Bezaubernd: Harfen-Konzert in Hemhofen

19.11.2018, 12:00 Uhr
Bezaubernd: Harfen-Konzert in Hemhofen

Schon beim ersten Harfenklang wird deutlich, jetzt kommt Atemberaubendes: Lilo Kraus verschmilzt mit ihrer Harfe. Sie zupft die erste Saite an, sie schlägt, sie tippt, ihre Hände fliegen über die Saiten und bringen sie mit perlender Leichtigkeit zur exotischen Melange.

Klangklar fällt die Gitarre in den Rhythmus ein, der Kontrabass setzt die tiefen Töne. Dann übernimmt die Bluesharp frech die Melodienführung, das Tempo wird schneller, der Ritt durch die wiederkehrenden Tonfolgen wird immer jazziger.

Aufbrausend

Dann fallen die Instrumente zurück und die Harfe spielt einen letzten Flamenco-Akkord in aufbrausender Leidenschaft.

"Das war die Erinnerung an eine spanische Sommernacht oder doch eher an eine fränkische?" macht Lilo Kraus die launige Moderation zum "Chanson dans la nuit" von Carlos Salzedo und stellt die Mitglieder vom "Lilo Kraus Quartett" vor.

"Es ist wie ein Sog. Man wird einfach mitgerissen", erklärt Kontrabassist Norbert Meyer-Venus die Leidenschaft, die ihn packt, wenn er mit seinem Kontrabass der grenzüberschreitenden Musik von "Harp & Harp" nach Noten und in Improvisationen folgt.

Mrs. und Mr. Harp, das sind die Harfenvirtuosin Lilo Kraus und ihr Partner Chris Schmitt, der mit seiner Mundharmonika, der Bluesharp, eine Größe in der Blues-Szene ist. Gemeinsam mit dem Jazzgitarristen Paulo Morello, dem vierten Profimusiker im Bunde, steht das Quartett erstmals in der Besetzung gemeinsam auf der Bühne.

Mit Kompositionen von Claude Debussy, Händel, aber auch bayerischem Liedgut wie dem Andachtsjodler, sowie Harfenstücken von südamerikanischen Komponisten, spielen und improvisieren sie mit Lust und Leidenschaft im Quartett und reißen das Publikum immer wieder zu Begeisterungsstürmen hin.

Jedes Stück des Abends wird somit zum Unikat. Die eindringliche Jazzgitarre von Paulo Morello, der lange in Brasilien lebte, macht die Leidenschaft und Sehnsucht der südamerikanischen Tangomusik lebendig.

Der Gitarrist durchquert im Dialog mit der Mississippi-Bluesharp von Chris Schmitt den Schmelztiegel der Musikgenres und findet in der Harfe eine Verbündete, die den klassischen Rahmen einer Konzertharfe im Freestyle meisterhaft sprengt.

Das Stück "Baroque-Flamenco" von Deborah Henson-Conant gehört zweifelsohne zu den Höhepunkten des Konzerts und vereint barocke Klassik mit der Leidenschaft des Flamencos und den vielschichtigen Klangfarben des souveränen Kontrabasses und der wandelbaren Blues-Harp.

Einen ganzen Koffer voller Harps hat Chris Schmitt dabei, wenn er den Blues spielt. Ein Konzert von Bach bis Bluesbrothers, das eigentlich nicht enden sollte und erst mit dem besinnlichen "Sternlein-Lied" die begeisterten Zuhörer zum Gehen bewegt.

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