Bundesjugendspiele: Ein Spaßfaktor in Herzo

2.7.2015, 12:00 Uhr
Bundesjugendspiele: Ein Spaßfaktor in Herzo

Auslöser der aktuellen Grundsatz-Diskussion ist die Online-Petition einer besorgten Mutter. Ihr Sohn war weinend nach Hause gekommen, weil die sportlichen Wettkämpfe weniger gut für ihn verlaufen waren. Die Frau startete eine Online-Petition: „Bundesjugendspiele abschaffen!“ Mehr als 18 000 Unterstützer schlossen sich an.

Der Aufruf der Mutter. erhitzt seitdem die Gemüter: Verschiedenste Politiker gaben ihre Meinung kund, in Trier wurden die Spiele aufgrund einer Drohung abgesagt.

Auf dem Leichtathletik-Gelände der Turnerschaft Herzogenaurach zeigt sich ein ganz anderes Bild. Die 5. bis 7. Klassen der Realschule – etwa 450 Schüler – messen sich in den drei Grunddisziplinen der Leichtathletik: Sprung, Wurf und Lauf. Dabei können die Kinder innerhalb der Disziplin zwischen zwei weiteren Wettkämpfen entscheiden – Weitsprung oder Hochsprung, Kugelstoßen oder Weitwurf, Sprint oder Langlauf.

Gibt es an den Bundesjugendspielen etwas auszusetzen? „Das ist doch alles Quatsch“, beantwortet Sportlehrer Felix Pittroff. „Es gehört zum Schulleben dazu, sich im Wettbewerb zu messen.“ Die Kritik an der Konfrontation mit dem sportlichen Wettkampf kann er folglich nicht nachvollziehen. „Es ist sinnvoll, weil die Schüler lernen an ihre Grenzen zu gehen.“ Auch bei den Schulzeugnissen gebe es gute und schlechte Schüler.

Dass der Lehrer diese Meinung nicht exklusiv aufgrund seines Unterrichtsfaches hat, untermauert Joachim Köhler. Der Lehrer für Mathematik, Physik und IT nimmt die entfallenen Unterrichtsstunden für die Wettkämpfe, die er „sehr positiv“ sieht, gerne in Kauf. „Die Kinder bewegen sich aufgrund der ganzen Computerspiele heutzutage viel zu wenig.“

Aus gesundheitlichen Aspekten gibt es somit nichts einzuwenden. Oder doch? Immerhin toben sich die Jugendlichen bei fast 30 Grad aus. Erdkunde und Wirtschafts-Lehrer Jörg Weber hält dagegen: „Im Vorfeld dieser Woche wurden die Schüler ausdrücklich gewarnt.“ So wurden diese dazu angehalten, viel zu trinken und auf Sonnenschutz zu setzen. „Die Teilnehmer haben immer wieder Pausen. Sie setzen die Vorgaben auch gut um.“

Bundesjugendspiele: Ein Spaßfaktor in Herzo

© Fotos: Ralf Rödel

Überhaupt: Schaut man in die Menge sieht man Schüler, die sichtlich Spaß an den Wettkämpfen haben. Während sich einige Gruppen um Bestleistungen bemühen, suchen sich die Pausierenden einen schattigen Platz – notfalls auf der Wiese, die mit Sonnenschutz-Zelten bedeckt ist.

Die Feststellung einiger Kritiker, die Schüler würden durch den sozialen Druck demotiviert werden, entkräftet Stefan Kraus. Der Sportlehrer ist für den Hochsprung zuständig und sieht vor allem Schüler, die sich anfeuern. „Die pushen sich gegenseitig hoch. Das stärkt den Zusammenhalt.“

So oder so teilen sämtlichen Anwesende — ob Schüler oder Lehrer, die gleiche Ansicht. Im Vordergrund stehe nicht die Siegerurkunde, sondern der olympische Gedanke „Dabei sein ist alles.“

Am Besten fasst es Markus Bedruna zusammen: „Die Kinder haben doch Spaß.“

In der Tat: „Einmal richtig Sport im Jahr muss einfach sein“, sagt eine Sechstklässlerin, die vor allem den Sprint „cool“ findet. Und die Hitze sei immer noch besser als strömender Regen. Fünf Siebtklässler, die zwischen Sprint und Sprung noch etwas Zeit für einen Fußball-Kick haben, bezeichnen es als Reiz, mal zu schauen, wie schnell man wirklich rennen kann. Ein Vertreter der Jüngsten bei den Bundesjugendspielen, der Fünftklässler, hat nur zu kritisieren, dass die Lehrer so aufpassen „wenn wir eine Wasserschlacht machen“.

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