Dauersommer: Gießen von April bis Oktober

19.10.2018, 17:40 Uhr
Dauersommer: Gießen von April bis Oktober

© Archivfoto: Hubert Bösl

Birken, Weiden oder Hainbuchen begannen schon im August mit dem Laubabwurf, der Boden ist trocken wie Staub, Schädlinge wie der Buchsbaumzünsler, Eichenprozessionsspinner oder Borkenkäfer verdarben Profi- und Hobbygärtnern sowie Waldbesitzern die Freude. "Das ist eine extreme Situation, es gab viel zu wenig Niederschläge", zieht Friedrich Bayer, Gärtnermeister im Baubetriebshof der Stadt Herzogenaurach Bilanz.

Seit April und bis dieser Tage im letzten Oktoberdrittel gießt die Stadtgärtnerei das öffentliche Grün. Zurzeit vor allem, damit die Pflanzen noch ausreifen, bevor der Winter kommt.

Einen gestiegen Wasserverbrauch von 30 bis 40 Prozent schätzt Bayer im Vergleich zu normalen Jahren: "Wenn dieser Sommer Standard im Klimawandel wird, müssen wir reagieren." Das beziehe sich auf Gerätschaften, Personal und die Art der Bepflanzung.

Fahrzeuge mit Gießarm, in Herzogenaurach bereits vorhanden, seien angesagt, um "effizienter, weniger personalintensiv arbeiten zu können", erläutert der Gärtnermeister. Bepflanzungen mit südlichen, mehr hitzeresistenten Bäumen wie sie teils bereits auf der Herzo Base praktiziert werden, seien vonnöten. Dort wurden Platanen, Gleditschien oder Stadtbirnen gesetzt.

Der angegriffene Buchs sei etwa durch – teuren – Ilex austauschbar, der allerdings einen kalkhaltigen Boden braucht. Was wo ersetzbar ist, damit beschäftigen sich ganze Forschungseinrichtungen.

Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim unterzieht 30 bis 40 Baumarten für das Stadtgrün der Zukunft diversen Stresstests. An ausgewählten Standorten wie in Hof oder Würzburg werden diese Bäume – etwa resistente Ulmen, Erlen oder Eschen – über Jahre beobachtet, weiß Friedrich Bayer. Dieses Expertenwissen macht sich auch die Gartenabteilung des Bauhofs zunutze.

Eine weitere Informationsquelle stellt der Campus Freising-Weihenstephan dar, ein Komplex von Hochschuleinrichtungen und Forschungsinstituten.

An solche Adressen wendet sich auch die Gartenabteilung der Stadt Höchstadt mit Gartenbautechniker Hermann Zehn. Auch er schätzt, im vergangenen Sommer sei "ein Dreifaches von Personal, Wasser und Maschineneinsatz" notwendig gewesen, um Neuanpflanzungen am Leben zu erhalten sowie die Blumen in den Trögen. Ältere Bäume und Sträucher habe man sich selbst überlassen. "Die Ausfälle sehen wir wahrscheinlich erst nächstes Jahr", rechnet Zehn.

Silberlinde, Rotahorn oder Amberbaum mit Herkunft aus Asien und Südeuropa würden als Zukunftsbäume empfohlen. "Ich hoffe auf Feuchtigkeit", sagt Zehn, "sonst gibt’s ein Problem für die ganze Gesellschaft. Wer mit der Natur nichts zu tun hat, hat nur den schönen Sommer gesehen. Doch für die Landwirtschaft war er katastrophal."

Keine Kommentare