Damit der Fahrstuhlknopf immer erreichbar bleibt

29.10.2014, 17:46 Uhr
Damit der Fahrstuhlknopf immer erreichbar bleibt

© Edgar Pfrogner

Ein Fahrstuhl ist toll, wenn der Bewohner keine Treppen laufen kann. Und der Bedienknopf? „Der ist dann oft so weit oben eingeplant, dass er vom Rollstuhl aus nicht zu benutzen ist“, sagt Manfred Müller. Er ist Behindertenbeauftragter der Stadt Höchstadt: Die Pläne für neue Bauprojekte laufen immer über seinen Schreibtisch. Sobald mehr als drei neue Wohnungen entstehen, muss laut Gesetz mindestens eine davon barrierefrei sein.

„Was genau das bedeutet ist noch nicht in allen Köpfen angekommen“, sagt Müller. Es geht nämlich nicht nur um die Türschwelle und die bodengleiche Dusche. Das Bad muss zum Beispiel auch genug Platz bieten, um mit einem Rollstuhl zu wenden. Auf der Straße vorm Haus sind „Bodenindikatoren“ nötig, also weiße Rillenplatten für Sehbehinderte und Blinde, wie man sie von Bahnsteigen kennt. Und der tollste Briefkasten nützt eben nichts, wenn er zu hoch hängt.

Müller merkt aber auch, dass das Thema inzwischen doch immer präsenter wird. In jüngster Zeit hat er in Höchstadt viele vorbildhafte Projekte gesehen. Schließlich setzen inzwischen auch viele Privatleute auf Barrierefreiheit. „Das ist nicht nur sinnvoll, wenn man ans Alter denkt“, sagt Müller. Auch jüngere Menschen könnten sich mal ein Bein brechen oder Probleme haben, mit dem Kinderwagen zu rangieren.

Wohl auch deshalb sprießen in Höchstadt behindertengerechte Wohnungen gerade aus dem Boden. Auf dem ehemaligen unbefestigten Schaeffler-Parkplatz entstehen zwei Sechsfamilienhäuser. Auch am Weberskeller wird laut Müller barrierefrei umgebaut.

Trend erkannt

Bereits vor mehreren Jahren hat der Immobilienmakler Holger Weirowski diesen Trend in Höchstadt erkannt. „Die Nachfrage nach barrierefreiem Wohnen ist riesig“, sagt er. Immer mehr seiner Kunden hätten entschieden, aus ihren großen Einfamilienhäusern auszuziehen und sich räumlich zu verkleinern. „Da sind die Kinder aus dem Haus und die Eltern merken, dass das Schneeschieben und die Arbeit im Garten immer mühsamer werden.“

Vor zwei Jahren hat Weirowski deshalb als Bauträger die „Residenz im Aischgrund“ mit neun Wohneinheiten hochgezogen — und innerhalb kürzester Zeit verkauft.

Jetzt legt er noch einmal nach und baut die „Residenz im Kreisel“ zwischen Polizei und Feuerwehr – mit elf seniorengerechten Zwei-Zimmer- Wohnungen und einer Arztpraxis direkt im Haus. Auch hier sind schon fast für alle Wohneinheiten Käufer gefunden, obwohl der Rohbau noch nicht mal ganz steht. Barrierefrei liegt eben im Trend.

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