Ein erster Preis bei "Jugend musiziert" für Ludwig Orel

26.5.2018, 07:57 Uhr
Ein erster Preis bei

© Foto: Christine Orel

"Aaaaalter!" Ludwigs Reaktion, als er von seinem fulminanten Ergebnis erfährt, erreicht seine Mutter nur schriftlich. Per WhatsApp. Denn als die Resultate verkündet und die Urkunden ausgegeben werden, ist Ludwig bereits in Dublin – wo er mit den Herzogenauracher Chorknaben, die auf Konzertreise sind, durch Irland tourt, Spaß hat, auf der Straße musiziert.

Von Lübeck, wo er den Bundeswettbewerb mit der Triosonate in C-Dur von Johann Sebastian Bach eröffnet und mit seinem Programm bestritten hatte, flog der 16-Jährige direkt nach Irland.

Für ihn ist der Erfolg in Deutschlands renommiertestem Jugend-Musikwettbewerb ein Höhepunkt seiner Laufbahn. Ein weiterer. Denn an Auszeichnungen und Referenzen mangelt es in seinem Lebenslauf nicht. Er bekam unter anderem den Kulturförderpreis der Stadt Herzogenaurach, seit drei Jahren darf er die Musikhochschule in Regensburg besuchen, der dortige Domorganist unterrichtet ihn.

Die Orgel gilt als das schwierigste unter den Instrumenten. Der Organist hat seinen ganzen Körper im Einsatz, Hände und Füße müssen eigenständig sein, sich dennoch perfekt ergänzen. Die Wettbewerbsregeln schrieben Werke aus drei verschiedenen Epochen vor, ein langsames Stück war ebenfalls Pflicht.

Neben Bach überzeugte Ludwig die Juroren in Lübeck mit Werken von Max Reger, Alexandre Guilmant und Olivier Messiaen. Die Juroren bescheinigten ihm eine "natürliche Musikalität, die von innen kommt, die berührt, die nicht aufgesetzt ist".

Sein Gespür für die Musik hat seine Mutter schon früh an ihrem Sohn entdeckt. Und ihm mit Musikunterricht ermöglicht, sein Talent zu entfalten. Neben der Orgel beherrscht Ludwig Orel auch das Klavier.

Starke Nerven

Ludwig spielt mit, aber auch ohne Noten. "Er kann jede Melodie, die ihm gegeben wird, ohne Noten spielen, auch mit Akkorden, er kann darüber variieren und improvisieren", beschreibt Mutter Christine Orel. Beim Wettbewerb in Lübeck wurde zwar mit Noten gespielt. "Aber die Musik muss trotzdem mit Leben gefüllt werden, und das kann er."

Außerdem behält er die Nerven. Fehler werfen ihn nicht aus der Bahn, im Gegenteil, er nutzt sie zur Improvisation. Ludwig hat sich eindringlich mit seinem Programm für den Musikwettbewerb befasst. Rund ein Jahr lang hat er die Stücke an seiner Orgel zuhause geübt. Jeden Tag. Stundenlang. Nachmittags oder nachts. Er nahm die Werke her, übte, ließ ihre Wirkung setzen, legte sie weg. Und holte sie wieder hervor. Vier Wochen vor dem großen Tag reiste Ludwig mit seiner Mutter nach Lübeck in die St. Jakobi-Kirche, um die Orgel einzuregistrieren. Drei Stunden haben sie die Klangbilder definiert, nachgebessert, das Instrument mit seinen 2500 Pfeifen und 63 Registern als "Individuum" kennengelernt. Es hat sich gelohnt.

Noch geht Ludwig Orel zur Schule. Höchstwahrscheinlich wird er nach seinem Abitur Musik studieren. Doch erst einmal will er sich für einen Orgel-Wettbewerb in Moskau bewerben. Wenn es klappt, geht er schon bald wieder auf Reisen.

Ludwig Orel spielt am Samstag, 2. Juni, um 16.30 Uhr während des Altstadtfestes in der St. Magdalena-Kirche. Eintritt frei.

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