Branntwein als besonderes Hobby

16.10.2016, 06:00 Uhr
Branntwein als besonderes Hobby

© Fotos: Horst Linke

Die lauten, malmenden Geräusche machen eine Unterhaltung fast unmöglich. Gerade hat Klaus Herbert mehrere Kilo Äpfel komplett mit Schale, Stiel und Kern in eine Obstmühle gekippt, der man die „Marke Eigenbau“ ansieht, denn sie wurde nachträglich mit einem Elektromotor ausgerüstet, um das Schroten des Obstes ein bisschen leichter zu machen.

Die Brennerei hat Klaus Herbert, der im richtigen Leben Elektrotechnik-Ingenieur ist, von seinem Vater geerbt. Als der 2014 überraschend starb, beschloss der heute 27-jährige Sohn, die Brennerei fortzuführen, die von der Familie seit den 1990er Jahren betrieben wird.

Das Mahlwerk spuckt einen nicht all zu appetitlich aussehenden Brei aus Apfelstücken aus, den Klaus Herbert in eine ziemlich antik wirkende Obstpresse füllt. Sinn der Aktion: Das zerkleinerte Obst wird mit dem eigenen Saft angereichert, was den Geschmack des Endproduktes verbessern soll, wie Klaus Herbert erklärt.

Hintergrund der Schnaps-Aktivitäten bei Familie Herbert: Hinter der Hammermühle erstrecken sich lange Reihen von sogenanntem Spalierobst, genauer: von kräftig tragenden Apfelbäumchen. „Weil wir so viel Obst haben, hat mein Vater seinerzeit das Brennrecht beantragt“, erzählt Klaus Herbert.

Branntwein als besonderes Hobby

Die Oberhoheit über die Brennerei liegt beim Hauptzollamt Stuttgart — und das sorgt sich mit Akribie darum, dass nur die vorab angemeldeten Mengen an Maische zu Schnaps und Likör verarbeitet werden. Als die Familie einst eine alte „Tischbrennerei“ als Dekorationsstück im Internet ersteigerte, meldete sich sofort der Zoll und bestand darauf, dass die winzige Anlage unbrauchbar gemacht wird, um keine Gefahr von „Schwarzbrennerei“ aufkommen zu lassen. In die miniaturisierte Brennkammer, die etwas über einen Liter fasst, wurde deshalb ein Loch gebohrt. Die Anlage steht im Wohnzimmer der Familie Herbert.

Den gepressten „Apfelbrei“ füllt Klaus Herbert in große Kunststofffässer ab, gibt — streng nach Vorschrift — bestimmte Zusatzstoffe wie Fermente bei und lässt die Maische in den Fässern reifen.

Beschriftung vorgeschrieben

„Da wird uns nicht nur vorgeschrieben, wie die Fässer zu beschriften sind, sondern auch, wo sie zu stehen haben“, führt Klaus Herbert aus. Das Endergebnis entschädigt freilich für die Mühen: Apfelschnaps und Himbeergeist, feine Liköre und Brände entstehen in der Hammermühle. Die Mengen sind gleichwohl gering, Kunden

sind beispielsweise Feriengäste, die in der Hammermühle übernachten — und sich als Souvenir einen edlen Tropfen mitnehmen, den es nirgendwo zu kaufen gibt.

Keine Kommentare