Bürgermeister kontert im Kino-Zoff

20.11.2017, 17:19 Uhr
Bürgermeister kontert im Kino-Zoff

Der Kino-Zoff in Höchstadt liefert inzwischen genug Stoff für eine eigene Filmszene. Denn es geht ums Geld, um Moral und um persönliche Feindschaften. Letztere bleiben bei der Pressekonferenz im Büro des Bürgermeisters zwar außen vor, aber Gerald Brehm wählt deutliche Worte: "Wir gehen hier sicher nicht in die Büßerhaltung."

Rückblende: Werner Schramm, Vorstand im Verein für Filmkultur Höchstadt und Betreiber des Aischtaler Filmtheaters, fühlt sich übervorteilt. Das "Andere Kino", das der städtische Agenda-Arbeitskreis Kultur (AKKU) in der Fortuna Kulturfabrik anbietet, betreibe "Piraterie" und "Wettbewerbsverzerrung".

Davon könne keine Rede sein, kontert Brehm im Pressegespräch. Selbstverständlich fördere die Stadt die Kultur und auch bei Volkshochschule, Kunst- und Musikschule sei es so, dass städtische Räume genutzt würden. Schramm hatte das Subsidaritätsprinzip verletzt gesehen, wonach Gemeinden nur dann wirtschaftliche Unternehmen gründen sollten, wenn private Unternehmer eine Leistung nicht gleichwertig erbringen können. Das "Andere Kino" habe "mit Gewerbe sehr wenig zu tun", hält der Bürgermeister den Vorwürfen entgegen.

Schließlich sei das Angebot kostenfrei. Und wenn sich ein gewerbliches Kino ansiedeln wolle, stehe dem nichts entgegen. Auch Open-Air-Vorführungen im Sommer kann Brehm sich vorstellen, obwohl er die Angebote im Aischtaler Filmtheater schätzt. Er sieht "keine Konkurrenzsituation", denn in der Kulturfabrik sei die Zielgruppe eine andere. "Uns geht es darum, dass auch Jugendliche und Menschen, die über wenig Geld verfügen, gemeinschaftlich Filme schauen können."

Stadt zahlt rückwirkend

Dafür nehme die Stadt auch gerne Geld in die Hand. Bei den Kosten geht es unter anderem um eine so genannte "Schirmlizenz", die MPLC Deutschland für öffentliche Vorführungen vergibt. Der Kreisjugendring Erlangen-Höchstadt hat eine solche erworben, und die Jugendzentren haben die Möglichkeit, sich sozusagen "einzukaufen". 130 Euro kostet das im Jahr, sagt Bernd Riehlein, der als Hausherr der Fortuna Kulturfabrik das AkKu-Kino mitbetreut. Bedingung (unter anderem): Es dürfen nur bestimmte Filme laufen und die Vorführungen müssen kostenfrei sein und dürfen nicht öffentlich beworben werden.

Genau hier ist den Verantwortlichen ein Fehler passiert, für den Werner Schramm sie beim Verband der Filmverleiher angeschwärzt hat. Sie haben — unwissentlich, wie sie betonen — 20 Filme gezeigt, die nicht über die Lizenz abgedeckt waren, und sie außerdem im Amtsblatt angekündigt.

2000 Euro Strafe

Hierfür werden jetzt rückwirkend Einzellizenen gekauft zum ausgehandelten Preis von 130 Euro pro Film. "Natürlich" übernehme die Stadt die Summe von 2600 Euro, sagt Brehm. Der Bürgermeister hat außerdem eine Unterlassungserklärung für die Zukunft unterzeichnet. Bei Missachtung droht eine Strafe von 2000 Euro.

Jeanette Exner, Sprecherin im Agenda-Arbeitskreis, betont, dass sie Werner Schramm angeboten habe, zusammenzuarbeiten, als das "Andere Kino" den Betriebe aufnahm. Das sei an persönlichen Differenzen gescheitert. "Und wir sind jetzt wirklich enttäuscht", sagt sie. Bis rechtlich alles wasserdicht ist, bleibt die Kinoleinwand in der Kulturfabrik nämlich dunkel. "Wir wollten einfach nur gemeinsam Filme schauen", seufzt Exner.

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