Der Wahnsinn geht weiter: Alligators siegen am Bodensee

29.3.2015, 21:52 Uhr
Der Wahnsinn geht weiter: Alligators siegen am Bodensee

© Fotos: Christian Flemming

Lindaus Trainer Sebastian Buchwieser hatte Freitagnacht ein gutes Gefühl: „Ich habe in der Kabine keine Euphorie bei meinen Siegern gesehen, sondern den absoluten Siegeswillen.“ Auf der gegenseite hörte es sich nach der 0:4-Schlappe bei seinem Gegenüber, dem HEC-Spielertrainer Daniel Jun, fast trotzig an, als er verkündete: „Beim Best of Five muss man drei Spiele gewinnen, und am Sonntag werden die Karten neu gemischt.“

Nach der Marschroute befragt, wie er sein Team in weniger als 48 Stunden wieder aufbauen und mit welcher Strategie er den Sieg schaffe wolle, antwortete er mit seiner trockenen Art: „Wir versuchen, ein Tor mehr zu schießen als Lindau.“ Die Lacher waren garantiert.

Cool im „Nachspiel“

Zumindest den Zuhörern, deren Herzen für den EVL schlagen, dürfte das Lachen am Sonntag vergangen sein. Denn letztlich waren es sogar zwei Treffer mehr, wobei einer beim Penaltyschießen verfiel, wo die Alligators ihre Stärke (wie in der Hauptrunde des öfteren) unter Beweis stellten.

Nachdem Katjuschenko für die Islanders an Philipp Schnierstein gescheitert war und Ales Kreuzer eiskalt geblieben war, kam das zweite Pärchen an die Reihe. Mlynek scheiterte ebenfalls. Nun lag es an Jun selbst, den Deckel zuzumachen – und der beste Spieler der Bayernliga (so die Fachpresse) hielt dem Druck stand.

Was dach folgte, war laut Stefan Hobner von der HEC-Presseabteilung ein absolutes Tollhaus. 120 Höchstadter Fans, Mannschaft, Betreuer und Funktionäre lagen sich in den Armen – während die so hoffnungsvollen Lindauer Anhänger komplett verstummt waren.

Zuvor hatten 1250 Zuschauer im erneut ausverkauften Stadion ein hochklassiges, endspielwürdiges Match gesehen, „das nichts für Menschen mit schwachem Herzen war“, so Hobner. Nach diversen Nadelstichen beiderseits verlief Spiel wie schon am Freitag äußerst fair, was die Strafzeitenstatistik (6:8 Minuten) unterstreicht.

Pfostentreffer von Dzemla

Von Beginn an war klar, dass beide Teams die selbe Taktik gewählt hatten: Selbst Fehler vermeiden und auf einen Fehler des Gegners warten. Lindau schien anfangs schnell einen Treffer landen zu wollen, doch Schnierstein war bei einem Schuss von Routinier Sekera auf dem Posten. Ab der 5. Minute gewannen die Alligators die Oberhand. Ein Alleingang von Kreuzer, bei dem er aber Nerven zeigte, und ein Pfostentreffer von Patrik Dzemla waren die besten Chancen der Höchstadter im ersten Drittel.

Im zweiten Durchgang mussten sie auf André Lenk verzichten, der verletzt in Zivil auf der Ersatzbank Platz nahm. Dennoch gelang ein Traumstart: Nach nur 34 Sekunden sah Marc Kaczmarek, dass Dzemla ungedeckt vor dem Tor stand, und der netzte clever ein.

Aber in der 27. Minute schlug der 43-jährige Sekera zurück. Nun ging es im Drei-Minuten-Takt weiter: Erst legte der HEC erneut vor; diesmal nutzte Simon Knaup eine Vorlage von Dzemla (30.), dann folgte der bittere nochmalige Ausgleich. Denn die Gäste waren in Überzahl und ließen die nur vier Lindauer relativ unbedrängt kontern. Abwehrspieler Leiprecht war der Nutznießer zum 2:2 (33.).

Von nun an stand die Partie Spitz auf Knopf, erst recht in den letzten 20 Minuten war die Spannung mit den Händen zu greifen. Jeder Fehler, jeder Tor hätte die Partie entscheiden können. Zielstrebiger schienen nun die Franken, bei denen Richard Stütz einmal knapp vorbei und einmal an den Pfosten schoss und Thilo Grau aus spitzem Winkel das relativ leere Tor verfehlte. Auf der Gegenseite hatte Katjuschenko die große Chance, zum Helden zu werden, fand aber in Schnierstein seinen Meister. Die letzten Sekunden musste der HEC nochmals in Unterzahl überstehen. Alles hielt den Atem an – dann kam es zum Penalty-Showdown.

Und tatsächlich kommt es am Donnerstag zum fünften Wiedersehen der Kontrahenten in Höchstadt. Diesmal mit einem leichten psychologischen Vorteil für die Alligators. Aber was der in dieser Serie wert ist, hat man gestern gesehen.

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