Der alte Hase ist nicht zu fassen

27.7.2014, 19:32 Uhr
Der alte Hase ist nicht zu fassen

© Theo Kiefner

Für diesen Coup hätte natürlich Martin Grau sorgen sollen, immerhin die Nummer eins der deutschen Rangliste über 3000 Meter Hindernis in 8:24,29 Minuten. Doch der musste sich kurz nach dem Ende seines Höhentrainingslagers am Ende seines Laufs eingestehen, dass er nicht frisch genug war, um den 30-jährigen Steffen Uliczka zu schlagen.

Der erfahrene Athlet von der SG TSV Kronshagen/Kieler TB hatte heuer spät zu seiner Form gefunden, weshalb Grau und nicht er für das deutsche Europacup-Team auflaufen durfte. Doch noch rechtzeitig schaffte Uliczka wie der Biengartener im Trikot des LSC Höchstadt die Qualifikationsnorm für die Europameisterschaft vom 12. bis 17. August in Zürich.

Am Samstag kam es nun zum mit Spannung erwarteten Gipfeltreffen. Doch am Anfang wurde erst einmal getrödelt. 3:00,90 Minuten für die ersten 1000 Meter – es war klar, dass am Ende keine gute Zeit stehen würde. „Ein bisschen unrund“ fand Mönius den Rennverlauf bis dahin, auch der zweite Höchstadter Konstantin Wedel steckte mitten im Pulk.

Nun machten die Favoriten ernst; zuerst legte Grau einen Zahn zu, aber Uliczka ließ sich nicht abschütteln. Im Gegenteil: 300 Meter vor dem Ziel zog der Norddeutsche das Tempo gewaltig an. Schon bis zum Wassergraben hatte er den Franken so weit angehängt, dass dieser nur noch austrudelte. Mit 8:35,82 zu 8:42,13 Minuten fiel der Sieg dann etwas zu deutlich aus. Aber auch der Dritte, Hannes Lebach (SCC Berlin), wies mit 8:50,36 einen respektablen Rückstand auf. Mönius‘ Kommentar: „Dieses Jahr hat der alte Hase eben noch einmal gewonnen.“

Weiter hinten lief Wedel ein „klasse Rennen“, wie sein Trainer fand. Nachdem auch der zweite Kilometer vom Feld hinter dem Spitzenduo eher vorsichtig angegangen worden war, zeigte der Boxdorfer ein starkes Schlussdrittel. Als 16. der Jahresbestenliste in Ulm angetreten, wurde er am Ende guter Achter und ließ so namhafte Leute wie Benedikt Karus und Tim Stegemann hinter sich.

Auch seine Zeit (9:00,53) war mit Abstand beste in diesem Jahr und ganz nah dran an seiner persönlichen Bestleistung. Etwas geärgert haben dürfte ihn allein der Umstand, dass wieder einmal ganz knapp nicht die „Acht“ vorne stand. Die Schallmauer hätte er durchaus knacken können, gestand er hinterher. Er habe sich einfach nicht getraut, seinen Schluss-
spurt eher anzuziehen. Sonst hätte er um Platz sechs mitlaufen können.

Guter Lauf von Wedel

Dennoch sagt Mönius: „Konsti kann sehr zufrieden mit sich sein, nach dieser Vorbereitung.“ Fast vier Wochen habe trainingsmäßig Stillstand geherrscht. Eine schwere Erkältung und hinterher eine Entzündung im Fuß hatten den jungen Boxdorfer gebremst. Danach hatte er die DM-Qualifikation gerade noch so geschafft – umso erfreulicher sei diese Leistung in Ulm gewesen, so sein Coach.

Einige Stunden früher hatte der dritte LSC-Musketier seinen Einsatz gehabt – und keineswegs enttäuscht. Marco Kürzdörfer hatte die Norm über die 800 Meter geschafft, doch da gab es heuer eine große Leistungsdichte. „Jenseits der 30“ hatte er sich laut Mönius eingereiht, eine Finalchance war daher eher gering. Zumal der Adelsdorfer wegen seines Chemiestudiums heuer nicht so intensiv wie gewohnt trainieren kann.

Es kam in etwa wie erwartet. Nach den ersten beiden von drei Vorläufen war klar: Man musste unter 1:51 Minuten laufen, um unter die „Top Ten“ und damit in den Endlauf am Sonntag zu kommen. Eine Marke, die der 22-Jährige schon lange nicht mehr unterboten hatte. Vorne gaben Benedikt Huber (TSV Palling) und Dennis Krüger (Fortuna Marzahn) den Ton an, auch der Dritte, Patrick Schönball (ABC Ludwigshafen), kam über die Zeitregel noch ins Finale.

Als Nächster kam Kürzdörfer ins Ziel, doch sah es bis 100 Meter vor Schluss noch vielversprechend aus, als er zum Schlussspurt ansetzte, war der Wind 50 Meter später schon wieder raus. Mönius: „Es fehlte einfach wieder einmal das Stehvermögen.“ Mit 1:51,78 blieb er aber, realistisch betrachtet, im Rahmen seiner derzeitigen Möglichkeiten. Und mit Platz 13 durfte er angesichts der starken Vorleistungen der Konkurrenz sogar sehr zufrieden sein.

Markus Mönius: „Man hofft zwar immer, dass er mal einen Traumlauf raus haut, aber das ist angesichts der Umstände schwierig. Der Marco war schon als Jugendlicher auf einem sehr hohen Level (mit 18 lief er die 800 Meter schon 1:50,58), da kann man schwer noch etwas ausreizen.“

Das gilt nicht für Martin Grau, dessen Fokus klar auf der Europameisterschaft liegt. „Der Junge kann noch oft Deutscher Meister werden“, sagt Mönius, der mit seinem Schützling nach dem harten Grundlagentraining in Sankt Moritz nun auch vermehrt an der Hürdentechnik arbeiten will. In Ulm war das LSC-Ass verständlicherweise etwas müde, in Zürich will er wieder frisch sein – und dann auch den „alten Hasen“ Steffen Uliczka hinter sich lassen.

Keine Kommentare