Ein feinbuntes Kultur-Kaleidoskop für Höchstadt

8.10.2017, 15:38 Uhr
Ein feinbuntes Kultur-Kaleidoskop für Höchstadt

© Hans von Draminski

Bei dieser von den Nordbayerischen Nachrichten präsentierten, trotz Regenwetters sehr entspannt ablaufenden Großveranstaltung wurde Integration ganz groß geschrieben. Es ging um ein konstruktives multikulturelles Miteinander jenseits aller nachgerade sinnlosen Debatten über "Leitkultur".

Ein feinbuntes Kultur-Kaleidoskop für Höchstadt

© Hans von Draminski

Damit würde man auch nicht weiterkommen, wenn der Spielmannszug der Höchstadter Feuerwehr zum Auftakt Glenn Millers "American Patrol" auf dem Marktplatz intoniert, die "Musiggfabrigg" an selber Stelle fetzige Coversongs von Tina Turner bis zu den "Sportfreunden Stiller" zum Besten gibt und im Hof des Kuhstalls eine Gruppe arabischstämmiger Flüchtlinge mit Franken- und Deutschland-Fähnchen in den Händen traditionelle orientalische Tänze vorführt — frenetisch beklatscht von einem bunt gemischten Publikum.

Ein feinbuntes Kultur-Kaleidoskop für Höchstadt

© Hans von Draminski

Rund 70 Konzerte, Lesungen, Ausstellungen und Performances wie Tanzvorführungen zählte das Programm vorab auf. Ein Kaleidoskop, das auf grelle Farben, auf das all zu Spektakuläre verzichtete und eher als eine Art Leistungsschau zu verstehen war: So viel kann eine heterogene Stadtgesellschaft auf die Beine stellen, wenn sie von der Sinnhaftigkeit ihres Tuns überzeugt ist.

Da ist es völlig egal, ob die Wiege dessen, der da gerade auf der Bühne steht, in Aleppo stand oder in Moskau, in den Weiten Kasachstans oder in Mittelfranken. Man gibt sein Bestes, die Menschen zu unterhalten und, wichtiger noch, teilhaben zu lassen am eigenen kulturellen Schaffen.

Geleitet von Ohren und Nase

Unmöglich, angesichts des äußerst umfangreichen Programms den Überblick zu behalten. So schlendert man durch die regenfeuchten Straßen und lässt sich bisweilen von den Ohren oder auch von der Nase leiten. Neben der Marktplatzbühne riecht es nach frischen Bratwürsten, ein paar Meter weiter hat ein Döner-Lokal geöffnet und auch in der Eisdiele herrscht selbst zu späterer Stunde noch Betrieb.

Ein feinbuntes Kultur-Kaleidoskop für Höchstadt

© Hans von Draminski

Weiter oben, im Innenhof des Schlosses, haben Landsknechte ihr Lager aufgeschlagen und zeigen ihre Waffen, mit denen freilich niemand mehr dem anderen nach Leib und Leben trachtet. Drinnen, im Gewölbekeller, gibt die Bläsergruppe "Bloß Blech" kräftig Gas, Verzeihung, Luft und macht mit heißen Nummern die herbstlich kühle Witterung vergessen, unterstützt von einer Tasse Eintopf aus der Landsknechts-Küche.

Ein feinbuntes Kultur-Kaleidoskop für Höchstadt

© Hans von Draminski

Auch der — angesichts der Baustellen-Situation am besten zu Fuß oder mit dem Festival-Shuttle zu bewältigende — Weg in die Fortuna Kulturfabrik lohnt sich, denn die steht bei der "Nacht der Kulturen" ganz im Zeichen Russlands und stellt Künstler wie das Moskauer "Trio Scho" in den Mittelpunkt, das Walzer und Schlager aus dem alten Russland kredenzt.

Dass die Kür des Faschingsprinzenpaars ausfällt — die Rede ist von massiven Terminproblemen des Prinzen — fällt kaum jemandem auf. Dann staut man sich halt in den Stadtturm, wo das Christuskirchen-Männerquartett "Four-to-Night" einen seiner ersten größeren Auftritte absolviert — und mit seinen Nummern zwischen "Comedian Harmonists" und Golden Oldies viel Begeisterung erntet. Zum Luftholen dient die Spitalkirche als Besinnungs-Oase. Hier geht es ruhiger zu und "Klassiker" wie der erst zwölfjährige Organist Henning Schwarz helfen bei innerer Einkehr.

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