Die Kostbarkeit der Zeit steht im Scheinwerferlicht

4.5.2016, 17:25 Uhr
Die Kostbarkeit der Zeit steht im Scheinwerferlicht

Wer in die großen pechschwarzen Augen dieser Momo blickt, vergisst die Zeit. Und ganz bestimmt denkt er nicht mehr daran, dass er ins Gesicht einer Puppe schaut. Stefan Kügel und sein Sohn Benjamin Seeberger lassen im Theater Kuckucksheim die Figuren aus dem Roman von Michael Ende lebendig werden.

Es ist ihnen wichtig, die Botschaft des modernen Märchens ins Publikum zu tragen. „Die Thematik ist einfach sehr aktuell“, sagt Stefan Kügel im Adelsdorfer Ortsteil Heppstädt. „Sich Zeit zu nehmen für die Kinder — das liegt mir am Herzen.“

Momo tröstet. Sie sitzt im Amphitheater, hört zu und verschenkt ihre Zeit. Das macht ihre Freunde glücklich: Den alten Beppo Straßenkehrer (Seeberger) und den fantasievollen Gigi (Kügel).

Aber dann tauchen die Grauen Herren auf, farblose und raffinierte Vertreter der Zeitsparkasse, die versprechen: Wer schneller und effektiver arbeitet, hat später einmal Zeit im Überfluss. Das Leben wird trist.

Gerauchte Lebenszeit

Als Benjamin Seeberger die Maske der Grauen trägt und ein Zigarre aus getrockneter Lebenszeit raucht, scheint es tatsächlich ein bisschen kälter zu werden im Raum. Mit kleinen Hilfsmitteln und Kostümen verändern die beiden Männer die Atmosphäre auf der Bühne.

Natürlich spielt dabei auch die Musik eine große Rolle. Regisseur Dietmar Staskowiak hat eigens sechs Songs komponiert, teils wurden sie mit einem kleinen Orchester eingespielt. Die Puppe Momo gibt es in groß und in klein, auch Beppo und Gigi spielen mal Figuren, mal Kügel und Seeberger selbst. Der Sohn hat auch für das Bühnenbild gesorgt. Und so lässt sich das Amphitheater später auch leicht in die Welt von Meister Hora verwandeln, dem Hüter der Stundenblumen. Dorthin treibt es Momo bei dem abenteuerlichen Versuch, ihre Freunde zu retten. Dabei trifft sie natürlich auch die wundersame Schildkröte Kassiopeia.

„Es ist immer eine besondere Herausforderung, ein Kinderbuch zu adaptieren“, sagt Stefan Kügel. „Denn die Menschen haben einfach feste Bilder im Kopf.“

„Pechschwarzer Lockenkopf, abgetragene Männerjacke und große pechschwarze Augen“, so ist Momo im Roman beschrieben — und so ist auch die Puppe gestaltet. Und die beiden Männer finden auf der Bühne ihre eigene Bildsprache.

„Momo machen“ — diese Idee hatte Kügel schon lange. Im vergangenen Sommer dann hat das Team sich entschieden, das Stück in Angriff zu nehmen. Seit Januar sind die Figuren und das Bühnenbild entstanden. Und das Ergebnis? Zeit nehmen, hingehen!

Die Premiere am 13. Mai ist bereits ausverkauft. Aber es gibt noch Karten für die Vorstellungen am Samstag, 14. Mai, um 19 Uhr und am Donnerstag, 26. Mai, um 18 Uhr. Tickets zum Preis von 7 Euro (ermäßigt 6 Euro) und Informationen gibt es unter * (09195) 2142 oder unter www.kuckucksheim.de

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