„Bock haben, richtig zu arbeiten“

5.2.2016, 15:14 Uhr
„Bock haben, richtig zu arbeiten“

© Thomas Hahn

Herr Aumeier, seit einem Jahr kooperieren die Longhorns mit rent4office Nürnberg – hat sich die Zusammenarbeit schon ausgezahlt?

Aumeier: Ja, das Projekt hat bereits große Früchte getragen. Wir haben jetzt Jungs aus Herzogenaurach, die Jugend-Bundesliga spielen und viele Nürnberger, die bei den Longhorns im Kader stehen. So ein Konstrukt muss natürlich ein paar Jahre wachsen, bis es funktioniert. Aber wir haben in Herzogenaurach die Regionalliga-Existenz gesichert und zwar nicht durch zugekaufte Leute, sondern durch junge Spieler, die Identifikationsfiguren werden können.

 

Was bringt die Kooperation jungen Longhorns-Spielern?

Aumeier: Spieler aus Herzogenaurach haben die Möglichkeit, sich über Nürnberg weiterzuentwickeln – über Nachwuchs-Bundesliga, Jugend-Bundesliga, Perspektivkader-Training, Turniere und die U 14-Bayernliga. Das war von Anfang an das Ziel: den Kreis zu schließen. Wir hatten Jahre lang das Problem, Jugendspieler auf das Niveau zu bringen, das wir in der Regionalliga brauchen, weil die Strukturen und die finanziellen Mittel fehlten.

 

Manche Spieler treten für Longhorns und NBC an. Ist das nicht kontraproduktiv, weil sie in kein Team richtig hinein finden können?

Aumeier: Den Eindruck habe ich nicht. Von den Longhorns aus betrachtet, sind die Jungs einfach heiß darauf, auch wenn sie Schwierigkeiten haben, aber sie sind als Team hier angekommen. Bei meinen Jungs war es das Gleiche, in der Bayernliga sind wir ein Team wie in der U16, es gibt da keinen Konflikt. Auch weil sich alle aus den Trainingseinheiten kenne. Das ist nicht mehr: Wir sind hier und das sind die Nürnberger.

 

Es gab kritische Stimmen, dass sich im Regionalliga-Team gar kein Herzogenauracher mehr findet.

Aumeier: In den letzten Jahren waren doch auch nur noch zwei, drei Herzogenauracher bei den Longhorns. Aber die Leute haben ein Team gesehen, das vier, fünf Jahre zusammen gespielt hat. Deshalb werden ein Monty Rogers oder ein Mike Kaiser als Einheimische gesehen, weil sie schon so lange dabei sind. Ich bin aber überzeugt, dass die Jungen mit unglaublich viel Talent den Leuten genauso ans Herz wachsen und Herzogenauracher werden können.

 

Sie selbst waren der letzte Jugendspieler, der bei den Longhorns längerfristig den Sprung in die erste Mannschaft geschafft hat. Wer könnte ihnen nachfolgen?

Aumeier: Im Moment sehe ich viele Möglichkeiten. Zum Beispiel die beiden Brüder Paul und Hannes Klausner. Hannes spielt erfolgreich in der JBBL (Jugend-Basketball-Bundesliga, Anm. d. Red.), Paul hat sich seit einer Verletzung gut entwickelt. Individuell arbeite ich viel mit Matt Williamson, der zwar Späteinsteiger ist, aber enormes athletisches Potential hat und ein harter Arbeiter ist. Mit Nikita Starchikov und Luka Stefanovic haben wir noch zwei hoch talentierte Leute, Luka ist als U 14-Spieler in der U 16 der Topscorer der Liga.

 

Wie lange kann es dauern, bis sie den Sprung schaffen?

Aumeier: Manche von den Jungs werden wir in zwei bis vier Jahren in der Regionalliga sehen. Aber man muss dem Ganzen ein bisschen Zeit geben. Ich glaube aber nicht mehr, dass du in die Regionalliga reinkommst, nur weil du alle Jugendteams durchlaufen hast. Das reicht nicht mehr, du musst Bock haben, richtig zu arbeiten.

 

War das in der Vergangenheit das größte Hindernis: kein Bock und keine Zeit?

Aumeier: In Herzogenaurach befinden wir uns an der Grenze von Leistungs- zu Freizeitsport. Das ist für Verein und Spieler schwer zu managen. Einerseits ist es ein Hobby und soll es bleiben, die Schule geht vor. Andererseits geht Basketball in der Regionalliga nicht nur als Hobby. Daran scheitern die meisten jungen Spieler, sie wollen nicht so viel investieren. Der zweite Grund ist aber, dass die Strukturen einfach nicht gut genug waren. Die Regionalliga hatte sich so schnell weiterentwickelt, dass der Sprung über eine „Zweite“ in der BOL und eine U 16 zu groß war. Du musst dafür schon früher höherklassig spielen und dich messen können.

