Ehrenzeichen für sieben Bürger

HERZOGENAURACH - Es könnte die letzte Weihnachtssitzung im Rathaussaal gewesen sein. 2018, wenn alles läuft wie geplant, wird andernorts gefeiert, denn der 1960er-Trakt des Rathauses soll laut Ratsbeschluss vom Oktober abgerissen werden. Mit dem Klang von Österreich wurden in der Festsitzung des Stadtrates Herzogenaurach sieben Bürger für ihre Verdienste für Herzogenaurach mit der Ehrennadel oder der Bürgermedaille ausgezeichnet – manche haben Wurzeln im Nachbarland.

Altbürgermeister Hans Lang, amtierende und ehemalige Stadträte mit ihren Frauen, frühere Träger der Bürgermedaille waren zur Sitzung im feierlichen Rahmen gekommen. Gespielt wurde unter anderem von der Band, bestehend aus Thomas Schönfelder, Werner Pfannerer, Tassilo Pesold und Jojo Schmid, "Free Falling", "Fürstenfeld" und "Bruttosozialprodukt". Auch als Reverenz an die verdienten Bürger und Hinweis auf die prosperierende Stadt, die auch mit ihrer Hilfe dahin kam, wo sie ist: eine Stadt von rund 24 000 Einwohnern, die 22 600 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze bietet.

"Daran hängt eine ganze Region", fasste Bürgermeister German Hacker zusammen, der auf Herzogenaurach 2017 einen kurzen Blick warf:

Der Zweckverband Stadt-Umland-Bahn nahm seine Arbeit auf, mit dem Landkreis wurde der Busverkehr verbessert, das Planfeststellungsverfahren für die Südumgehung steht bald vor dem Start, Wohnraum und Gewerbe entwickelt sich.

2017 besuchte eine Stadtratsdelegation Kaya in Burkina Faso, das sichtlich unter dem Klimawandel leidet – auch ein Grund für Energiepolitik.

2018 feiert die Stadt weitere runde Jubiläen: 50 Jahre Partnerschaft mit Wolfsberg, 30 Jahre Verbindung mit Sainte-Luce-sur-Loire. Für die Arbeit "im Übermaß" dankte der Bürgermeister seinen Ratskollegen, den Mitarbeitern in der Stadtverwaltung und den Bürgern, die sich einbringen.

Gingen musikalisch über die (Landes-)Grenze: Die Musiker des weihnachtlichen Ehrungsabends der Stadt Herzogenaurach, der – wenn es planmäßig läuft – 2017 zum letzten Mal als Rahmen diente. © Foto: Anestis Aslanidis

Mit der Ehrennadel der Stadt wurden sodann im weihnachtlich geschmückten Ratssaal vier Bürger bedacht: die Gründer von Proleit, Manfred Czepl und Wolfgang Ebster, JosefBreun, Seniorchef von Saatzucht Breun in Steinbach, Wolfgang Seel, der Gründer von Vipa. Die beiden Letztgenannten waren aus gesundheitlichen und geschäftlichen Gründen verhindert.

Mit der Bürgermedaille ausgezeichnet wurden – Ladies first – Bärbel Gundermann, Mitbegründerin von Herzo TV, Michael Baltz für sein Engagement im Seniorenbeirat und Gerd Müller, der sich bis von rund einem Jahr bei der Herzogenauracher Tafel für bedürftige Menschen einsetzte.

In seinen Laudationes auf die Geehrten würdigte der Bürgermeister Josef Breun als Unternehmer einer "Mehrgenerationenleistung" seit 111 Jahren in der Saatzuchtwirtschaft. Breun hatte nicht nur zahlreiche Ämter in seiner Branche inne, sechs Jahre lang war er auch Mitglied des Stadtrates von Herzogenaurach.

Manfred Czepl und Wolfgang Ebster, beide aus Österreich, arbeiteten zu Beginn ihrer Berufslaufbahn als Inbetriebnahmeingenieure bei Siemens, bevor sie 1986 die Firma Proleit gründeten. 1997 bauten sie an der Einsteinstraße ein eigenes Firmengebäude, das nun verdoppelt wird. 400 Mitarbeiter weltweit sind bei Proleit beschäftigt. Die Firma bietet Prozessleitsysteme und Automatisierungslösungen für die verfahrenstechnische Industrie.

Wolfgang Ebster, der 1999 auf Drängen von Walter Nussel und Christa Matschl über Weihnachten einen umfänglichen Förderantrag auf Mittel des Freistaats ausfüllte, dankte auch namens seines Partners: "Wir haben in Herzogenaurach eine echte Heimat gefunden, beruflich wie privat."

In Abwesenheit wurde die unternehmerische Lebensleistung von Wolfgang Seel, Gründer der Vipa, Nachbar von Proleit und passionierter Rennradler gewürdigt. 1985 wurde die Firma Vipa GmbH als Systemhaus für Automatiserungstechnik gegründet, inzwischen ist sie in über 60 Ländern weltweit vertreten. Rund 300 Mitarbeiter sind bei Vipa tätig, seit 2012 Teil der Yaskawa-Gruppe. Überdies gründete Wolfgang Seel 1999 das Tochterunternehmen profichip.

Die gebürtige Hamburgerin, nun Wahl-Weisendorferin Bärbel Gundermann, die 20 Jahre lang Lehrerin für Englisch und Sport am Gymnasium Herzogenaurach war, berichtete von der Gründung von Herzo TV vor 15 Jahren und dankte "ganz herzlich" für die Bürgermedaille, ebenso wie die nachfolgend Geehrten.

Die beeindruckende Vielzahl von Aktivitäten des Seniorenbeirats ließ der ehemalige Siemens-Direktor, später Vorsitzender des Seniorenbeirats, Michael Baltz, revuepassieren. 117 Personen, 20 Seniorenbeiräte und 97 ehrenamtliche Helfer sind im Beirat engagiert.

Schließlich wurde auch die Leistung von Gerd Müller mit der Bürgermedaille gewürdigt, der unermüdliche Arbeit seit 2002 bei der Tafel in Herzogenaurach leistete.

Der Abend klang in lockerer Atmosphäre im alten Ratssaal aus.