Anwohner sammeln Unterschriften gegen Mietshäuser

16.6.2018, 16:00 Uhr
Anwohner sammeln Unterschriften gegen Mietshäuser

© Ulrich Schuster

Beim Ortstermin an der Dr.-Schätzel-Straße sorgen Vögel für die Hintergrundmusik. Aus dem Obstgarten nebenan, auf dessen Gelände eines der beiden großen Häuser entstehen soll, zwitschert es laut und vielstimmig.

Barbara Kaller, der eine Eigentumswohnung im Haus neben dem verwilderten Obstgarten gehört, möchte diese Idylle gerne erhalten. Gemeinsam mit Otto Zehe, einem weiteren Obstgarten-Nachbarn, und Hauseigentümer Werner Friedrich sammelte sie Anfang Juni Unterschriften in der Nähe der geplanten Baumaßnahme. "In knapp drei Tagen haben 426 Menschen unterschrieben", erzählt Kaller. Und zwar spontan und in den allermeisten Fällen ohne weitere Fragen zu stellen.

"Dieses Biotop muss einfach erhalten bleiben", sagt die Rentnerin. Sie sehe sich deshalb auch nicht in der Pflicht, Ersatzvorschläge zu machen, wo die Stadt andernorts bezahlbaren Wohnraum schaffen könnte. Wenngleich sie sich sicher ist, dass die Stadt sehr wohl andere Flächen für ihr Projekt hernehmen könnte. "Nur haben die keine Übersicht, wo es überhaupt freie Grundstücke gibt." Auch einige brachliegende ehemalige Gewerbeflächen gebe es.

Werner Friedrich, dem ein Haus neben dem Obstgarten gehört, selbst aber in Lonnerstadt lebt, hat als früherer Gymnasiallehrer für Biologie auch noch einen anderen Ansatz: "Das Grundstück bietet für den Biologieunterricht der benachbarten Schulen die Möglichkeit, ganz in der Nähe das Bestimmen von Arten zu trainieren", so Friedrich.

Ohnehin treibt ihn um, dass der Obstgarten nicht genutzt wird. Auch die Früchte der alten Bäume würden nicht verwertet. "Und den Imkern könnte man doch ebenfalls den Zugang ermöglichen, damit die dort Bienenstöcke aufstellen können", meint Friedrich.

Anwohner sammeln Unterschriften gegen Mietshäuser

© Ulrich Schuster

Die Unterschriftensammler beobachteten, dass es den Menschen in der Nähe der geplanten Mietkomplexe nicht nur um den Obstgarten, sondern genauso um den Erhalt des daneben gelegenen Hartplatzes geht, der ebenfalls mit einem großen Wohngebäude bebaut werden soll. "Hier sind immer viele Jugendliche", weiß Kaller. In den Pausen werde der Hartplatz von den Jugendlichen von den Schulen gegenüber als Bewegungsraum genutzt, aber auch am Nachmittag.

Neuer Bolzplatz zu klein

Zwar plane die Stadt einen neuen Bolzplatz auf der Fläche der ehemaligen Gymnasiumsturnhalle, doch sei dieser zu klein, hieß es.

Weitere Argumente gegen das Projekt der Stadt: Zum einen befindet sich am Rand des Hartplatz-Geländes ein Hackschnitzelkraftwerk, "das doch eine Belästigung für die neuen Anwohner sein wird" (Kaller), zum anderen würden die Parkprobleme durch geplante 30 bis 40 neue Wohnungen weiter zunehmen. "Außerdem brauchen wir einen Puffer zu den Schulen", so Barbara Kaller.

Und was, wenn nun der Obstgarten erhalten bliebe, aber der Hartplatz Mietwohnungen weichen würde? "Das wäre die zweitbeste Lösung", meint Werner Friedrich.

Die Gegner bringen unter anderem auch noch vor, dass andere Städte eigens Grünraumzonen einrichten würden, Höchstadt aber ein in mehr als 80 Jahren gewachsenes Obstbaumbiotop zerstören wolle. Der Bau von Mietwohnungen sei zwar wichtig, aber bitte auf weniger ökologisch beziehungsweise pädagogisch wichtigen Flächen.

Die Unterschriftensammler wollen ihre Listen nun zeitnah Bürgermeister Gerald Brehm übergeben. Ausschließen will Werner Friedrich auch nicht, ein Bürgerbegehren zugunsten des Erhalts von Obstgarten und Hartplatz zu initiieren.

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