Wachenroth dankte Pater Stefan Pavokovic

22.7.2014, 17:56 Uhr
Wachenroth dankte Pater Stefan Pavokovic

© Christian Enz

Eigentlich wollte Weihbischof Werner Radspieler, Ziehvater des scheidenden Pater Stefan Pavokovic, den Festgottesdienst in der St.-Gertrud-Kirche zelebrieren. Dann war er kurzfristig verhindert, sodass die Organisatoren am Sonntagmorgen noch umplanen mussten. Eine halbe Stunde später als geplant setzte sich daher die Prozession in Gang. Mit dabei Abordnungen von Feuerwehr, Sportverein, Reservisten und Fischereiverein – ein deutliches Zeichen dafür, wie stark die Kirchengemeinde im Ort verwurzelt ist.

Im Zentrum der Andacht stand dann „ein ganz besonderer Pfarrer“, wie Bürgermeister Friedrich Gleitsmann (CSU) betonte. „Du bist nicht Hochwürden, Du bist unser Stefan. Schöner kann man menschliche Nähe nicht ausdrücken. Und mit dieser hast Du eine ganze Generation geprägt.“ Sich selbst nicht zu ernst nehmen, mit der Leichtigkeit eines Schmetterlings durchs Leben gehen – das sei die gelebte Botschaft von Pater Stefan. Ganz aufgeregt war jener, als ihm der Pfarrgemeinderatsvorsitzende Peter Arnold ein großes Portrait überreichte.

Wie innig die Beziehung der katholischen Kirchengemeinde zu ihrem Pfarrer werden würde, das war zu Beginn seiner 23-jährigen Amtszeit nicht abzusehen. „Zitternd und mit Furcht bin ich damals zu Euch gekommen“, erinnert sich Pater Stefan.

Dank eines mitreißenden Naturells eroberte der Pater aber schnell die Herzen der Gemeinde. Insbesondere die der Kinder, denn Jugendarbeit war immer ein Schwerpunkt in seiner seelsorgerischen Arbeit. „Wer ihn vor wenigen Tagen noch mit den Ministranten Fußball spielen sah, der kann kaum glauben, dass unser Pfarrer schon 70 Jahre zählt“, sagte Kirchenpflegerin Petra Wichert. Sie freute sich, dass Pfarrer erst mit 70 in den Ruhestand versetzt werden. „Für uns waren es sieben geschenkte Jahre.“

Ein Gefühl, das Pater Stefan zu teilen scheint. Gerade weil der Weg in die Gemeinde St. Gertrud ein weiter war. Denn die Eltern des 1944 in Crnac im Bistum Zagreb geborenen Stefan Pavokovic wollten, dass ihr Sohn Mechaniker werden würde. „Aber plötzlich kam mir die Eingebung, ich sollte Jugendarbeit leisten und so das Wort Christi verbreiten.“ Eine Idee, die bei den Eltern zunächst auf wenig Gegenliebe stieß. „Es wird selten erzählt. Aber die Kommunisten haben Katholiken, gerade in Kroatien, furchtbar behandelt. Man selbst, aber auch Angehörige mussten Angst um Leib und Leben haben“, so Pater Stefan.

Als die Eltern erkannten, dass der Entschluss Stefans feststand, halfen sie, so gut sie konnten. „Deshalb erfüllte es mich mit großer Freude, dass viele Gemeindemitglieder meine Eltern auf gemeinsamen Reisen in Kroatien kennenlernen konnten und Vertreter aus Wachenroth bei der Beisetzung meines Vaters dabei waren“, unterstrich Pater Stefan. Nach dem Abitur studierte er in Zagreb, Turin und in der Schweiz. 1972 wurde er in Zagreb zum Priester geweiht.

„Eine sehr schöne Sache“

Er war dann überall in Europa als Erzieher aktiv, bevor er in Benediktbeuren zum ersten Mal in Deutschland Fuß fasste. „Jugendarbeit ist eine sehr, sehr schöne Sache. Aber irgendwann ist es Zeit für etwas Neues“, erinnert sich der Pater. Weihbischof Radspieler ermunterte ihn, eine Pfarrei zu übernehmen. Trotz Bedenken nahm er die Herausforderung an, die zur Lebensaufgabe wurde. Deshalb wird er auch im Ruhestand die frohe Botschaft Jesu Christi verkünden. „Ohne Druck vertrete ich gerne den einen oder anderen Kollegen in der Urlaubszeit“, freut er sich.

Bei allem Abschiedsschmerz: Die Pfarrei St. Gertrud hat auch Grund zur Freude. Dies betonte Pfarrgemeinderätin Monika Tregoning am Rande des von Organist Peter Arnold, den Jugendchören La Musica, Wachenroth und The Voices behutsam gestalteten Gottesdienstes. Der Nachfolger für Pater Stefan ist bereits gefunden. Der 65-jährige Padre Gabriel Ramos-Valiente, derzeit im Raum Schlüsselfeld aktiv, übernimmt voraussichtlich im September die Pfarrei.

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