Der Olymp als Seifenoper

5.12.2016, 14:00 Uhr
Der Olymp als Seifenoper

© Selina Feder

Der römische Dichter Ovid beschrieb in seinen Werk „Metamorphosen“ die Geschichte von Philemon und Baucis – einem einfachen Ehepaar, das glücklich in bescheidenen Verhältnissen lebt und eines Tages zwei Wanderer auf der Durchreise (die griechischen Götter Zeus und Hermes, wie sich später herausstellt) bewirtet. Einziger Wunsch der Eheleute ist es, eines Tages gemeinsam zu sterben. Um ihnen dies zu ermöglichen, verwandeln die Götter die beiden in zwei Bäume.

Frei nach Ovid lautet die Erzählung bei den Thalias Kompagnos etwas anders: Hier sind Philemon und Baucis große Fans der Fernsehserie „Olymp“. Keine einzige der über 700 Folgen haben sie bisher verpasst. Zeitgleich findet auf dem richtigen Olymp eine große Versammlung der Götter statt. Der Göttervater „Wolkensammler“ Zeus ist mit seiner Frau Hera gekommen. Auch viele weitere Götter, wie „der alte Wasserpanscher“ Poseidon und Dionysus, der „Alki aus’m Landbierparadies“, sind da.

Es soll über die Menschen beraten werden, die die Götter einst zur bloßen Unterhaltung aus Dreck geformt hatten. Nun können die Olympianer sich deren Glauben und Bewunderung nicht mehr sicher sein. Daher sollen sich (wie auch bei Ovid) Zeus und Hermes in Menschengestalt auf die Erde begeben, um den Ernst der Lage zu erkunden. Dort finden sie schließlich Einlass bei Philemon und Baucis, die ihren Gästen einen gemeinsamen Fernsehabend mit ihrer Lieblingsserie vorschlagen. Die Folgen sind allerdings fatal: Erzürnt über das, was er dort sieht, zerstört Zeus die gesamte Erde. Lediglich seine frommen Gastgeber verschont er. Schließlich verwandelt er Philemon in eine Eiche und Baucis in eine Linde.

Stets lebt das Figurentheater dabei von der Darstellung des Solospielers Tristan Vogt, der den Holzpuppen durch seine eigene Mimik und Gestik Leben einhaucht. Er ist einer der zwei Thalias Kompagnons. Der andere ist sein Kollege Joachim Torbahm. Die beiden stehen nur selten zusammen auf der Bühne, führen bei ihren Stücken aber immer gegenseitig Regie. Auf diese Weise haben sie schon viele bekannte Stoffe wie „Die Zauberflöte“ von Mozart oder „Das Schloss“ von Kafka umgesetzt. „Die Göttersoap“ haben sie zusammen mit dem Nürnberger Schriftsteller Fitzgerald Kusz erarbeitet, der 1976 durch sein Stück „Schweig Bub!“ berühmt wurde. Das aktuelle Puppenspiel ist „sehr rhythmisch, lakonisch und knapp geschrieben“, so Vogt. Der fränkische Einschlag soll es bodenständiger machen und trägt zudem sehr zur Belustigung des Publikums bei.

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