Die Dynamik des Staudengartens

24.6.2016, 12:58 Uhr
Die Dynamik des Staudengartens

© Foto: Rainer Groh

Stille wird man hier vergeblich suchen. Nicht nur, was den üppigen Pflanzenwuchs betrifft, ist der Garten ein belebter Ort. Im Teich zwischen den zurzeit voll erblühten Seerosen tummeln sich jede Menge Frösche. An deren Abendkonzert muss man sich gewöhnen, wenn man gut schlafen will. Trotzdem, den Teich bezeichnet die Besitzerin als den Mittelpunkt den Hausgartens. Hinter einer Trockenmauer aus Sandsteinen und einer hohen Hainbuchenhecke verbirgt der sich. Badstubers haben ihr insgesamt 520 Quadratmeter großes Grundstück eintiefen lassen, als 1998 ihr Haus gebaut wurde. Also entstand der Garten als Rückzugsort, nicht als Hangterrassen-Präsentation.

Bettina Badstuber mag keine Hügel-Terrassen. Die studierte Garten- und Landschaftsbauerin ist in einer Staudengärtnerei tätig und hat – außer dem Teich und drei Kräuter- und Gemüsebeeten – die Freiflächen hauptsächlich mit Stauden bepflanzt. Ihr Credo: ein geschlossener Bewuchs sollte sein. Letztlich, sagt sie, macht dies weniger Arbeit als Rasenpflege.

Zwei Jahre lang hat das Anlegen des Gartens freilich gedauert – natürlich nach dem eigenen Plan. Festgelegt wurden dabei nur die Wege und die Flächen. Beim Bepflanzen folgte Bettina Badstuber dem Konzept, möglichst immer etwas Blühendes im Garten zu haben und dazu einen hohen Anteil von Wildstauden. „Damit auch die Insekten was davon haben“.

Im Liegestuhl den Bienen lauschen, das ist auch die Form von Erholung, die Bettina Badstuber in ihrem Garten liebt. Ihn deshalb als „naturnah“ zu bezeichnen, wie dies viele tun, hält sie für nicht ganz zutreffend. Die Üppigkeit, das Ausufernde der Pflanzen, die schon mal die von der Trockenmauer gesetzte Grenze überwachsen dürfen, das ist gewollt und bewusst so angelegt.

Nach dem Vorgarten mit vielen Rosenstöcken lässt eine Liebesgirlande den Besucher in den eigentlichen Garten. So heißt — auf französisch — die kleinblütige Rosensorte, die über einen Rankbogen wächst und sozusagen den Torbogen formt: Girlande d‘Amour. Gegenüber steht Bettina Badstubers Lieblingsstrauch, eine Kalkwitzie, die im Frühjahr zartrosa blüht.

Auf den Gartenteich mit den Seerosen kann man von der Terrasse aus schauen, von der Bank am gegenüberliegenden Ufer oder durch die Zweige des Apfelbaums, unter dessen Blätterdach im Sommer so gut sitzen ist. Dann, auf der Westseite des Hauses bis zum Grenzzaun aus Esskastanienholz — „ist langlebig wie Eiche und muss nie gestrichen werden“ — Staudengewächse von der gerade blühenden Katzenminze über die Schafgarbe, Wolfsmilch und Salbei bis zur Glockenblume und dem Purpurglöckchen. Was im Beet keinen Platz hat, wächst in Töpfen.

Die Dynamik, das sich ständig Ändernde, das ist der Reiz an einem Staudengarten. So Bettina Badstuber, die sich von Kindesbeinen an für Gärten und fürs Gärtnern begeistert und bis heute auch gern experimentiert. Sie mag es, einen lebendigen Garten um sich zu haben, dessen Pflanzen auch „ausufern“ dürfen. Da haben sie und ihr Mann Hans-Peter es gut, dass ihr Grundstück an einer Sackgasse liegt eine ab und an auf den Gehsteig hinauswachsende Walzenwolfsmilch nicht groß stört. RAINER GROH

Badstubers nehmen zum zweiten Mal am Tag der offenen Gartentür teil. Sie erwarten Besucher am Sonntag von 10 bis 17 Uhr.

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