Böllerwürfe: Die schwierige Suche nach der Wahrheit

6.12.2016, 06:00 Uhr
Böllerwürfe: Die schwierige Suche nach der Wahrheit

© Foto: Horst Linke

Die aktiven Fans rund um die „Fanatics Aischgrund“ wählen drastische Worte. Die Vorwürfe, sie hätten auf dem Weg zum Eisstadion ein Auto Regensburger Fans mit Flaschen und Böllern angegriffen, seien „erstunken und erlogen“, schreiben sie auf ihrer Facebook-Seite. Sie seien mit etwa 50 Personen vom Weihnachtsmarkt zur Halle gelaufen, vor der Polizeidienststelle habe die Gruppe einen Stopp eingelegt, etwas Pyrotechnik gezündet und einen Böller in den Park geworfen. „In der Nachbetrachtung sehr dumm“ sei das gewesen, sagte ein Sprecher auf Nachfrage.

„Nicht ausgedacht“

Später sei ein Auto an ihnen vorbeigerast, einen Angriff auf dieses habe es nicht gegeben. Einen solchen schilderten aber drei Regensburger Fans den Polizisten am Stadion. Die Polizei hatte das Trio zuvor in Richtung Stadtmitte geschickt, weil es einen Geldautomaten gesucht hatte. Die Insassen werden bald genauer vernommen, um den Vorfall rekonstruieren zu können.

Scherben wurden am vermeintlichen Tatort allerdings keine gefunden, nur Fetzen eines gezündeten Böllers, sagt Jürgen Schmeißer. Der Höchstadter Polizeichef kann das Schreiben der Fanatics nicht nachvollziehen. „Wir haben ja mit den Insassen des Autos gesprochen und uns das nicht ausgedacht“, so Schmeißer.

Unstrittig ist dagegen der Böller, der, wie berichtet, in der Drittelpause ein 40 mal 40 Zentimeter großes Loch in das Dach der Eishalle gerissen hat. „Dass Höchstadter Fans ihr eigenes Stadiondach sprengen ist eine willkürliche Unterstellung und reif für den deutschen Comedypreis“, schreiben die Fanatics. Sie verurteilten den Böllerwurf auf das Stadiondach „aufs Schärfste und sehen dies als ganz klaren Angriff auf die Höchstadter Fanszene“. Es liege auch in ihrem Interesse, den Täter so schnell wie möglich zu ermitteln und ihm die Reparaturkosten in Rechnung zu stellen.

Keine Toleranz

Daran glaubt Polizeichef Schmeißer allerdings nicht. Bislang hat die Polizei keine Anhaltspunkte, wer den Sprengkörper geworfen haben könnte, auch Zeugen haben sich noch nicht gemeldet. Schmeißer fordert, dass der HEC „klare Akzente setzt“ und sich als „Aushängeschild des Aischgrundes nicht den Ruf versauen“ lässt. Nicht jeder im Verein tut seiner Ansicht nach alles für die Sicherheit bei den Spielen, „ich fühle mich da manchmal etwas alleingelassen“.

„Wir erfüllen alle Vorgaben der Stadt und der Polizei“, heißt es dazu vom HEC. „Zudem halten wir uns an das Sicherheitskonzept, welches für alle unsere Spiele gilt.“ Bei jedem Heimspiel seien sowohl interne als auch externe Ordner anwesend, bei Risikospielen wie am Freitag gegen Regensburg, tausche man sich zudem mit dem jeweiligen Gastverein vorab aus. Am Montagabend wurden die Vorfälle intern aufgearbeitet, danach werde man „weiter eng mit der Polizei zusammenarbeiten“.

Die Stadt Höchstadt als Hausherr des Eisstadions hat derweil Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt. „Es gibt aus Sicht der Stadt keine Toleranz für die Vorkommnisse vom Freitag“, sagt Bürgermeister Gerald Brehm. Er hofft, dass Zeugen helfen, die Böllerwürfe aufzuklären. „Bleibt HEC-Fans! Aber meldet Sachbeschädigungen oder Übergriffe auf Personen“, wünscht er sich von allen Eishockeyfans. Dafür dürfe in der Stadt der Friedenserklärung kein Platz sein. „Dass hier Schaden angerichtet wird, ist nicht zu tolerieren“, betont Brehm. Es gehe auch um das Geld der Bürger, beispielsweise wenn nach dieser Saison die geplanten Sanierungen am Eisstadion in Angriff genommen würden, an deren Kosten auch die Stadt beteiligt ist.

Bei aller Emotionalität ist Jürgen Schmeißer aber eines wichtig: „Ja, es wurden Böller gezündet, aber mehr ist nicht passiert. Es wurde Gott sei Dank kein Mensch verletzt.“

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