Arbeitslosenberatung schließt nach 33 Jahren

13.10.2017, 17:32 Uhr
Arbeitslosenberatung schließt nach 33 Jahren

© Archivfoto: Matthias Kronau

Mitbetroffen von der Büroverlagerung ist auch das zweite Standbein der Beratungsstelle: die Beratung bei Mobbing am Arbeitsplatz. Ab 7. November gibt es das Beratungsangebot in Herzogenaurach in reduzierter Form: Jede Woche wird ein Beratungstag im Gemeindezentrum Sankt Otto in der Theodor-Heuss-Straße angeboten; regelmäßig dienstags ab 9 Uhr. Beratungstermine können unter den Telefonnummern (0 91 31) 20 63 10 und (0 91 31) 20 62 58 vereinbart werden.

Der positiv tendierende Arbeitsmarkt in der Region in und um Herzogenaurach hat zur Folge, dass die Zahl der Arbeitslosen seit geraumer Zeit beständig sinkt. Das hat zur Folge, dass auch die Auslastung der Beratungsstelle am Marktplatz seit Jahren zurückgeht.

Andererseits sind die Beratungszahlen in der Kontakt-Stelle für Arbeitslose in Erlangen ziemlich stabil, so dass sich die Zusammenlegung der beiden Stellen in Herzogenaurach und Erlangen geradezu aufgedrängt habe, wie die Verantwortlichen betonen. Außerdem hätten immer mehr ärmere Menschen kein Auto und würden deshalb den öffentlichen Personennahverkehr nutzen. Das Verkehrskonzept in Stadt und Landkreis bleibe offensichtlich auf Erlangen zentriert, was heiße, dass die Beratungsstelle in Erlangen für viele Menschen leichter zu erreichen sei als jene in Herzogenaurach, heißt es in einer Pressemitteilung der Beratungsstelle.

Anlass für die Errichtung der Beratungsstelle in Herzogenaurach war der Niedergang der Schuhindustrie in den 1970er und 1980er Jahren. Zunächst gab es seitens der katholischen Kirche Versuche, ihr Hilfsangebot mit ehrenamtlichen Mitteln zu bewerkstelligen, insbesondere die KAB und Teile des Pfarrgemeinderates Sankt Magdalena engagierten sich dabei. Doch der Bedarf war größer, als dass die ehrenamtlichen Möglichkeiten ausgereicht hätten. Norbert Starost von der Katholischen Betriebsseelsorge in Bamberg holte Stadtpfarrer Sterzl und Bürgermeister Hans Lang mit "ins Boot".

Mit vereinten Kräften wurde die Stelle errichtet. Anfangs stellte die Stadt im Rathaus ein Besprechungszimmer als Arbeitsplatz für Doris Welker zur Verfügung. Im Juli 1985 wird das erste "eigene Domizil", ein ehemaliger Lebensmittelladen in der Edergasse, bezogen. 1988 folgt der Umzug in die Caritas-Sozialstation, Hintere Gasse, und seit 1997 lautet die Adresse Marktplatz 7 a. Damals wurde die Stelle auch umbenannt: Aus der Arbeitsloseninitiative wurde die Arbeitslosenberatung.

Die Einzelberatung für Menschen auf der Suche nach einer bezahlten Beschäftigung steht seit jeher im Mittelpunkt der Arbeit. Von Mitte der 1990er bis Anfang der 2000er Jahre gab es sogar eine Beschäftigungsinitiative, die mit verschiedenen Unternehmen und Kirchengemeinden zusätzliche Beschäftigungsmöglichkeiten entwickelte und etlichen Menschen eine Arbeit verschaffte, die es ansonsten nicht gegeben hätte. Daneben liegt ein Schwerpunkt auf der Beratung in Rechtsfragen: Was steht denn da in meinem Arbeitslosengeldbescheid? – ich verstehe das gar nicht. Haben die richtig gerechnet? – das ist ja so wenig Geld! Die haben mir eine Sperrzeit verhängt – geht das so einfach und ist das denn überhaupt rechtens? Solche und ähnliche Fragen werden fast täglich gestellt. Ein dritter Schwerpunkt ist der Blick auf die Menschlichkeit. Viele Menschen erleben die bürokratische Maschinerie bei Arbeitsagentur und Jobcenter als äußerst belastend, manchmal gar entwürdigend. Außerdem gilt Arbeitslosigkeit noch immer als gesellschaftlicher Makel: Arbeitslose werden in Familie, Freundeskreis und Vereinen isoliert und ausgeschlossen.

Bezahlbares Freizeitprogramm

Arbeitslose können sich viele Dinge wie Kino, Vereinsbeiträge, Gaststättenbesuche und Ausflüge gar nicht mehr leisten, also gehören sie nicht mehr richtig dazu. Arbeitslosigkeit macht einsam. Deshalb gibt es ein Freizeitprogramm, das auch für Arbeitslose bezahlbar ist. Dort trifft man Menschen mit ähnlichen Problemen und man kann auch über Sachen sprechen, die in anderen Kreisen verpönt sind.

Bernd Schnackig kam 2006 als neuer Berater an die Beratungsstelle in Herzogenaurach und brachte das Thema Mobbing am Arbeitsplatz mit. Dieses Beratungsthema bleibt ebenso wie alle Fragen rund um Arbeitslosigkeit weiterhin als Angebot für Ratsuchende erhalten. Auf absehbare Zukunft gibt es in der Region drei Orte, an denen Sprechstunden gehalten werden: das Büro in Erlangen, die wöchentliche Sprechstunde in Herzogenaurach und einmal monatlich eine Sprechstunde in Höchstadt.

ZDie Kontakt-Stelle für Arbeitslose und die Beratungsstelle gegen Mobbing findet man zukünftig in der Reinigerstraße 8, 91052 Erlangen, = (0 91 31) 20 62 58 und (0 91 31) 20 63 10, E-Mail: info@kontaktstelle.de und mobbing@kontaktstelle.de, arbeitnehmerpastoral-bamberg.de

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