Das "Faschingskind" erzählt

27.3.2017, 19:00 Uhr
Das

© Christian Schmidt

Erstaunlich, wer so alles in eine kleine Buchhandlung kommt: Politiker wie Gerhard Schröder, Helmut Kohl, Horst Seehofer, aber auch hochkarätige Sportler à la Franz Beckenbauer, Jogi Löw oder Louis van Gaal gaben sich bei Bücher-Schmidt in Adelsdorf die Klinke in die Hand — sehr zum Amüsement der Besucher der kabarettistischen Lesung von Bernd Händel, die dort stattfand. Denn Händel vereint die oben Genannten, und noch einige mehr, in seiner "Berliner Runde" bzw. dem Sportlerstammtisch.

Mühelos wechselt er von einer Stimmlage in die andere und kann alleine ganze Diskussionsrunden gestalten. Schließt man als Zuhörer die Augen, so glaubt man, wirklich Franz Beckenbauer zu hören, der meint, nie schwarze Kassen beim DFB gesehen zu haben, denn die Kassen, die er kenne, seien alle bunt gewesen. Oder Helmut Kohl, der mit Edmund Stoiber über Franz Josef Strauß psalmodiert.

Aber nicht nur die Parodie beherrscht der als Präsident des Franken-Faschings in Veitshöchheim bekannt gewordene Bernd Händel. Er kann zudem hervorragend Gitarre spielen und singen, um die Couplets von den Peterlesboum und Herbert Hisel vorzutragen. Immer scharfzüngig, immer mit Wortspielen und bisweilen auch derb. Singend parodierte er bei einem fiktiven Einkaufsbummel die Hintergrundmusik, indem er Chris Roberts, Karel Gott, Peter Maffay und Roland Kaiser Schlager in perfekter Tonlage wiedergibt. Dies in einer Bravur, die dem Publikum vor Lachen die Tränen in die Augen trieb. Er kalauert sich in einer Manier durch das Programm, dass dem Publikum kaum Zeit bleibt, zu Ende zu lachen, denn schon folgt der nächste Gag.

Als echter Profi lässt er ihm aber immer Zeit nachzukommen und den Wortwitz auszukosten. Wie er selbst überhaupt dazu kam, ein solcher Profi zu werden und die fränkischen Kabarettbretter zu erobern, erfährt man in den Programmpassagen, in denen er aus seinem autobiographischen Werk "Faschingskind" vorträgt.

Als Sohn einer der beiden berühmten Peterlesboum war ihm das "Bühnen-Gen" quasi schon angeboren. Der Weg zum Alleinunterhalter verlief dabei aber nicht immer so geradlinig, wie man es für den Sprössling von Willi Händel annehmen durfte. Nach der Handels- und Wirtschaftsschule absolvierte er eine kaufmännische Ausbildung und war auch zunächst in diesem Bereich beruflich unterwegs.

Aber dann setzte sich doch die Neigung zum Kabarett durch und er entschied sich für die Bretter, die in Zukunft seine Welt bedeuten sollten. Der Durchbruch sicherlich seine Auftritte in Veitshöchheim und schließlich sogar die Übernahme der Leitung der Prunksitzung.

Im "Faschingskind" schreibt er ausführlich über seine Kindheit und Jugend, gibt aber auch interessante Einblicke in sein gegenwärtiges Leben. Er durfte zwar viele Erfolge feiern, hatte aber ebenso manchen persönlichen Schicksalsschlag und künstlerischen Misserfolg zu verkraften. Wie es bisweilen hinter den Kulissen in Veitshöchheim zugeht, liest sich ebenfalls spannend und amüsant.

Veranstalter Christian Schmidt freut sich so zum einen über ein ausverkauftes Haus, zum anderen über eine gelungene und begeisternde Veranstaltung mit einem hochkarätigen Kabarettprofi in seiner Buchhandlung.

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