Befreiter Kürzdörfer in der Kunst des Ansaugens

9.7.2017, 20:06 Uhr
Befreiter Kürzdörfer in der Kunst des Ansaugens

© Foto: Theo Kiefner

Zuletzt hatte sich der LSC-Läufer 2015 für eine Deutsche Meisterschaft qualifiziert. Über 1500 Meter war er einer der nominell Langsamsten im Feld, doch nach einer taktischen Meisterleistung stürmte er als Fünfter aller Vorläufe ins Finale von Nürnberg. Dort hatte er zwar schwere Beine und wurde nur Elfter, der Triumph war aber ungebrochen. Nun also Erfurt 2017 – diesmal hatte er die Norm über 800 Meter geschafft – gerade mal so als 25. von 28 gemeldeten mit 1;51,40. Eine Zeit, die er schon lange nicht mehr gerannt ist. Und doch schaffte er wieder den Sprung ins Finale. Taktisch clever und mit unglaublichem Kämpferherzen rollte Marco Kürzdörfer in einem Lauf, der eigentlich zu schnell für ihn sein müsste, noch einige höher eingestufte Rivalen von hinten auf. Und mit 1:50,96 schaffte er nicht nur Jahresbestleistung, sondern kam auch ganz nah an seinen Privatrekord heran (1:50:58). Und diese Marke ist sieben Jahre alt, da trainierte der mittlerweile 25-Jährige weitaus intensiver als heute, inzwischen steht die berufliche Laufbahn im Vordergrund.

Sein erstes Statement: "Das hat sich richtig gut angefühlt. Das war am Anfang richtig flott. Mein Plan war es, mich hinten anzuhängen und ein paar Körner zu sparen. und als dann ein paar vor mir müde wurden, habe ich alles rausgehauen. Optimal auch, dass Robert Farken vor mir einbrach und ich mich an ihn ransaugen konnte. Das hat mir sicherlich ein paar Hundertstel gebracht."

Schon das Erreichen der Norm konnte unter diesen Voraussetzungen fast als Maximum angesehen werden. "Er weiß mittlerweile ganz genau, was ihm gut tut und macht es ohne Druck", freute sich Trainer Markus Mönius.

Was war nach dem Kraftakt noch im Tank für den Endlauf? Tatsächlich präsentierte sich Kurzdörfer erneut locker, vor allem verbal. "Das war ja auch die doppelte Strecke", witzelte er auf die Feststellung, dass er frischer wirke als 2015. Die Taktik vom Vortag indes gelang fast noch einmal perfekt. In 1:50,84 Minuten reicht es zu Platz 8 und einer neuerlichen individuellen Rekordmarke. Auch abseits der Bahn ist der LSC-Mann auf Kurs: Im September will er seine Master-Arbeit in Chemie abgeben und am 9.9 seine Freundin Sandra Keil heiraten. Ob da noch Zeit bleibt, die Profiläufer aufzumischen?

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