Angela Merkel, Martin Schulz und der Weg zum Friedhof

11.6.2017, 09:00 Uhr
Angela Merkel, Martin Schulz und der Weg zum Friedhof

© Foto: Kronau

Bürgermeister Klaus Hacker hätte das wohl auch lieber anders gehabt. "Ja, es wird am 24. September bei der Bundestagswahl in Oberreichenbach auch über ein Ratsbegehren abgestimmt." Die Frage lautet dann nicht nur Merkel oder Schulz, sondern auch: Soll entlang des Tanzenhaider Weges ein rund 150 Meter langer Gehweg zum Oberreichenbacher Friedhof angelegt werden?"

Warum die Bürger darüber abstimmen sollen, wo doch die Bundestagswahl schon für Kopfzerbrechen sorgen dürfte, ist zunächst einmal leicht zu begründen: Der Gemeinderat hat das einstimmig so beschlossen.

Aber was steckt dahinter? Muss der Gemeinderat so ein eher bescheidenes Gehwegthema nicht selbst entscheiden können?

"Das wäre mir auch lieber gewesen", räumt der Bürgermeister ein, der zur Freien Wählergemeinschaft (FWG) gehört. Doch nachdem das Gehweg-Thema nun schon mindestens das dritte Mal im Gemeinderat auf der Tagesordnung stand, "will ich das jetzt vom Tisch haben", so Klaus Hacker.

Worum geht es? Die CSU im Gemeinderat hat in den vergangenen Jahren wiederholt den Antrag gestellt, von der Hauptstraße aus bis zum Friedhof einen Gehweg zu bauen. "Wir halten das wegen der Gefahren für die Fußgänger für notwendig", erklärt Fraktionsvorsitzender Bernd Liebezeit gegenüber den NN. "Insbesondere ältere Menschen haben mich deswegen schon angesprochen."

Jedes Mal wurde der CSU-Antrag mit der Mehrheit der FWG-Stimmen abgelehnt. Warum? "Die meisten der FWG-Gemeinderäte und ich glauben nicht, dass ein solcher Gehweg nötig ist", so Klaus Hacker. Die kleine Straße führt am Friedhof vorbei bis zum Bierkeller Geyer und dann Richtung Tanzenhaid. Es handelt sich quasi um eine Sackgasse ohne Durchgangsverkehr. "Und wenn eine Beerdigung ist, würde der Gehweg ohnehin zugeparkt werden", glaubt der Bürgermeister.

Das wichtigste Gegenargument sind für Hacker die Kosten. Rund 80 000 Euro könnte dieser kleine Asphaltstreifen kosten, weil vermutlich ein kleiner Graben verrohrt werden müsste. Entgegen anders lautender Meldungen müsse aber kein privater Grund erworben werden. Dennoch: "Das ist viel Geld für Oberreichenbach, und ich glaube, dass die Gemeinde das Geld für andere Aufgaben braucht." Bernd Liebezeit dagegen ist der Meinung, dass die Kosten bei weitem nicht so hoch sein müssten. Wenn etwa Arbeiten vom Bauhof übernommen werden könnten.

Die Gemeinde lässt jetzt mittels ihrer mobilen Tempomessanlage feststellen, wie viele Fahrzeuge an der Stelle täglich vorbeifahren. "Fußgänger werden ebenfalls gezählt", so der Bürgermeister.

Auch Bernd Liebezeit hätte das Thema gerne ohne Ratsbegehren geklärt. "Man hätte vielleicht eine Art Befragung im Gemeindeblatt machen können." Allerdings: Auch das hätte seine Tücken der Legitimität gehabt.

"Interessante Kombination"

Also ein Ratsbegehren, und dem hat die CSU-Fraktion in der letzten Ratssitzung auch zugestimmt. Merkel, Schulz und das Für und Wider eines Gehwegs zum Oberreichenbacher Friedhof – "das ist schon eine interessante Kombination", meint auch Liebezeit.

Die Kosten für ein Ratsbegehren kann Hacker noch nicht beziffern. "Da es mit der Bundestagswahl stattfindet, glaube ich, dass sich das im Rahmen hält." Wichtig sei, dass endgültig entschieden werde. "Sonst kommt das Thema nächstes Jahr wieder auf die Tagesordnung." Im Übrigen sieht Hacker der Entscheidung gelassen entgegen. "Wenn die Bürger der Meinung sind, wir brauchen den Weg, dann bauen wir ihn. Ich behaupte nicht, das ich immer Recht habe." Gleichwohl habe er das Gefühl, dass auch die Bürger skeptisch sind.

Aber wenn der Gehweg kommen sollte, so Klaus Hacker, dann müsse man überlegen, den Gehweg gleich bis zum Bierkeller zu bauen. Das hätte mehr Sinn. Wäre aber auch teurer. Rund 160 000 Euro, so die Schätzung.

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