Auf der Rennstrecke mit Benzin im Blut und unter Strom

19.5.2015, 16:34 Uhr
Auf der Rennstrecke mit Benzin im Blut und unter Strom

© Foto: Michael Müller

Der uralte Menschheitswunsch nach Mobilität ist auch einer der Zukunfts-Megatrends. Bei Schaeffler mit 83 000 Mitarbeitern weltweit wurde er längst erkannt, dominiert der Bereich Automotive doch inzwischen mit 73 Prozent gegenüber 27 Prozent Industrie das Geschäft.

Auf fünf Feldern des Motorsports ist Schaeffler aktiv: In der Formel E, bei der DTM, (Deutsche Tourenwagen Masters), bei der WEC (World Endurance Championship), im kalifornischen Wüstenrennen Baja oder der Formula Student, in der Studententeams innerhalb eines Jahres einen Rennwagen-Prototyp konstruieren.

„Wirkung als Treiber“

Über all das war bei der Motorsport Academy Spannendes zu erfahren.

Begrüßt wurden die Teilnehmer von Personalvorstand Kurt Mirlach, von Gesellschafter und Aufsichtsratsvorsitzendem Georg F.W. Schaeffler und Gesellschafterin Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann. Sie, nach eigenem Bekunden „begeisterte Zuschauerin vor dem Fernseher“ bescheinigte dem Schaeffler-Motorsport eine „wichtige Wirkung als Treiber für die technologische Entwicklung.“

Prof. Peter Gutzmer, Vorstand für Technologie, bringt das Thema „Mobilität“ seit Jahren schon voran. Seit drei Jahrzehnten ist der Einsatz für den Motorsport ein Teil des Schaeffler-Markenimages.

Einer größeren Öffentlichkeit rückte dies ins Bewusstsein mit dem „Caipirinha-Express“, der in den Konzernfarben Grün und Gelb 2011 erstmals in den Rennen der Deutschen Tourenmasters zu sehen war und damals mit dem Team Phoenix den Gesamtsieg holte. Ebenso wie 2013 mit Mike Rockenfeller am Steuer, nun auch Diskussionsteilnehmer der Motorsport Academy.

Er, gelernter Kfz-Mechaniker, erinnerte an seine ersten Fahrerlebnisse auf dem großväterlichen Bauernhof und auf der Kart-Bahn. Auch die „menschliche Komponente“ bei den zusehends komplexen technischen Abläufen sei wichtig: Fahrer und Ingenieur sollten die gleiche Sprache sprechen. Für die laufende DTM-Saison, demnächst auch mit dem Norisring-Rennen in Nürnberg, sieht er „noch alles drin.“

Eine Art „Space Shuttle“ wie er beschrieb, mit einem der größten Hybridsysteme und einem der kleinsten Verbrennungsmotoren, fährt Porsche-Pilot Timo Bernhard: „Da sind mehr Knöpfe und Drehschalter als im Cockpit.“ Sein Terrain: Effizienz, ein Paradigmenwechsel im Motorsport seit 2012. Erstmals seit 2014 wird der Energieverbrauch eines Rennwagens begrenzt. Vor dem 24-Stunden-Rennen in Le Mans hält der Fahrer zahlreiche Meetings mit Ingenieuren und Mechanikern. Die Herausforderung, so der Pilot: „Wo wird Energie strategisch sinnvoll eingesetzt?“

Nur 24 Minuten mitten in Stadtgebieten hingegen dauert ein Rennen in der neuen Formula E, die erst seit einem halben Jahr existiert. Als „Formelsport aus der Steckdose mit jeder Menge Action“ bezeichnet, kann der Fahrer „Gas geben, wann er will“, berichtete Formel-E-Pilot Daniel Abt. Ein Thema, bei dem die Ingenieure sehr gefordert sind, sei die Batterietemperatur.

Doch schlussendlich, waren sich die jungen Fahrer einig, gehe es ums Gleiche: So schnell wie möglich zu sein.

Ein Kontrastprogramm bot Armin Schwarz auf, der eine Generation vor den jungen Fahrern in seinem Heimatort Oberreichenbach an Mopeds und Motorrädern herumschraubte. Mit Schaeffler verbindet ihn eine 30-jährige Partnerschaft.

Seine aktuelle Herausforderung, die er nur in den USA angesichts weniger strikter Regeln realisieren kann: Mit einem 930-PS-starken Gelände-Rennwagen, Boliden mit Gewicht von 3200 Kilogramm, 30 Stunden am Stück durch Wüsten zu rasen.

Neben ihm der Beifahrer, der ihm aus dem „Gebetbuch“ diktiert, welche Hindernisse demnächst auftauchen. Das „Stahlboot in rauer See“ wie er einen Vergleich zog, muss ins Ziel gebracht werden – „wie im Leben auch.“ Der robusten Technik hilft auch mal „ein Mexikaner mit Schweißgerät auf dem Pickup“ auf die Räder. Die Studenten im Auditorium lauschten all dem aufmerksam.

Simon Opel, Sonderprojekte Vorstand Schaeffler, hatte auch langfristig eine Technologiepartnerschaft mit der Formula E in Aussicht gestellt.

Harry Unflath, Marketingleiter von Audi Sport ABT, erläuterte die Konzipierung eines Elektrorennwagens und gab wichtige Erfahrungen weiter: „Man muss von Mensch zu Mensch kommunizieren, wenn man Firmen mit Firmen zusammenbringen will.“

Referenten und Gäste waren ferner Raphael Fischer, der Leiter der Innovationsprojekte bei Schaeffler, Ernst Moser, der Teamchef von Phoenix und Chris van Rutten, technischer Leiter Audi Sport Team Phoenix sowie Stefan Gugger, Projektleiter Technik DTM, Audi.

Bildergalerie unter www.nordbayern.de/herzogenaurach

Keine Kommentare