Bei Höchstadt: Polizei stoppt drängelnde Lkw

19.4.2017, 06:00 Uhr
Bei Höchstadt: Polizei stoppt drängelnde Lkw

© Niko Spörlein

Der schreckliche Unfall auf der A 6 bei Nürnberg ist Markus Sennefelder noch gut in Erinnerung. Ein Lkw hatte im Sommer 2016 das Ende eines Staus übersehen und das Fahrzeug einer jungen Familie gerammt. Vier Menschen verloren ihr Leben, darunter drei kleine Kinder. Unklar bleibt, ob dieser Unfall auf zu geringen Abstand zurückgeführt werden kann.

Hauptkommissar Sennefelder, seit 20 Jahren im Polizeidienst, weiß allerdings, dass die Entfernung zum Vordermann gerade dann eine entscheidende Rolle spielt, wenn wenig Zeit bleibt, um zu reagieren. Die menschlichen Tragödien und der gesamtwirtschaftliche Schaden bei solchen Unfällen sind kaum vorstellbar.

Die Verkehrspolizei und der Einsatzzug Erlangen haben deshalb eine groß angelegte Abstandsmessaktion auf der Autobahn Nürnberg Richtung Würzburg gestartet, bei der insgesamt 25 Polizeibeamte im Einsatz waren. Höhe Nackendorf, auf einer Flurbereinigungs-Brücke, postierten sich zwei Messbeamte in ihrem mit viel Technik bestückten VW-Bus. Hier kamen auch Markus Sennefelder und ein weiterer Kollege zum Einsatz.

"Fänger" in Aktion

Zwei Kameras maßen und registrierten den Lkw-Verkehr von der Brücke aus. Zwei Kilometer weiter, Höhe Ausfahrt Mühlhausen, standen weitere vier Polizeiautos, zu denen Sennfelder und seine Kollegen Funkkontakt hatten. Die"Fänger" — ein Wort, das der leitende Polizist nicht gerne verwendet, das aber die Sache trifft — setzten sich mit ihrem Funkwagen vor den zuvor ermittelten Abstandssünder. Mit der Leuchtmittel-Aufforderung "Polizei, bitte folgen" geleiteten sie die ertappten Lkw-Fahrer zur eigentlichen Kontrollstelle an der Raststätte Steigerwald.

Bei Höchstadt: Polizei stoppt drängelnde Lkw

© Niko Spörlein

Dort hatten sich seit den frühen Morgenstunden schon Polizeioberkommissar Sebastian Stephan und einige "Kontrolleure aufgebaut, um die herangeführten Lkw und die Fahrer zu inspizieren. "Ganzheitliche Kontrolle", nennt Markus Sennefelder diese Inaugenscheinnahmen. Warum? Weil der Lkw-Fahrer längst nicht nur mit dem Abstandsverstoß konfrontiert wird. Vielmehr kontrollieren Sebastian Stephan und Kollegen die Ruhe- und Lenkzeiten des Fahrers, Ladung, Papiere sowie die gesamte Fahrzeugtechnik.

Zur Not in Haft

Alle Lkw kamen in die Messung. Bei Verstößen bekommen diejenigen mit inländischem Kennzeichen bald Post von der Bußgeldstelle. Ausländische Lkw-Fahrer, wo die Erreichbarkeit schwieriger ist, wurden belehrt, unter die polizeiliche Lupe genommen und mussten eine Sicherheitsgebühr bezahlen. Hier das Beispiel eines Fahrers aus Belgien. Fährt ein Lkw (über 3,5 Tonnen) mehr als 50 Stundenkilometer, ist ein Abstand von mindestens 50 Metern einzuhalten. Der belgische Lkw-Fahrer war unter dieser Grenze und wurde mit insgesamt 108,50 Euro (Bußgeld und Bearbeitungsgebühr) zur Kasse gebeten. Habe ein Lkw-Fahrer kein Geld dabei, wird er bezüglich Erzwingungshaft belehrt, erklärte Sennefelder. Das kommt bei einer Wiedereinreise nach Deutschland einem Haftbefehl gleich.

Die Verkehrspolizei Erlangen ist übrigens zuständig auf der A 3 zwischen Nürnberg-Behringersdorf bis zum Rasthof Steigerwald, rund 60 Autobahnkilometer, ferner auf der A 73 bis Forchheim-Süd, was knapp 40 Kilometer entspricht.

Das Fazit der fast vierstündigen Lkw-Abstandsmessung: Insgesamt hat die Polizei 66 Verstöße geahndet. Sennefelder: "Das ist Präventionsarbeit und Lernen durch Buße, denn Lkw fahren immer wieder viel zu nah auf".

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