Brilliante Solisten im Musik-Kollektiv

27.3.2017, 14:00 Uhr
Brilliante Solisten im Musik-Kollektiv

© Rainer Groh

Miles Davis hatte immer ein glückliches Händchen bei der Auswahl seiner Musiker. Von Herbie Hancock, Tony Williams und John Coltrane bis zu Cannonball Adderley – wer sich von Davis inspirieren ließ, wurde selbst ein Großer.

Das scheint der Trompeten-Meister sogar via Tonträger zu schaffen. Eine Kassette von "Kind of Blue" im Walkman der 16-jährigen Karolina Strassmayer aus Bad Mitterndorf im steirischen Salzkammergut hat den Teenager seinerzeit förmlich elektrisiert. Es war das Spiel von Julian Adderley, genannt Cannonball, das das Mädchen aus musikalischem Hause von Blockflöte und Klavier weg zum Altsaxophon brachte.

Dank sei Miles und seinem Saxophonisten für diese gute Tat. Im ausverkauften Höchstadter Schlossgewölbe haben am Freitagabend die Zuhörer vermutlich ähnlich gedacht. Denn Karolina Strassmayer — heute eine von New York bis Köln gefeierte Künstlerin — hat dort hören lassen, dass Adderleys Stromstoß von damals sie noch immer unter Spannung setzt.

Jetzt sind Strassmayer und die drei Mitmusiker ihrer Band "Klaro" auch in Höchstadt gefeiert worden. Was inzwischen durchaus keine Marginalie mehr ist, denn für einen Auftritt in der Reihe "Jazz!3" interessieren sich namhafte internationale Jazzmusiker. Und speziell in die New Yorker Szene hat Veranstalterin Ariane Ranger quasi einen direkten Draht.

Dort, in Brooklyn, lebt auch Klaro-Vibraphonist Stefan Bauer. Und häufig arbeitet dort auch Schlagzeuger Drori Mondlak. Mit dem mehrfach preisgekrönten Bassisten Thomas Stabenow bilden sie eine Band kongenialer Meister ihres jeweiligen Fachs, die sich vor allem dadurch charakterisieren lässt, dass man niemanden hervorheben kann.

Nicht einmal die Frontfrau, die mit einem extrem modernen und warmen Ton geschmeidig die Skalen hinauf und hinunterjagt. Sie tut dies nie aus purem Sport, sondern mit Ausdruck und Seele, und geht mit ihrer Stimme auch auf im Zusammenspiel einer Band, die Fachleute wohl als "tight" bezeichnen würden: Man ist musikalisch eng beieinander, es groovt und swingt und es gibt gleichzeitig breiten Raum für alle zu improvisieren.

Wer Vibraphon als ein ideales Jazz-Instrument mag, hat an diesem Abend von Stefan Bauer fett was auf die Ohren bekommen, und Mondlak und Stabenow sind weit mehr als Begleitmusiker, sondern emanzipierte Stimmen im Musik-Geschehen und brilliante Solisten. Ein Abend für Genießer.

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