Auch im Landkreis ERH leiden die Pflanzen unter dem Frost

25.2.2018, 11:00 Uhr
Auch im Landkreis ERH leiden die Pflanzen unter dem Frost

© Uli Schuster

Ach, hätte die Gerste doch ein Winterkleid. Eine Schneedecke auf den Feldern könnte die Pflanze schützen, wenn ab dem Wochenende die Temperaturen auf bis zu -15 Grad fallen. Diese Kältespitzen in der Nacht sind dabei nämlich nicht das Hauptproblem, sondern die Kombination mit der Sonne.

"Mit Taupunkten um - 20 Grad ist die Luft ab Sonntag extrem trocken", schreibt Stefan Ochs, der auf der Seite www.wetterochs.de regionale Vorhersagen trifft. Das heißt, erst ab der Minus-20-Grad-Grenze kann sich Wasserdampf als Tau oder Nebel abscheiden. Für die Pflanzen ist es dann also schwieriger, ihre Wasserportiönchen von außen aufzunehmen.

"Dazu kommt auch noch die intensive Sonneneinstrahlung. Bei diesen Bedingungen drohen den Pflanzen Schäden durch die sogenannte Frosttrocknis." Das heißt: Oberirdische Pflanzenteile vertrocknen, weil die Wurzeln aus dem gefrorenen Boden keine Feuchtigkeit mehr holen können. Hobbygärtner können ihre empfindlichen Lieblinge — zum Beispiel Rosen — mit Tannen- oder Fichtenreisig abdecken, um sie vor der Sonne zu schützen, rät der Wetterochs.

Landwirte bräuchten Schnee

Für die Landwirte ist das nicht ganz so einfach. Aber natürlich können auch Gerste, Raps und Co. Wechselfröste und extreme Temperaturunterschiede zwischen der sonnenbeschienenen und der schattigen Seite auf den Feldern nicht leiden. "Die Wurzeln reißen durch das Auftauen und Einfrieren auf", weiß Pflanzenbau-Experte Nikolaus Ehnis. Eine Schneedecke würde Schutz bieten. Fast alle Gewächse haben Probleme mit der Sonne-Kälte-Kombination, die für Spaziergänger ihre Reize hat. Auch an den Stämmen von Obstbäumen können Frostrisse entstehen, wenn die eine Seite beschienen wird und die andere nicht. Hier schützt weiße Kalkfarbe vor Schäden.

Bei den Feldfrüchten ist besonders der Winterraps betroffen, der im Landkreis Erlangen-Höchstadt im vergangenen Jahr auf einer Fläche von etwa 13 000 Hektar angebaut worden ist. "Er hat sich bei den milden Temperaturen toll entwickelt", sagt Ehnis. "Jetzt kriegt er einen auf die Kappe."

Auch die Wintergerste (17 000 Hektar) kämpft mit dem Wetter. Laut Ehnis zeigen sich bereits dunkelgrüne Verfärbungen. Jetzt kommt die Dauerfrostwelle oben drauf. Auch tagsüber steigt das Thermometer in den nächsten Tagen zur Mittagszeit auf maximal - 5 Grad.

 Wenn es wieder wärmer wird, zeigt sich drei bis vier Wochen später, ob es Schäden gegeben hat. Hinzu kommt: Viele Pflanzen sind aufgrund des milden Winters auf Frühling eingestellt. Die Haselnüsse stehen schon in Blüte. "Hier ist ein Ertragsschaden absehbar", meint Ehnis.

Der Fachmann erkennt aber auch gute Seiten am Temperatursturz, denn bislang war der Winter eigentlich zu mild. Das haben Unkraut und Parasiten für sich genutzt. Der Frost macht ihnen jetzt den Garaus. Insofern schützt die Kälte das Getreide auch vor Krankheiten. Fehlt also eigentlich vor allem das Winterkleid.

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