Die Mensa als Wahllokal: Mittelschüler stimmten ab

19.9.2013, 18:59 Uhr
Die Mensa als Wahllokal: Mittelschüler stimmten ab

© Mark Johnston

Natürlich zählt ihre Stimme nicht wirklich, jedenfalls nicht zur echten Bundestagswahl am Sonntag. Die Zehntklässlerin der Mittelschule Herzogenaurach hat mit ihrer Klasse bei der „Juniorwahl“ teilgenommen, eine Wahl, die an etwa 1500 Schulen in Deutschland durchgeführt wird. „Es ist gut, dass wir mal mitmachen dürfen“, findet Corinna.

Seit 1999 wird die Juniorwahl zu Landtags-, Bundestags- und Europawahlen bundesweit durchgeführt. Dabei wird die Wahl der Erwachsenen in der Woche vor der echten Bundestagswahl so realitätsnah wie möglich simuliert. Wie bei den echten Wahlen gibt es einen Wahlvorstand, Wahlbenachrichtigungen, Wahlkabinen, Wählerverzeichnisse und natürlich Wahlurnen. Die Wahlhelfer der Schüler kommen aus ihren eigenen Reihen: Es sind Schüler, die Stimmzettel aushändigen und am Ende Kreuzchen zählen.

An der Mittelschule in Herzogenaurach nahmen drei Mittlere Reife-Klassen an der Juniorwahl 2013 teil: Eine achte Klasse unter der Leitung von Heidi Däumler-Wiedemann, Andrea Düthorns neunte Klasse und die zehnte Klasse von Margit Betz.

Alle drei Klassen haben schon vor den Sommerferien begonnen, sich vorzubereiten. Im Fach „GSE“ haben die Juniorwähler alles über die Grundsätze und die Bedeutung der Wahl gelernt; sie haben Wahlprogramme verglichen, Nachrichten und natürlich auch die Landtagswahl verfolgt. Auch der „Steinbrück-Finger“ wurde diskutiert, erzählt Margit Betz. „Da gab es ganz unterschiedliche Meinungen und Begründungen“, erinnert sie sich.

Berührungsängste nehmen

Ziel der Juniorwahl ist es nicht nur, den Schülern Berührungsängste mit der Wahl zu nehmen, sondern auch, der allgemeinen Politikverdrossenheit entgegenzuwirken. Zwar stehen Politik und Wahlen sowieso auf dem Lehrplan der Schüler, „aber das ist alles wahnsinnig abstrakt für sie“, erklärt Heidi Däumler-Wiedemann. Durch die aktive Beteiligung sei es gelungen, das Interesse und die Aufmerksamkeit der Schüler auf die Bundestagswahl erheblich zu steigern.

Die 15-jährige Jennifer hat sich neben dem Unterricht auch mit dem „Wahl-O-Mat“ im Internet für die Abstimmung gerüstet. Trotz aller Vorbereitung findet sie es aber gut, dass ihre Stimme und vor allem die der Mitschüler noch nicht zählen, denn ihre Mitschüler hätten bestimmt „nur Mist“ gewählt, glaubt die Neuntklässlerin. Margit Betz findet, dass die Schülerin mit dieser Einschätzung Recht hat, denn bei vielen Themen der Politik falle es den Schülern einfach schwer, sich eine eigene Meinung zu bilden. „Was soll denn ein Schüler mit ,Ehegattensplitting‘ anfangen“, so die Lehrerin.

Mehr Politikinteresse

Andrea Düthorn glaubt dennoch, dass die meisten Schüler durch diese Aktion mehr Interesse an der Politik entwickelt hätten. Und dank der gründlichen Vorbereitung sind die Schüler auf dem besten Weg, auch für ihre erste echte Wahl gewappnet zu sein.

So hatte die Lehrerin von einem Schüler sogar gehört, er hätte jetzt mehr Ahnung als seine Eltern, erzählt sie lachend. Der 13-jährige Umut dagegen fand die Wahl „langweilig“. Etwas Wichtiges hat der Achtklässler trotzdem gelernt: Wen er gewählt hat, „ist geheim!“, weiß er.

Die Stimmen der Schüler wurden direkt im Anschluss an die Wahl von den Wahlhelfern ausgezählt und an die Organisatoren der Juniorwahl gemeldet. Und wie lautet die Wahlempfehlung der Junioren? Das bleibt bis zum tatsächlichen Wahlabend geheim; erst am Sonntag, ab 18 Uhr, können die bundesweiten Ergebnisse im Internet abgerufen werden. Wir sind gespannt.

www.juniorwahl.de

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