Ein Gigant auf Stelzen

17.8.2017, 06:00 Uhr
Ein Gigant auf Stelzen

© Fotos: Eduard Weigert

12 000 Tonnen wiegt die Stahlkonstruktion, die mit ihren 140 mal 114 Metern so groß ist wie zwei Fußballfelder. "Das ist das Gewicht im momentanen Zustand, also ohne Aufbau der drei Etagen", stellt Gerhard Wunner, Architekt und Projektleiter, klar. Vor uns schwebt das neue Bürogebäude "Arena", das in Zukunft der Haupteingang der "World of Sports" sein wird, auf einer Höhe von 12,50 Meter.

Schon der Aufbau der "Arena", die von Behnisch Architekten aus Stuttgart konzipiert wurde, ist in Deutschland wohl einzigartig. "Unternehmen wie die Firma Hebetec aus der Schweiz, die für die Hebetechnik zuständig ist, sind schon rar gesät, aber die haben auch noch nie so ein flächiges Gebäude gemacht", so Wunner.

Ein Gigant auf Stelzen

© Fotos: Eduard Weigert

Zuerst einmal wurde die Stahlkonstruktion in einer Höhe von zwei Metern aus vielen einzelnen Deckenfeldern zusammen montiert. Dann haben die 76 Pressen die Gesamtkonstruktion Zentimeter für Zentimeter hinauf gedrückt — immer in Schritten von einem halben Meter, erläutert der Projektleiter. "Die Pressen sind computergesteuert und müssen absolut synchron arbeiten." Alle 50 Zentimeter wurde gestoppt und alles genau kontrolliert und vermessen, damit das Gebäude am Ende absolut exakt steht. Vom 4. bis 12. August ging dieser aufwendige Hebevorgang über die Bühne.

"Wir sind jetzt auf der Zielhöhe und sogar ein paar Zentimeter höher", erläutert Wunner. Die Zentimeter mehr Höhe seien nötig, um die insgesamt 67 V-Stützen aus Stahlverbund, die das riesige Gebäude einmal tragen sollen, überhaupt montieren zu können. Die ersten V-Stützen, zwischen 20 und 30 Tonnen schwer, liegen bereits parat. Sie werden bald in bereits vorhandene Halterungen "eingefädelt". Am Boden laufen dann drei oder vier V-Stützen auf einen Betonsockel auf, der von einer 15 Zentimeter dicken Stahlschicht überzogen ist. Hier werden die Stützen dann verschweißt. Damit alles felsenfest sitzt, wurden unter den insgesamt 19 Fundamenten jeweils vier Pfähle mit einem Durchmesser von 1,20 Meter bis zu 20 Meter tief in die Erde getrieben.

Die gesamte Konstruktion sei schon "sehr innovativ", sagt der Projektleiter. Am Ende schwebe das Gebäude mit seinen drei Etagen auf den Stützen über der Erde. Das Erdgeschoss werde laut Wunner so in das Gelände eingebettet und begrünt, dass man am Ende darüber laufen könne. Der Außenbereich wird mit einem See gestaltet und zum ebenfalls neu entstehendem Parkhaus mit 1600 Stellplätzen verläuft der Weg über einen roten Stern, führt der Projektleiter aus.

Unterhalb der "Arena" steht ein Erschließungskern mit einem Sechs-Personen-Aufzug, Lastenaufzug, Treppenhaus sowie Schächten für Installationen. Ein Stückchen weiter ragt ein zweiter Betonkern mit einem weiteren Lastenaufzug in die Höhe. Sind die V-Stützen alle montiert, werden die drei Büroetagen hochgezogen. Licht erhalten die Büros für 150 Mitarbeiter durch sechs große Lichthöfe. Auf dem Flachdach wird eine 3000 Quadratmeter große Photovoltaikanlage montiert, die Strom für den Eigenbedarf liefern soll. Bis Ende 2018 soll die "Campuserweiterung Süd", zu der neben der "Arena" und dem Parkhaus noch ein 14 000 Quadratmeter großes Veranstaltungsgebäude "HalfTime" gehört, fertig sein. Und wie hoch sind die Baukosten? Darüber spricht adidas nicht so gern.

 

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