Ausgezeichnet: EU ehrt Karpfenland Aischgrund

27.2.2015, 07:00 Uhr
Ausgezeichnet: EU ehrt Karpfenland Aischgrund

Dicke Brötchen backen? Das formuliert man im Aischgrund anders. Schließlich geht es um Fisch. „Es sind die ganz großen Gewässer, die sich in Brüssel präsentieren“, sagt Sandra Hammer. Die Geschäftsführerin von Karpfenland Aischgrund e.V. sieht die Einladung ins EU-Hauptquartier als „Kompliment für die kleingliedrige Teichwirtschaft im Aischgrund.“ Denn: „Genau die macht unsere Region so einzigartig“, findet Gerald Brehm.

Und deshalb schwimmt der Karpfen mit, wenn es nächste Woche heißt „Sailing towards 2020“ (Segeln in Richtung 2020). Unter diesem Titel steht die Abschlusskonferenz der Förderperiode 2007-2013 des Europäischen Fischereifonds. 10 000 Projekte in 21 Mitgliedsländern fanden Unterstützung. Die 40 Besten dürfen sich präsentieren.

Karpfenland Aischgrund ist mit einem Stand vertreten und zeigt die 1000-jährige Tradition der Teichwirtschaft. Extra für den internationalen Auftritt wird der neue Karpfen-Werbefilm jetzt schnell noch auf englisch übersetzt.

„Nach zehn, fünfzehn Jahren Schweißarbeit bekommen wir jetzt Anerkennung“, sagt Gerald Brehm, erster Vorsitzender des Vereins Karpfenland Aischgrund. „Das freut uns sehr.“ Im Jahr 2000 hat sich der Verein gegründet — unter anderem mit dem Ziel, die Region für den Tourismus besser zu vermarkten. Seit 2013 geschieht dies nicht mehr ehrenamtlich, sondern über eine professionelle „Incoming Agentur“ in Höchstadt, mit den Mitarbeitern Sandra Hammer und Helmut Dresel.

Laut Brehm ist der Erfolg ihrer Arbeit deutlich spürbar. Um ihn direkt in Zahlen zu fassen, seien zu viele Partner beteiligt und zu viele Branchen betroffen, meint er.

Inzwischen sind 20 Gemeinden aus vier Landkreisen (Erlangen-Höchstadt, Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, Forchheim, Bamberg) Mitglied im Karpfenland Aischgrund. „Der Verein repräsentiert etwa 100 000 Einwohner.“ Neben den Kommunen sind auch Teichwirte, der Hotel- und Gaststättenverband und weitere Tourismus-Vertreter dabei. Bekannte Initiativen der Vergangenheit sind die braunen Werbeschilder an der Autobahn, der steinerne Karpfen Fridolin im Höchstadter Kreisel sowie die Präsenz auf verschiedenen Messen. Der Verein schreibt sich auch auf die Fahnen, den „Aischgründer Spiegelkarpfen“ als Marke geschützt zu haben. Die Nachtwächter-Führung in Höchstadt ist ein weiteres Projekt, die neuen Karpfenland-Führer, Radwege, Karpfenmuseum, das Höchstadter Kellerbergprojekt.

„Wir sehen uns als Schaltstelle zwischen Erzeugern und Vermarktern“, sagt Brehm. Die Agentur werde als Plattform immer besser angenommen. „In der Saison sind fünf bis zehn Busse pro Woche im Gebiet unterwegs“, sagt Sandra Hammer. „Reklamationen gab es bislang keine.“

Und wie geht es weiter? Schließlich ist das Förderprogramm ausgelaufen. Die letzten Zahlungen gibt es Mitte 2015. „Danach bewerben wir uns neu“, sagt Gerald Brehm. Es sei bereits ein neues EU-Programm aufgelegt. Die ursprüngliche Hoffnung, dass sich die Tourismus-Agentur nach zweieinhalb Jahren selbst finanziert, habe sich nicht erfüllt. „Soweit werden wir wohl auch in den nächsten fünf Jahren nicht kommen“, schätzt Brehm. Trotzdem laufe das Projekt so gut, dass es fortgesetzt werden müsse. Neben den EU-Geldern dienen die Mitgliedsbeiträge, die Zahlungen von Sponsoren und die Einnahmen der Agentur zur Finanzierung.

Brehm hat weite Visionen für die Zukunft. „Das Gesamtkunstwerk aus Management und Infrastruktur wird sich zusammenfügen. Davon profitiert der ganze Aischgrund.“ Als konkretes Projekt kann sich der Vereinsvorsitzende zukünftig ein Freilandmuseum zur Karpfenteichwirtschaft vorstellen.

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