Aus Stadtsäckel bedient? Höchstadt zeigt Mitarbeiter an

26.1.2015, 16:20 Uhr
Aus Stadtsäckel bedient? Höchstadt zeigt Mitarbeiter an

© Foto: Maria Däumler

„Das ist für alle Mitarbeiter ein Schock“, sagt Brehm. „Niemand hier hätte das für möglich gehalten.“ Er selbst auch nicht. Jahrelang muss der Tatverdächtige Unterlagen manipuliert und Rechnungen fingiert haben — und zwar so geschickt, dass es lange nicht auffiel. Erst als dem Tatverdächtigen "ein saublöder Fehler" unterlaufen sei, so Brehm, sei die Sache schließlich aufgeflogen.

Der Bürgermeister erläutert, wie der Betrug letztlich ans Licht kam: Schon im November 2014 seien in Teilen der Stadtverwaltung Unregelmäßigkeiten festgestellt worden. So sei bei einer Doppelzahlung die zurückgeforderte Summe auf das Privatkonto eines Sachbearbeiters geflossen. Andere Mitarbeiter seien bei einer internen Kontrolle auf die fehlerhafte Buchung gestoßen. Sie haben sofort den Bürgermeister darüber informiert.

"Ich habe den betroffenen Mitarbeiter dann in meinem Büro zur Rede gestellt", so Brehm. Er habe ihn ganz sachlich auf den klärungsbedürftigen Tatbestand hingewiesen. "Zudem habe ich signalisiert, dass nun alle Buchungsvorgänge der letzten Jahre überprüft werden", so Brehm. Für ihn seien zu diesem Zeitpunkt nur zwei Möglichkeiten denkbar gewesen: "Schlamperei oder kriminelles Vorgehen, leider hat sich dann später letzteres herausgestellt."

Der Mitarbeiter habe sich zwei Wochen nach dem Gespräch krank gemeldet. Gleichzeitig habe sich durch gezielte interne Recherchen der Verdacht erhärtet, dass es sich nicht um eine einmalige falsche Buchung gehandelt habe, sondern um weit mehr Vorfälle, berichtet der Bürgermeister weiter. Daraufhin habe er die Polizei und die Kriminalpolizei eingeschaltet. Gleichzeitig habe der betreffende Mitarbeiter Hausverbot erhalten, außerdem habe er seinen Rathausschlüssel zurückgeben müssen.

Privathaus durchsucht

In der vergangenen Woche habe die Kriminalpolizei im Rathaus sämtliche Arbeitsmaterialien und auch den Computer des Verdächtigen sichergestellt. Sonntagvormittag sei dann noch das Privathaus des Mannes, der im Landkreis wohnt, durchsucht worden. Dabei haben man jede Menge Beweismaterial sicher gestellt, das jetzt gesichtet werde, erläutert Antje Gabriels-Gorsolke, Oberstaatsanwältin und Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Erlangen. Weil keine Fluchtgefahr und Verdunkelungsgefahr besteht, bleibe der Tatverdächtige auf freiem Fuß.

Der Betrug habe sich wohl über Jahre hingezogen, informiert Bürgermeister Brehm weiter. Man habe bisher etliche Jahre zurück überprüft. Doch es werde wohl noch etliche Wochen dauern, bis das ganze Ausmaß bekannt ist und bis man genau wisse, wie hoch der angerichtete Schaden sei. "Wir müssen jetzt alles überprüfen, das kostet viel Zeit. Wahrscheinlich ist der Verwaltungsaufwand jetzt teurer als der angerichtete Schaden", mutmaßt Brehm. Bis jetzt könne er nur sagen, dass es sich um eine fünf- bis eher sechsstellige Summe handle, die von städtischen Konten abgezweigt worden sei.

Betrug gut getarnt

Der Betrug sei gut getarnt gewesen, wie der Bürgermeister inzwischen weiß. Es habe sich meist um geringere Summen gehandelt, die für Anschaffungen ausgegeben wurden, die für die Stadt auch nötig waren, so Brehm. Doch über die Jahre habe sich das dennoch ganz schön summiert. Die Rechnungen seien alle ordnungsgemäß verbucht gewesen, so dass bei internen Kontrollen nichts auffällig gewesen sei. Bei den gezielten Nachforschungen habe sich jetzt aber herausgestellt, dass zum Beispiel nicht alles, was bestellt wurde, auch tatsächlich vorhanden ist. Weiter ins Detail mag Brehm derzeit nicht gehen. Auch über den Mann selbst will er nichts sagen, außer dass er ein ganz normaler Sachbearbeiter der mittleren Ebene war.

"Es ist sicherlich eine persönliche Tragik, aber wer fortgesetzt kriminell agiert, der muss jetzt auch die Konsequenzen tragen." Auch über die Hintergründe weiß man derzeit wenig. An persönlicher finanzieller Not könne es nicht gelegen haben, meint der Bürgermeister nur, so schlecht würden die städtischen Angestellten auch wieder nicht bezahlt. Fakt sei nun. dass der Staatsanwalt ermittelt. Was dabei heraus kommt, werde sich zeigen.

Den angerichteten Sachschaden werde wohl die Kassenversicherung ersetzen, hofft Brehm. „Erschüttert ist das Vertrauen in der Verwaltung, doch werden wir auch künftig nicht gegenüber jedem misstrauisch sein und alles kontrollieren. Das geht sowieso nicht“, stellt Brehm klar. Wenn jemand mit krimineller Energie vorgehe, dann könne man das nicht verhindern, glaubt er. Den Gesamtstadtrat hat der Bürgermeister gestern Abend über den Vorfall informiert. Es war übrigens der erste in der Verwaltung, der so große Kreise ziehe. Bisher habe es sonst höchstens kleine Unregelmäßigkeiten gegeben, die man schnell intern habe lösen können. Trotz großer Enttäuschung meint Brehm abschließend: „Es ist ein unschöner Vorgang, doch die Welt dreht sich weiter.“

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