Der Nachbar hat wieder keinen Auftrag

26.3.2017, 18:54 Uhr
Der Nachbar hat wieder keinen Auftrag

© Foto: Roland Huber

Die TSH muss nächste Woche zum letzten ernsthaften Verfolger HSV Bergtheim. Doch der größte Druck ist den Aurachstädterinnen genommen, denn die Unterfränkinnen verloren am Samstag überraschend beim 1.FC Nürnberg und haben nun drei Punkte Rückstand.

Wer darauf spekuliert hatte, dass die TSH die knappe Niederlage gegen Ottobeuren vor Wochenfrist noch als Last ins Derby mitnehmen würde, der wurde rasch eines Besseren belehrt. Zwar brauchte man fast schon "traditionell" eine gewisse Phase, bis man auf Betriebstemperatur kam, doch wie zuvor schon in beiden Pokalspielen als auch gegen Fichtelgebirge verstanden es die Gastgeberinnen neuerlich rasch ihre Spielweise durchzudrücken, gegen die das restliche Feld heuer meist keine Gegenmittel weiß, allein Ottobeuren hatte den frühen Vorsprung ins Ziel retten können.

Immerhin lag der HC bis zum 4:3 ständig in Front, dann jedoch fanden Bestle und Co. über eine konsequentere Abwehrarbeit den Faden und setzten sich innerhalb von nur fünf Minuten mit fünf Toren (10:5) ab. Obwohl sich die technisch veranlagten Erlangerinnen immer mal wieder mit schönen Aktionen zurückmeldeten, der Vorsprung und die Art wie er zustande kam vermittelte den Eindruck als hätte der HC plötzlich das Vorspiel im Hinterkopf, und letztlich verlief die Begegnung dann ja auch ähnlich.

Mit einer gesunden Mischung aus Tempogegenstößen und gekonntem Positionsspiel beherrschte die TSH die Partie auch nach der Pause. Rasch konnte Trainer Hans-Jürgen Kästl auch durchwechseln, ohne dass es etwa einen Bruch im Spiel gab. Eines war an diesem Tag dann doch anders, denn hatte Saskia Probst im Vorspiel alleine zwölf Treffer erzielt , waren es diesmal "nur" sieben. Die Gäste hatten sich auf die besondere "Betreuung" der jungen Linkshänderin eingestimmt und waren bestrebt, sich von ihr nicht wieder überlaufen zu lassen, doch das gelang nie ganz. Zudem nutzte auf dem linken Flügel Sarah Stephan die freien Räume ganz ausgezeichnet aus.

"Ich wusste dass ich sehr lange spielen musste, da Tanja nicht dabei war, deswegen versuchte ich etwas die Kräfte zu sparen", so die 18-jährige Jugendnationalspielerin Saskia Probst später. Dabei hatte sie sich nicht wirklich zurückgehalten, sondern umgekehrt etliche Gegenstöße des HC mit ihren unnachahmlichen Sprints abgelaufen. Auch eroberte sie bei eigenen Angriffen zahlreiche Bälle, die der HC eigentlich schon erobert hatte und leitete so manches Tor für die TSH ein.

Doch letztlich war es erneut eine großartige Mannschaftsleistung, die den klaren Unterschied ausmachte, zumal es den Gastgeberinnen immer öfter gelang über herrliche Ballstafetten die gegnerische Abwehr auszuhebeln. Hier zeigte vor allem Kristin Lang am Kreis eine großartige Partie, während Laura Wedrich, Nina Bestle, Carole Mittelheisser, Alina Erdmann und Vicky Egle zu einem enormen Druck aus dem Rückraum verhalfen.

Bei den jungen Gästen überzeugte vor allem die technisch versierte Laura Brockschmidt, eindrucksvoll ihre Beweglichkeit, mit der sie sich immer wieder auf engstem Raum von ihrer Gegenspielerin zu lösen versteht und selbst noch im Sprung den eigentlich zu erwartenden Wurfablauf verändert.

Das alleine reichte aber an diesem Tage nicht aus, auch der Mut an den anfangs erfolgreich durchgezogenen Gegenstößen festzuhalten, war rasch verflogen, zu "bissig" wurden sie von den Gegenspielerinnen gestört und dann war da auch noch Martina Ebersberger im Tor der TSH, die in wichtigen Phasen gar manche Chance des HC reaktionsschnell vereitelte. Nur bei Würfen von den Außenpositionen agiert sie gelegentlich noch zu voreilig.

Über 200 begeisterte Zuschauer sahen also einen erneut überzeugenden Tabellenführer, und auch Trainer Kästl hatte nichts zu klagen: "Ich bin sehr zufrieden, denn der HC ist wahrlich keine Laufkundschaft. Sie jedoch so zu dominieren, zeigt die gute Verfassung der Mannschaft, auch wenn es immer noch etwas Luft nach oben gibt. Ärgern tut es mich nur dass wir nach dem fünf Fahrkarten in Ottobeuren erneut vier Strafwürfe nicht verwandeln konnten."

TSH: Ebersberger; Kräck 1, Mittelheisser 4, Stephan 5, Egle 1, Wedrich 4/2, Bestle 3, Probst 7/1, Mergner 1, Erdmann 3/1, Lang 4, Theobald 1.

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