Bier ist sein Element: Frankens kleinste Biermanufaktur

28.2.2014, 15:59 Uhr
Bier ist sein Element: Frankens kleinste Biermanufaktur

© Edgar Pfrogner

Pils, Lager, Kellerbier — das kennt hierzulande jeder. Doch David Hertl haben es mehr die exotischen Varianten des Gerstensaftes angetan. In seiner 2012 eröffneten Braumanufaktur Hertl, angesiedelt im ehemaligen Schweinestall auf dem elterlichen Hof in Thüngfeld, braut er Biere wie „Frankonia Straight Whiskeydoppelbock“, „Imperial Pumpkin Ginger Ale“ oder „Black Indian Pale Ale“ — alles klar?

Diese Sorten haben eines gemeinsam: Sie sind Starkbiere mit einem Alkoholgehalt von sechs Prozent und mehr. Zum Vergleich: Ein normales Bier hat 4,5 bis fünf Prozent Alkohol. David Hertl hat sich auf solche Starkbiere spezialisiert. Damit hat er in dem hart umkämpften Markt eine Nische gefunden, die er nach und nach ausbauen will.

Im vergangenen Jahr hat er 800 Liter Bier in seiner kleinen Manufaktur gebraut, heuer sollen es schon 200 Hektoliter werden, sagt er. Beim Brauen, Abfüllen und Vermarkten unterstützen ihn seine Eltern, Veronika und Bernd Hertl, seine Brüder Daniel und Johannes und viele Freunde. „Die helfen alle gern, weil sie da immer meine neuesten Kreationen verkosten dürfen.“

Der junge Mann hat das Bierbrauen von Grund auf gelernt. „Das war schon immer mein Traumberuf“, erzählt er. Nach der Hauptschule hat er erst mal ein Jahr lang Praktika in sieben Brauereien und zwei Mälzereien gemacht, dann folgte die Ausbildung bei der Brauerei Krautheim in Volkach. Nebenher experimentierte er in Mamas Küche im Einkochtopf. Weil ihr das irgendwann zu viel wurde, wurde der ehemalige Schweinestall im elterlichen Hof zur Kleinstbrauerei umfunktioniert.

Jüngster Biersommelier

Mit 19 Jahren hat Hertl neben seinem Vollzeitjob als Brauer noch die Brauerei „Schwarzer Adler“, Schlüsselfeld, vorübergehend übernommen, weil dort überraschend der Braumeister gestorben war. 2012 hat er dann seinen Meister gemacht, die Braumanufaktur eröffnet und jüngst hat der heute 23-Jährige noch eine Zusatz-ausbildung angehängt. „Ich bin jetzt Bayerns jüngster Biersommelier.“

David Hertl sprüht nur so vor Ideen. So hat er zum Beispiel für Weihnachten einen „Frankonia Straight Whiskeydoppelbock“ produziert, das mit einer speziellen Hefe aus San Diego, Kalifornien, mit schottischem Torfmalz und englischem Hopfen gebraut wurde.

Neun Monate lagerte das Starkbier mit 10,6 Prozent Alkohol in Whiskey-Eichenfässern. Danach wurde es in 760 Tonflaschen abgefüllt, die der junge Braumeister extra anfertigen lassen hat.

Das Etikett hat ein ehemaliger Feuerwehrkollege entworfen und Mama Veronika sorgte in etlichen Nachschichten dafür, dass die Flaschenhälse mit einer goldenen Krause ummantelt und die Etiketten mit einem roten Wachssiegel verziert wurden. „Die Flaschen sind reißend weggegangen“, freut er sich über seinen Erfolg.

Für den 1. Mai bereitet David Hertl gerade einen „Triple-Bockbier-Anstich“ vor — mit einem belgischen Triple-Bier, einem belgischen Witbier mit Koriander und Orangenschalen und einem Black Indian Pale Ale, dessen Geschmack der frisch ausgebildete Biersommelier folgendermaßen beschreibt: „Das Bier hat eine blumige Zitrus-Note, gepaart mit einer Grapefruit-Note. Beim Antrunk hat es eine fruchtige Note, die eine bittere Note nach sich zieht. Und mit einer schönen Röstmalznote klingt es aus.“ Prost.

Die ungewöhnlichen Aktivitäten des jungen Braumeisters sind inzwischen sogar in Japan und in England bekannt. Weil David Hertl seine neuesten Bier-Kreationen stets auf seiner Facebook-Seite postet, entdeckte ihn ein Kamera-Team aus Japan, das einen Film über Bier aus Franken machen wollte.

Drei Tage lang drehte das Team in Thüngfeld und im August 2013 strahlte das japanische Fernsehen dann den Beitrag aus. Seither zieren Hertls Facebook-Seite auch japanische Schriftzeichen. David Hertl, der inzwischen auch im Bayerischen Fernsehen zu sehen war, nimmt den Trubel gelassen. „Ich brau Bier, weil es mir einfach Spaß macht.“

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