Beauftragter für die Behinderten

27.7.2011, 00:00 Uhr

Extra Behindertenbeauftragte gibt es schon in Weisendorf, Heßdorf, Adelsdorf und Röttenbach. „Sonst sind da auf der Landkarte nur weiße Flecken“, sagt der Behindertenbeauftragte für den Landkreis, Jürgen Ganzmann. Er ist für diesen Tagesordnungspunkt zum Kulturausschuss eingeladen, ebenso wie der Vorsitzende des Seniorenbeirates, Michael Baltz.

Den „weißen Fleck“ will Bürgermeister German Hacker nicht ganz stehenlassen. „In Herzogenaurach passiert in dieser Hinsicht schon ganz viel“, betont er. Dennoch befürwortet er einen Behindertenbeauftragten — und bekommt Rückendeckung von allen Fraktionen.

Sarah Litz von den Grünen freut sich besonders, dass sich in der Frage eines Behindertenbeauftragten nun endlich etwas tut. Der Vorschlag, eine solche Stelle zu schaffen, war nämlich von ihrer Fraktion gekommen. Sie rät jedoch dazu, bei allen Entscheidungen um Barrierefreiheit immer auch die Betroffenen mit einzubeziehen.

Auch Curd Blank (SPD) hält es für sinnvoll, wenn es einen Fachmann gibt, der eine Brücke zwischen der Stadt und den Menschen mit Behinderung baut. Dem stimmt Renate Frötsch von der CSU vollkommen zu. Gotthard Lohmaier (SPD) geht sogar noch einen Schritt weiter und meint, man müsse Barrierefreiheit nicht nur unterstützen, sondern forcieren. Dies ziele vor allem auf Geschäfte und Gaststätten ab, in deren eigenem Interesse es ja liegen sollte, auch Behinderte als Kunden zu gewinnen.

Oft nur Kleinigkeiten

So viel positive Rückmeldung freut freilich den Landkreis-Behindertenbeauftragten: „Das ist ein Riesenschritt in die richtige Richtung.“ Er macht anschaulich deutlich: „Für 40 Prozent der Bevölkerung ist Barrierefreiheit notwendig, für den Rest ist es ein Komfortgewinn.“ Dabei seien es oft nur Kleinigkeiten, die nichts kosten und leicht umzusetzen seien. Ein Beispiel: Fahrpläne an Bushaltestellen einfach etwas tiefer hängen (für Rollstuhlfahrer) und etwas größer kopieren (für Sehbehinderte).

Kurz skizziert Ganzmann, welche Aufgaben ein ehrenamtlicher Behindertenbeauftragter haben könnte: Er/Sie gibt den Anstoß für Projekte und begleitet diese; er/sie ist die Schnittstelle zwischen den Behinderten und der Stadt; er/sie arbeitet mit dem Herzogenauracher Seniorenbeirat und den Wohnberatern des Landkreises sowie mit dem Landkreis-Projekt „hürdenlos“ zusammen.

„Der Beauftragte soll kein Besserwisser sein, sondern gemeinsam mit Betroffenen nach bestmöglichen Lösungen suchen“, so Ganzmann.

Bürgermeister German Hacker verkündet abschließend, die Stadt werde die Stelle eines ehrenamtlichen Behindertenbeauftragten nun ausschreiben. Natürlich seien aber auch Bewerbungen/Vorschläge aus der Bevölkerung gern gesehen.