen ehemaligen Teamkollegen trifft er sich auch häufig bei Heimspielen des Club im Vip-Raum des Stadions, wobei die Oldies Ehrenkarten haben. Natürlich juckt es Joe Zenger öfters in den Beinen und er möchte schon dann und wann noch gegen den Ball treten. „Aber Knie und Rücken machen Probleme“ und Zenger möchte nichts provozieren. Noch weit über 70 hat er  den Lehrern, die in der benachbarten Berufsschule Fußball spielen, den Ball noch durch die Beine gespielt.

Jetzt  hält er sich mit  Radfahren fit. Sein Arzt ist beeindruckt von der starken Muskulatur des Seniors, die auch ein Knie ohne Meniskus zusammenhält. Zenger schafft auf zwei Rädern noch mühelos den „adidas“-Berg  und den Berg am Burgstaller Weg. „Wenn ich da einmal absteigen muss, weiß ich, dass ich alt bin“, sagt Joe Zenger augenzwinkernd.

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