Auch "nur mal kurz halten" ist für Kinder gefährlich

21.2.2017, 15:57 Uhr
Auch

© F.: Pfrogner

NIEDERNDORF — Es ist 13.15 Uhr. Unterrichtsende. Aus der MontessoriSchule in Niederndorf strömen die Schüler. Eine Mutter hält im eingeschränkten Halteverbot, steigt aus und eilt auf die Schultür zu. Sofort wird sie von fünf Schülerinnen und Schülern in Warnwesten umringt. Mit dabei auch Lehrerin Claudia Epler.

Die Frau wird mit ihrem Fehlverhalten konfrontiert — freilich auf sympathische Art und Weise. Denn die Lehrerin erklärt ihr die Gefahren, denen die Schüler, vor allem die kleinen Erstklässler, ausgesetzt sind, wenn die Gehwege zugeparkt werden.

"Dann nämlich müssen die Kinder zu Fuß oder mit ihrem Fahrrad auf die Straße ausweichen, und das kann gefährlich werden", so Claudia Epler. Die Kinder überreichen der Frau einen Aufkleber. Darauf prangt eine leuchtend rote Hand mit der Aufschrift "Stopp Schulwegparker". An dieser Aktion der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommune in Bayern (AGFK) — die Stadt Herzogenaurach ist selbst eine der Gründungskommunen — beteiligen sich neben der Montessori-Schule auch die Liebfrauenhaus-Schule sowie das Herzogenauracher Gymnasium.

Die Frau indessen hört sich das Anliegen von Claudia Epler und ihren Schülern an — und eilt dann mit den Worten "Es ist ja nur das eine Mal" weiter, um ihr Kind aus der Montessori-Schule abzuholen.

Ähnlich kurz angebunden reagiert ein Mann, der sein Auto auf der Straße, direkt am Zebrastreifen und in einer unübersichtlichen Kurve, abstellt, die Warnblinkleuchte einschaltet und sein Altglas in den Container wirft. "Ich halte da ja nur mal ganz schnell", sagt er ungerührt.

"Beide Personen haben ihre Parkposition nicht verändert, sondern ihr Vorhaben durchgeführt", betont Claudia Epler. Umso wichtiger sei diese einwöchige Kampagne. "Die Leute sollen wenigstens zum Nachdenken angeregt werden", sagt auch die städtische Umweltbeauftragte Monika Preinl. Denn vor allem zu Stoßzeiten mit einem hohen Verkehrsaufkommen stelle das Parken auf Fuß- und Radwegen für die jungen Verkehrsteilnehmer ein Problem dar.

Brenzlige Situation

Claudia Epler weiß von einem Fall zu berichten, als vor Weihnachten eine Schülerin in eine brenzlige Situation geriet. Der Grund: Ein Bus musste auf der recht schmalen Straße wegen eines auf dem Gehweg parkenden Autos weit ausholen und erfasste beinahe die Schülerin.

Damit genau so etwas nicht passiert, informieren die Lehrer immer wieder unermüdlich. Auf Elternabenden wird das widerrechtliche Parken thematisiert, auch mit den Kindern im Unterricht. Und diese Woche eben plakativ mit roten Aufklebern, die überreicht oder hinter die Scheibenwischer geklemmt werden. Jeden Morgen vor Schulbeginn und mittags nach Schulende.

Keine Kommentare