Daniel Sikorski: HEC-Kapitän mit unzähmbaren Offensivdrang

26.3.2016, 10:02 Uhr
Daniel Sikorski: HEC-Kapitän mit unzähmbaren Offensivdrang

© Foto: Anestis Aslanidis

Im heiligen Raum der Betreuer der Höchstadt Alligators im Eisstadion am Kieferndorfer Weg hängt sie noch: eine Eintrittskarte von den Finalspielen gegen den EHC Waldkraiburg aus dem Jahr 2006. Es war ein besonderer Titel für den HEC, damals, direkt nach dem Abstieg aus der Oberliga. Auch für den heutigen Kapitän Daniel Sikorski: Für ihn war es der erste Meistertitel bei den Erwachsenen, der Wechsel nach Höchstadt vor 13 Jahren, er hatte sich gelohnt.

Und natürlich würde der 38 Jahre alte Sikorski mit einem Finalsieg gegen Waldkraiburg gerne noch eine weiteren Meisterschaft mit Höchstadt feiern, der Stadt in der er heimisch geworden ist. „Vom Papier her ist Waldkraiburg vielleicht Favorit, aber gerne spielen sie sicher nicht gegen uns“, sagt er. In der Vergangenheit gab es gegen die Oberbayern meistens Duelle auf Augenhöhe, in denen Kleinigkeiten den Ausschlag gaben. So ähnlich, glaubt Sikorski, wird es wohl auch dieses Mal laufen.

„Das ist eine spielerisch starke Mannschaft, wir dürfen uns nicht darauf einlassen, ihnen mit offenem Visier zu begegnen, sondern müssen defensiv sicher stehen und unsere Konter und unser Überzahlspiel nutzen“, sagt der Mann, der seit fünf Jahren Kapitän der Alligators ist. Ein 1:9, wie zum Auftakt der Zwischenrunde in Waldkraiburg, soll ihnen nicht noch einmal passieren. Dafür muss auch Verteidiger Sikorski seinen Offensivdrang ein wenig zurückstellen. Kein Problem, sagt er: „Ich bin alt genug, um zu wissen, wann ich nach vorne kann und wann nicht.“

Aber im Angriff mitzumischen, das war dem gebürtigen Oberlausitzer schon immer wichtig. An der Wand des Betreuerraums hängt noch ein Poster, mit dem Sikorski nicht ganz so gute Erinnerungen verbindet: Es zeigt die Oberliga-Mannschaft der Rostock Piranhas. Ganz kurz, für zwei Monate, hat es ihn in seiner Höchstadter Zeit noch einmal nach Mecklenburg-Vorpommern verschlagen. Es blieb ein kurzer Ausflug. Der Trainer in Rostock sah Sikorskis Ausflüge in die Offensive nicht gerne – da kehrte der lieber nach Höchstadt zurück, als seinen Angriffsdrang aufzugeben.

Leben für den Sport

Beim HEC kann er seine Rolle als Verteidiger gerne offensiv ausleben – und erzielt wichtige Tore, wie zum Beispiel seine beiden entscheidenden Treffer in der letzten Viertelfinalbegegnung gegen Landsberg. Aber, sagt der Kapitän, nach vorne gehe er natürlich nur, wenn er wisse, dass hinten ein Stürmer für ihn absichert.

Dass er einmal Eishockey spielen würde, war für Sikorski schon im Alter von vier Jahren klar. In Weißwasser, seiner Heimatstadt in der Oberlausitz im Nordosten Sachsens, war das ganz normal. Der Sport wurde zu DDR-Zeiten und auch nach der Wende in der Schule gefördert. „Das ganze Leben war auf den Sport ausgerichtet“, erinnert sich der HEC-Kapitän. Bei den Lausitzer Füchsen, heute in der DEL 2 zuhause, startete Sikorski seine Karriere. Vier Jahre spielte er hier als Profi, bevor er mit 21 nach Dresden wechselte und über Stationen in Duisburg, Deggendorf, noch einmal Dresden und Salzgitter vor 13 Jahren schließlich nach Höchstadt kam. Zwei Jahre spielte er auch hier noch als Profi in der Oberliga, inzwischen ist er wie die meisten Bayernliga-Spieler Amateur und arbeitet neben dem Sport als Wassergeräte-Bauer. Trotzdem bestimmt das Eishockey weiterhin sein Leben: Zweimal die Woche ist während der Saison ein Spiel, viermal die Woche Training. Nur der Montag ist immer frei.

Aber es lohnt sich: Die große mannschaftliche Geschlossenheit, die Mischung aus Jung und Alt, aus Kämpfern und Technikern – für Sikorski passt es im HEC-Team einfach. Ans Aufhören denkt der Spielführer, der bislang von schwereren Verletzungen verschont geblieben ist, deshalb noch nicht. Im Gegenteil: „Ich bin jetzt 38 und das ist schon eine härtere Belastung“, sagt Sikorski auf die Frage, ob er gerne nochmal Oberliga spielen würde. Dann hält kurz inne und schmunzelt: „Aber reizen würde es mich schon.“ Nächste Saison will er auf jeden Fall dabei sein – selbst wenn es nur in der Bayernliga wäre.

Verwandte Themen


Keine Kommentare