Auch bei Herzo Werken: Strompreiskarussell dreht sich

29.3.2017, 14:09 Uhr
Auch bei Herzo Werken: Strompreiskarussell dreht sich

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Trotz dieser achtprozentigen Strompreiserhöhung habe es "keine Kündigungswelle" gegeben, erklärte Jürgen Bauer als Geschäftsführer der Herzo Werke. Die tatsächlichen Kündigungen von Kunden hätten sich "in Grenzen gehalten". In einem "persönlichen Anschreiben" seien allen Stromkunden die Gründe der Preiserhöhung erläutert worden.

Hauptgrund sei laut Bauer "die Erhöhung der Netzentgelte" durch die Firma Tennet. Mit diesen Entgelten werde der Ausbau leistungsfähiger Stromtrassen von den großen Windparks in Norddeutschland Richtung Süden finanziert. Ebenso die Verteilnetze für lokal erzeugten Strom, wie beispielsweise aus Photovoltaik-Anlagen. Die letzte deutliche Strompreiserhöhung der Herzo Werke gab es ab 2013. Damals um rund 15 Prozent. Für die nun von 2016 auf 2017 verteuerten Netzentgelte zahlen die Herzo Werke inzwischen 1,2 Millionen Euro.

Gestiegene Umlagen

Nochmals deutlich angestiegen sind die gesetzlichen Umlagen. "Die Ökostromumlage hat in diesem Jahr das neue Rekordhoch von 6,88 Cent je Kilowattstunde erreicht", erklärte Lundquist Neubauer vom Preisvergleichsportal Verivox. Seit diesen Preiserhöhungen für März, April und Mai habe es verstärkt Zugriff auf die Verivox-Internetseiten und telefonische Nachfragen beunruhigter Stromkunden gegeben.

Gerade in Bayern habe es Lundquist zufolge mit 11,6 Prozent bundesweit die größten durchschnittlichen Erhöhungen in den Grundversorgungsgebieten gegeben.

Egal, ob die Stromkunden beim lokalen Versorger oder einem Mitbewerber unter Vertrag sind, müsse diesen bei angekündigten Preiserhöhungen ein "Sonderkündigungsrecht" eingeräumt werden. so Lundquist.

Stromkunden, denen das Internet suspekt ist, können bei "Verivox" auch die kostenlose Servicehotline unter (0800) 8 08 08 90 anrufen und sich über die Strompreisvergleiche informieren.

Darüber hinaus gibt es gegen eine Jahresgebühr von 29,90 Euro eine Bestpreis-Garantie von "Verivox". Nur wenn die erzielte Jahresersparnis unter 250 Euro liege, müsse eine Gebühr von 29,90 Euro entrichtet werden.

Herzogenauracher Stromkunden können sich aber auch über "Check 24" im Internet über alternative Stromtarife informieren. Bei einem Jahresverbrauch von 4000 Kilowattstunden wird dort eine Jahresersparnis von 469 Euro gegenüber dem Grundtarif des lokalen Versorgers ausgewiesen. Eines der Preisbrecher-Angebote kommt dabei vom Stromversorger BEV.

Einen ganz eigenen Weg zum Abdecken des eigenen Strombedarf hat die Herzogenauracher Firma Dirsch für Haus- und Klimatechnik gefunden. Dort produziert man praktisch den kompletten Strombedarf für Laden, Büro und Lager mit Photovoltaik-Modulen, die auf den Firmendächern montiert sind. Und empfiehlt solche Module zum Einfangen des kostenlosen Sonnenstroms auch den Kunden.

Die Anfangsinvestition einer Familie zum (weitgehenden) Abdecken eines Jahresverbrauchs von 4000 Kilowattstunden bezifferte Geschäftsführer Tino Holzbecher auf 7000 bis 8000 Euro. Um eine solche Photovoltaikanlage optimal nutzen zu können, empfiehlt Tino Holzbecher das Umstellen des persönlichen "Energiemanagements". Will heißen: Fürs Kochen oder Betreiben einer Waschmaschine müsse tagsüber Strom verbraucht werden. Eben dann, wenn die heimische Photovoltaikanlage (PV) auch Strom liefert.

Wem das zu kompliziert ist, der sollte über einen Stromspeicher zusätzlich zur PV-Anlage auf dem Hausdach nachdenken. Der Speicher würde zusätzlich zur Anlage noch einmal mit 8000 bis 9000 Euro zu Buche schlagen.

Trotz Strompreiserhöhungen sieht Holzbecher keinen Run auf PV-Anlagen. Während diese in vielen Industriebetrieben und bei Privathäusern standardmäßig vorgesehen seien, wäre die Nachfrage zum Nachrüsten von älteren Häusern mit Modulen seit Jahren "gleichbleibend". Also ohne kurzfristige Zuwächse im Verkauf von PV-Anlagen.

Private Hausbesitzer könnten zum Stromsparen auch in eine Wärmepumpe investieren. Von Mini-Windrädern zur Stromerzeugung im Hausgarten riet Tino Holzbecher ab. "Das ist reine Liebhaberei."

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