Das Wild macht nicht an der Reviergrenze halt

13.12.2014, 10:00 Uhr
Das Wild macht nicht an der Reviergrenze halt

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Derzeit ist Hochsaison für Drückjagden. „Die Einzeljagd ist im Augenblick nämlich schwierig“, erläutert Revierförster Stefan Stirnweiß. Bei mildem Wetter ist der Tisch für Rehe und Wildschweine im Wald noch reich gedeckt. Deshalb blieben die Rehe in ihren Verstecken und nähmen auch die sogenannte Kirrung nicht an, die kurzzeitige Köderfütterung. Einem Jäger auf Ansitz kommen sie dann so gut wie nicht vor die Flinte. Bei einer Drückjagd dagegen stöbern Hunde die Tiere in ihren Verstecken auf und „drücken“ sie zielsicher in Richtung der Schützen.

Doch die Tiere sind schlau. Nicht selten wählen Rehe oder Sauen lieber den Weg ins sichere Nachbarrevier. „Es wird noch viel zu wenig gemeinschaftlich gejagt“, bedauert Stirnweiß. „Das nutzt das Wild natürlich aus.“

Der Leidtragende sei am Ende der Waldbesitzer, resümiert Stirnweiß. Wenn der Jagdpächter den Wildbestand nicht im Zaum hält, drohen Schäden durch Verbiss. Vor allem Rehe lassen sich zarte Jungpflanzen schmecken und verhindern dadurch, dass sich ein Wald aus eigener Kraft erneuert und verjüngt und seinen Artenreichtum erhält. Oft hilft nur teures Einzäunen, um Laubbaum-Schösslingen eine Chance zu geben.

Die Regulierung der mehr oder weniger konstanten Rehpopulation lasse sich notfalls noch revierintern lösen, doch das Problem der sich rasant vermehrenden Sauen bekomme man allein nicht in den Griff, ist auch Kathrin Kratz überzeugt. Die Frauenbeauftragte der Kreisjägerschaft Höchstadt plädiert für eine intensivere Zusammenarbeit der verschiedenen Interessensgruppen, auch wenn es schwer sei, Jäger, Förster, Waldbesitzer und Landwirte unter ein Dach zu bringen. Doch sie ist überzeugt: „Revierübergreifende Jagden werden immer mehr kommen.“ In der Kreisjägerschaft Höchstadt sei man da schon auf einem guten Weg. Man pflege ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn und helfe aus, wenn Not am Mann sei.

Apropos Mann — eine Männerdomäne ist die Jagd schon längst nicht mehr. Immer mehr Frauen interessieren sich für das Waidwerk, das schließlich schon im Götterhimmel der Antike in weiblicher Hand war. Vor allem in den letzten zehn Jahren, so Kathrin Kratz, seien viele Frauen dem Verein beigetreten. Ein Trend, der den Bayerischen Jagdverband als Dachorganisation dazu bewogen hat, ein Jägerinnenforum einzurichten und die Ernennung von Frauenbeauftragten anzuregen.

Seit etwa vier Jahren widmet sich Kathrin Kratz im Verein dieser Aufgabe, doch eigentlich fühle sie sich arbeitslos, wie sie scherzhaft sagt. Es gebe kaum Probleme, die Männer freuten sich vielmehr, dass zunehmend auch die Frauen mitmachten.

Die meisten Frauen kämen ohnehin über Kontakte im familiären Umfeld zum Verein. Und dort übernehmen sie auch gerne Verantwortung. Zwei weibliche Vorstände gibt es in der Kreisjägerschaft Höchstadt, in der bei rund 270 Mitgliedern etwa 20 bis 25 Jägerinnen organisiert sind. Kratz freut sich über diese Entwicklung: „Da kommt einfach mehr Farbe rein.“

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