 

Bedeutet die Kooperation mit Nürnberg einen Schritt weg vom Breitensport?

Aumeier: Nein, wir wollen den Breitensportbereich eigentlich mehr fördern und hätten gerne mehr Mannschaften. Das gelingt ja auch, wir haben zum Beispiel viel mehr Mädchen-Teams. Aber nur dadurch hätten wir den Schritt zur Regionalliga nicht schaffen können. Für mich ist es eine Erweiterung der Möglichkeiten, keine neue Ausrichtung.

 

Was ist denn das ideale Alter, um mit Basketball anzufangen?

Aumeier: Zu früh gibt es nicht. Ich habe mit sechs angefangen, es gibt ja sogar U 8-Ligen. Man sollte in dem Alter nur schauen, dass die Ausbildung möglichst breit und nicht nur basketball-spezifisch ist. Wann es zu spät ist, ist schwierig zu sagen. Es gibt Leute, die mit 16 oder 17 einsteigen und noch gute Basketballer werden. Aber selbst wenn du Talent hast, an eine bestehende U 16 Anschluss zu finden, ist ein Problem. Wie bringt man jemand unter, der noch nie mit Basketball zu tun hatte, während die anderen schon Jugend-Bundesliga spielen? Es kommt auf die Perspektive an: Für die Bundesliga ist es irgendwann zu spät, um vernünftig Freizeit-Basketball in der BOL zu spielen, eigentlich nie.

 

Und man sollte über 1,90 groß sein?

Aumeier: Nicht unbedingt, aber man muss auch nicht drum herum reden, dass Basketballer in der Regel sehr groß und sehr athletisch sind. Aber vereinzelt gibt es immer wieder sehr gute kleine Spieler. Aber Größe schadet nicht, und ich wäre froh, wenn es hier in Herzogenaurach Leute gäbe, die schon früh groß sind und auch mal über die Herzogenauracher 1,90-Grenze kommen, 2 Meter oder 2,05 sieht man hier nicht, bei 1,90 ist merkwürdiger weise immer Schicht im Schacht.

 

Sie trainieren die U14 des NBC und die U16 der Longhorns. Wie oft müssen junge Spieler trainieren, um erfolgreich zu werden?

Aumeier: Die U 14 hat offiziell zwei Team-Übungseinheiten, jeder Spieler aber zusätzliche Einheiten in anderen Trainings, zum Beispiel bei der U 16 oder im Perspektivkader in Nürnberg. Wir schauen, dass jeder die Möglichkeit hat, vier bis fünf Mal die Woche zu trainieren. Pflicht für die U 14 wären zwei Einheiten, im Leistungssport ist das aber schon zu wenig. Wer oben dabei sein will, muss mehr als zwei Mal die Woche trainieren. Aber die Jungs sind alle top motiviert, manche trainieren sechs Mal die Woche.

 

Im Handball hoffen alle auf einen Nachwuchs-Boom wegen des EM-Titels. Wünschen Sie sich, die deutschen Basketballer würden auch mal wieder etwas gewinnen?

Aumeier: Das würde sich natürlich jeder Basketballer in Deutschland wünschen. Aber die Beachtung ist größer geworden, durch Spieler wie Nowitzki und Schröder in der NBA, aber auch durch die entsprechenden Spiele auf den Spielkonsolen. Basketball hat immer noch einen Coolness-Faktor. Im Vergleich zu anderen Ländern sind wir aber weit hinten dran, Spanien hat im Jahrgang, den ich trainiere, zehnmal so viele Nachwuchsspieler.

 

Und was kann man machen, damit mehr Herzogenauracher größer als 1,90 werden?

Aumeier: Gute Frage, ich hoffe ja, dass vielleicht durch die Firmen-Standorte von außen ein anderer genetischer Einfluss kommt (lacht). Aber es ist wirklich so, wenn wir in eine andere Stadt fahren, sind die Gegner größer. Wir haben neulich in der U 14 gegen einen Zweimeter-Typen gespielt und ich dachte mir: Wo kriegt ihr diese Leute her? Aber das ist ja auch eine Herausforderung. Wir sind vielleicht kleiner, aber wir sind die besseren Basketballer. Interv.: ALEXANDER PFAEHLER

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