Dassler-Drama: von den Anfängen bis zum Zerwürfnis

5.2.2016, 18:43 Uhr
Dassler-Drama: von den Anfängen bis zum Zerwürfnis

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Das Rathaus ist kein Fachwerk, sondern ein Backsteinbau, ganz Herzogenaurach wurde filmisch nach Bad Münstereifel verlegt, der junge Adi macht seine Waldläufe nicht im Dohnwald, sondern in sanft hügeliger Eifellandschaft und Adis Waschküchen-Werkstatt, und die Schuhfabrik Gebrüder Dassler wurde in einer denkmalgeschützten ehemaligen Feilenfabrik in Wermelskirchen verblüffend stilecht nachgebaut.

Also werden die Herzogenauracher ihr Städtchen ganz sicher nicht in den Bildern wiedererkennen. Wohl aber im Wesen. Die Drehort-Sucher der Produktionsfirma Zeitsprung hatten ein Händchen für eine atmosphärisch stimmigeLandschaft. Und eine Kleinstadt mit der Atmosphäre der frühen 20er Jahre muss man schon woanders drehen.

Zwei Visionäre

Den Filmemachern um den Regisseur Oliver Dommenget kam es auch nicht so sehr auf Originalschauplätze an, auch nicht auf Historie im Detail. „Duell der Brüder“ will ein Drama erzählen zwischen zwei großen Visionären, aus dessen Katastrophe, der Trennung, zwei Weltmarken entspringen. Es ist eine große Geschichte. Geeignet, den Zuschauer emotional zu packen. So der Regisseur. Dies sei die Absicht der aufwändigen Produktion.

Es sollte ein „wuchtiges Epos“, ein großes emotionales Familiendrama werden, im Jargon des Auftraggebers RTL ein Eventfilm. Philipp Steffens, bei dem Privatsender für Fiction zuständig, will mit solchen Sendungen dem Multiformat-Sender „für die breite Masse“ (Steffens) auch dieses Feld erschließen. Dazu wurden renommierte Schauspieler verpflichtet. Ken Duken (Glorious Basterds) spielt mit originalgetreuen Naturlocken Adolf Dassler, den jüngeren der Brüder, Torben Liebrecht (Tatort: Todesspiel) den älteren Rudolf, den Verkäufer.

Wichtige Figuren – wie im wirklilchen Leben – die Frauen der beiden Unternehmer. Käthe, die sich ins Geschäft einbringende Gattin Adolfs, wird als immer stärker werdende Figur verkörpert von Picco von Grote und die anfangs unbeschwerte Friedl spielt zusehends verhärmend Nadja Becker.

200 Statisten

Gedreht wurde seit dem Frühjahr. Mit insgesamt 200 Statisten und einer selbst dem geschulten Herzogenauracher Auge standhaltenden Ausstattung. Dabei, so RTL-Mann Philipp Steffens, haben die beiden Unternehmen mit Original-Schuhen geholfen, nach denen eine Manufaktur das Film-Schuhwerk für Stars und Statisten nachgefertigt hat.

Sorgfältig ausgestattet auch die Fabrik mit historischen Maschinen aus Schuh-Museen. Die Klammer, um die doch langen 30 Jahre der Filmhandlung spannenden und emotional zu halten, ist natürlich das Endspiel um die Fußball-Weltmeisterschaft 1954 in Bern.

Damit und mit dem legendären „Adi, stoll auf!“ beginnt der Film. Mit dem deutschen Sieg in adidas-Schraubstollenschuhen – und einem garantiert nicht überlieferten Glückwunsch des inzwischen feindlichen Bruders Rudi – endet er.

Dazwischen liegen die Anfänge mit Adis Vision vom perfekten Sportschuh, Rudis Einstieg mit seiner Vision vom meist verkauften Sportschuh, der gemeinsame Erfolg, auch dank guter Kontakte zur Nazi-Elite, der Krieg, den Rudolf als Soldat durchmachen muss, während Adolf als unabkömmlich freigestellt bleibt.

Endgültiger Bruch

Damit beginnt das Zerwürfnis zwischen den Brüdern und auch zwischen ihren Frauen. Denn der Verdacht einer Affäre Rudolfs mit Käthe schwebt durch die Handlung, bis Friedl ihn ausspricht und endgültig für den Bruch sorgt.

Hat er, oder hat er nicht? Mit dieser auch für das kollektive Herzogenauracher Gedächtnis heiklen Frage wird der Film elegant fertig: Er lässt sie offen und was sie ist — Teil des Mythos Dassler.

Das wirklich Dokumentarische wird am Karfreitag getrennt nachgeliefert: Im Anschluss an den Film sendet RTL eine Dokumentation über die Dassler-Brüder. Herzogenauracher kommen zu Wort, Sportler, Manager, Stars und Historiker. Zu sehen ist dann auch das echte Herzogenaurach. Das haben die männlichen Hauptdarsteller übrigens erst vergangenen Freitag besucht.

Noch nie gesehen

Picco von Grote und Nadja Becker, auch der Regisseur, gestehen, das fränkische Städtchen in ihrem Leben noch nie gesehen zu haben. Aber seit den insgesamt 35 Drehtagen, sagen sie, verbinden sie viel mit dem an der Aurach gelegenen fränkischen Herzogenaurach.

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