Der Kapitän der Alligators geht von Bord

26.3.2017, 14:36 Uhr
Der Kapitän der Alligators geht von Bord

© Georg Kaczmarek

Der erste Schock über das frühe Saisonende ist überwunden, was die Besucherzahl dokumentiert. Doch es folgte bei der traditionellen Versteigerung der Original-Spielertrikots ein weiterer Schlag. Denn das Dress von Sikorski (siehe auch "Hinter der Tribüne") war das erste, das unter den Hammer kam.

Der 39-Jährige gab bei dieser Gelegenheit sein Karriereende bekannt und bedankte sich bei seinen Teamkameraden sowie den Verantwortlichen des Höchstadter EC für die schöne Zeit. "Auch wir möchten uns bei Daniel Sikorski für seinen Einsatz und seine Treue zum Verein bedanken", so der Sportliche Leiter Jörg Schobert.

Man könnte jetzt viele Floskeln absondern über Daniel Sikorski. Dass er immer alles für die Mannschaft getan hat, dass er stets da war, wenn er gebraucht wurde, dass er der gute Geist des Teams. Diese Aussagen treffen alle zu, dennoch beschreiben sie den Eishockeyspieler Sikorski nur unzureichend.
Denn neben all diesen Tugenden eines Teamplayers war der 39-Jährige immer auch ein ungewöhnlicher, weil ungewöhnlich guter Verteidiger. Am 12. Mai 2003 hatten die Nordbayerischen Nachrichten ihn als ersten Neuzugang für die folgende Oberligasaison präsentiert. Schon damals hieß es, Markenzeichen des 25-Jährigen seien seine faire Spielweise, die daraus resultierenden wenigen Strafminuten und die gute Spielübersicht.
Im Gegensatz zu vielen anderen Transfers wurde „Siki“ (1978 in der sächsischen Eishockey-Hochburg Weißwasser geboren) diesen Vorschusslorbeeren stets gerecht. Dass der Mann aus der Oberlausitz aber zu einem HEC-Dauerbrenner werden würde, konnte da noch keiner ahnen. Denn zuvor hatte er eine eher bewegte Vita: Weißwasser, Duisburg, Deggendorf, Dresden und Salzgitter waren seine vorigen Stationen.
Doch in Höchstadt wurde er – mit einer Saison Unterbrechung, als er es in Rostock probierte – heimisch. Die eigenen Fans liebten ihn aus denselben Gründen, aus den ihnen Gegner fürchteten: Denn man wusste selten, ob Sikorski seinen hammerharten Vorhandschuss auspacken oder zu einem Solo ansetzen würde, das man einem Verteidiger in dieser Eleganz nicht zugetraut hätte.

Über eineinhalb Jahrzehnte war er daher auch stets einer der erfolgreichsten Offensivverteidiger der jeweiligen Liga.
Das galt auch heuer in der Oberliga noch, in der er 29 Scorerpunkte in 30 Partien markierte, auch in der Verzahnungsrunde, doch in den Playoffs verließ ihn wie seine Mitspieler das Scheibenglück, so dass der Kapitän den Abstieg nicht abwenden konnte.

Dennoch schloss sich der Kreis für Daniel Sikorski: „Noch einmal Oberliga spielen“ hatte er in einem NN- Interview im Frühjahr 2016 als Wunsch genannt. Dieses Ziel hat er erreicht. Jetzt kann „Siki“ in Ruhe abtreten. Laute Töne sind ohnehin nicht seine Art. Für Pressevertreter war er fast eine so harte Nuss wie für gegnerische Stürmer: Er war zwar stets freundlich, aber knackige Sprüche für die Überschrift mussten andere liefern. Er ließ lieber Taten auf dem Eis sprechen.

 

 

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